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Publiziert: 07.06.2006 06:00

Erstaunliche Entwarnung
UMTS-Studie

Von Veronika Merz

Geschätzte Forschende und Geldgeber

Wenn die Schlussfolgerung aus dieser Studie heisst: Entwarnung, Aufhebung der Moratorien, da kein Gesundheitsrisiko nachgewiesen wurde, kann frau nur staunen. Es wird ja eindeutig und vom Studiensetting her klar dargelegt, dass es eine Laborstudie war, die selbstverständlich wesentliche Mitfaktoren ausschliesst und dass es sich um eine Kürzestexposition handelte, die offenbar nur feststellen wollte und konnte, dass auch elektrosensible Menschen Feldstärken nicht direkt wahrnehmen und GSM- und UMTS-Strahlung nicht unterscheiden können und dass das menschliche Gehirn der Probanden in diesem Setting keine gross nachweisbare Reaktion auf die Strahlung zeigt. Soweit ,so interessant. Aber das sagt doch absolut nichts aus über die Wirkung durch die alltägliche, ununterbrochenen Aussetzung "im Feld", sprich in der Wohnung, am Arbeitsort, in der Schule. Es ist vermutlich vergleichbar, wie wenn Sie Menschen für jeweils 45 Minuten dem Lärmpegel einer Autobahn in 20 Meter Abstand aussetzen würden und dann Angaben zur Lärmbelastung resp. zum Lärmempfinden machen würden.

Dass die Studie bereits unmittelbar nach Erscheinen von den Mobilfunkbetreibern als Argument benutzt wird, die Gefährdung als Hirngespinst hinzustellen und mit dem hilfreichen Hinweis versehen wird, Mobilfunkantennen seien viel weniger gefährlich als der Gebrauch des Handys, zeigt nur eines: Eine wirkliche Bereitschaft besteht nicht, die Wirkungen tatsächlich und im Feld zu untersuchen. Weshalb werden keine breit angelegten Feldstudien, das heisst Untersuchungen an real und langzeitig dieser Strahlung (und allem andern dazu) ausgesetzten Menschen, durchgeführt? Weshalb werden Studien wie die vorgelegte nur dank Mitfinanzierung der Mobilfunkbetreiber möglich? Weshalb ist es weder den Forschenden noch der öffentlichen Hand wichtig genug, die medizinischen Folgen von langfristiger Strahlenexposition rasch und umfassend zu untersuchen? Es geht nicht nur um "Wohlbefinden" - es geht möglicherweise um gesundheitliche Risiken, die uns alle riesige finanzielle Belastungen bringen könnten - vom menschlichen Leiden noch gar nicht gesprochen. Ich weiss, wir wissen noch nicht, ob das zutrifft oder ob es andere Faktoren sind, die immer mehr Menschen sich krank fühlen lassen oder an diagnostizierten Krankheiten leiden lassen.

Aber ich denke, die Art, wie über diese Studie berichtet wird ("Entwarnung bei UMTS-Strahlung"), ist ein Schlag ins Gesicht vieler Menschen, die sich gesundheitlich angeschlagen oder krank fühlen und Antworten auf ihre Sorgen, Befürchtungen und ihr Leiden suchen. Mobilfunkantennen sind nur ein Faktor - aber der Vergleich mit "noch viel schlimmeren" Handys ist schon deswegen ziemlich zynisch, weil die Mobilfunkanbieter ja äusserst aggressiv und aufwändig für immer mehr Gebrauch von Handys werben - und dies vor allem bei jüngeren Leuten, die sich um eine allfällige Gesundheitsgefährdung wenig kümmern.

Es bleibt zu hoffen, dass das Bundesamt für Gesundheit seinen Auftrag ernst nimmt und sich wirklich, sichtbar und mit umfassenderen und aussagekräftigeren Studien für die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz einsetzt.

P.S. wie steht es mit den Versicherungen? Gibt es Haftpflichtversicherungen für UMTS-Betreiber? Wenn ja, in welcher Höhe? Wenn nein, weshalb nicht?





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