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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Campus Life
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Publiziert: 30.03.2005 06:00

Jubiläum: die Sieger dess Essay-Wettbewerbs
Preisgekrönte Visionen

Hier wurde das Jubiläumsmotto „Welcome tomorrow“ buchstäblich umgesetzt: beim Essay-Wettbewerb „Visionen ETH 2030“. Die vier Autoren (eine Autorin ist nicht dabei), welche die überzeugendsten Texte abgeliefert haben und die schöne Summe von 10'000 Franken unter sich aufteilen können, wurden gestern an der ETH vorgestellt.

Norbert Staub

Essay und Experiment – beides steht für „Versuch“: Während der Essay seit der Prägung durch Michel de Montaigne (1532–1592), den grossen Meister dieser literarischen Form, das Tastende und Subjektive betont und auf die vollständige Analyse seines Gegenstandes verzichtet, wollen Experimentatoren den Dingen in dem von ihnen fokussierten Segment in der Regel auf den Grund gehen. Bei ETH-Forschenden stellt Letzteres zweifellos den bevorzugten Approach dar. Das ETH-Jubiläum gibt allerdings Gelegenheit, für einmal das essayistische Verfahren ins Rampenlicht zu rücken. Denn beim Jubiläums-Projekt „Visionen ETH 2030“ waren ETH-Angehörige aufgefordert, sich auf drei bis fünf Seiten im Rahmen eines Wettbewerbs Gedanken über die Hochschule von morgen und übermorgen zu machen. Unter der Leitung von Jürg Dual, ETH-Professor und bis vor kurzem Präsident der Planungskommission, hat nun eine Jury die besten Beiträge ermittelt. Ihr gehörten unter anderen Meinrad Eberle, Brigitta Gadient, Markus Gisler, Werner Oechslin, Alan Green, Gérard Hertig, Kathy Riklin, Brigitte von Känel und Kurt Wüthrich an. Gestern Abend wurden die vier ex aequo rangierten Preisträger anlässlich eines Jubiläumsapéros im Audimax der ETH vorgestellt (s. Kasten).

Digitale Nachhaltigkeit

Marcus M. Dapp hat dem ETH-Präsidenten des Jahres 2030 eine fulminante ETH-Tags-Rede in den Mund gelegt. Anlässlich des 175. Geburtstags der ETH blickt dieser zurück auf die Pionierfunktion der ETH bei der weltweiten Förderung eines nachhaltigen Umganges mit digitalem Wissen und Kultur. Er wendet sich dabei gegen eine Verschärfung des Konzepts vom geistigen Eigentum und plädiert dafür, eine möglichst weite Verbreitung von Wissen und Kultur zu ermöglichen, zum Wohl der ganzen Menschheit und zukünftiger Generationen.

Der Autor schloss 2003 sein Ingenieursstudium an der ETH mit den Vertiefungen Technologiemanagement und Informationssysteme ab. Sein Interesse liegt im jungen Forschungsgebiet des nachhaltigen Umgangs mit digitalem Wissen, speziell beim Phänomen Freier (Open Source) Software. Er untersucht in seiner Dissertation den Einfluss von Patentregulierung auf Innovation bei freier Software.

Der Gesellschaft verpflichtet

ETH-Biologe Julian Bertschinger schreibt derzeit seine Doktorarbeit am ETH-Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, wo er sich mit der Erforschung neuer Technologien für die Entwicklung therapeutischer Proteine befasst. Bertschinger stellt in seinem Essay vier Forderungen auf, welche die ETH Zürich im kommenden Vierteljahrhundert im Auge behalten sollte.

Erstens sollten Forschende verpflichtet sein, ihre Arbeit periodisch und kritisch im Kontext gesellschaftlicher Bedürfnisse und des möglichen Nutzens zu beurteilen. Zweitens seien Wissenschafter intensiver in die Öffentlichkeitsarbeit einzubeziehen, um das Verständnis für die Notwendigkeit von Forschung in der Gesellschaft zu verankern. Drittens müsse die ETH bestrebt sein, den wissenschaftlichen Nachwuchs ganzheitlicher auszubilden, um den Graben des Unverständnisses zwischen den Geistes- und Naturwissenschaften zu überwinden. Und viertens solle die ETH flache Hierarchien im Forschungsbetrieb fördern, um unkonventionellen Ideen und jungen Talenten Raum zur Entwicklung zu geben.


Buchvernissage

Die preisgekrönten Essays werden zusammen mit Beiträgen von eingeladenen Autoren in einem Band zusammengestellt, der im NZZ-Verlag erscheint. Zu den weiteren Autoren zählen unter anderen die Nobelpreisträger Werner Arber, Richard Ernst und Heinrich Rohrer, die Unternehmer Ernesto Bertarelli und Branco Weiss, die Professoren Rodney Brooks ( MIT) und Peter Gruss (Präsident der Max-Planck-Gesellschaft) sowie Philippe Busquin, ehemaliger EU-Kommissar für Forschung; ausserdem. Qidi Wu, die amtierende Vize-Bildungsministerin der Volksrepublik China.

Die Vernissage des Buches findet statt am Mittwoch 27. April, um 18:00 auf der Eventbühne beim Landesmuseum im Rahmen der ETH-Erlebnisausstellung „Welten des Wissens“. Vgl. auch: www.essays2030.ethz.ch




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Blicke auf morgen: die Gewinner des Essay-Wettbewerbs "Vision ETH 2030". V.l.: Christoph Meier, Marcus M. Dapp, Julian Bertschinger und Christian Studer. gross

Lob der Langsamkeit

Der dritte prämierte Essayist heisst Christoph Meier. Er studierte an der Uni Zürich Anthropologie und diplomierte 1998 mit einer genetisch-ethologischen Studie über Schimpansen.

Dass die „ETH Life“-Redaktion, sonst strikter Unparteilichkeit verpflichtet, sich über seinen Beitrag "Die langsamen Brüter" speziell freut, liegt darin begründet, dass Christoph Meier seit 2001 Mitglied der Redaktion ist. Mit einem Touch von Science-Fiction zeichnet er das ETH-Hauptgebäude im Jahr 2030 als einen Ort der Begegnung und Besinnung, bevölkert von "langsamen Brütern". Er beschreibt, wie auf eine Phase der ungeheuren Beschleunigung, während derer Publikationsindizes und Ratings für das Mass aller Dinge gehalten wurden, die Auszehrung gefolgt war. Eine Rückbesinnung auf die Vorteile des langsamen, hartnäckigen und redlichen Schaffens ermöglichte dann den Wandel zu einer debattierfreudigen, kreativen Hochschule.

Gegen die Informationslawine

Illustriert mit einer Computer-Animation, beschreibt der vierte Wettbewerbsgewinner Christian Studer in seinem Text "Lilien" eine drohende Gefahr: unsere Über- und Zuschüttung mit Informationen. Auf unserer Suche nach den blühenden Lilien des Wissens werden wir zunehmend durch wild wucherndes Unkraut behindert. Studer diplomierte im Jahr 2002 als Bauingenieur an der ETH. Er wurde für seine Diplomarbeit mit dem 3. Heinrich-Hatt-Bucher Preis ausgezeichnet. Er schreibt zurzeit seine Dissertation am Zentrum für Mechanik im Gebiet der nicht-glatten Dynamik.


Jubiläums-Apéro

(ga) „Das Prickeln nimmt zu“, meinte Olaf Kübler an der gestrigen Info-Veranstaltung zum ETH-Jubiläum. Rund 150 ETH-Angehörige waren seiner Einladung gefolgt, sich ein letztes Mal über die Präsentationen der ETH für das grosse Publikum zu informieren. In drei Wochen werden die „Welten des Wissens“ im Platzspitzareal eröffnet. Und de facto haben sie bereits begonnen: Gestern um 14 Uhr sind die ersten Camions auf dem Platzspitzareal aufgefahren, um die Container zu platzieren, die den Machern der Ausstellung in den nächsten Wochen als Büros und Lagerräume dienen werden.

Rolf Probala bezeichnet die Präsenz der ETH in der Zürcher Innenstadt vom 22. April bis zum 8. Mai zu Recht als Höhepunkt des Jubiläums: 1150 Forscher und Forscherinnen werden an der Ausstellung auf dem Platzspitz-Areal teilnehmen. Dazu kommen 150 Professoren mit je mindestens einem Mitarbeiter, die am Programm „150 ETH-Professoren und Professorinnen im Gespräch“ mitmachen.

Gestern wurden vor allem Highlights aus dem Event-Programm und aus dem Rahmenprogramm vorgestellt. Radio DRS wird am Mittag und am Abend mit Sendungen berichten. Mit dabei sind zudem die amtierende Miss Schweiz Fiona Hefti, und Köbi Kuhn, der im Mittagsgespräch mit Ulrich Weidmann, Professor für Verkehrssysteme, fachsimplen wird. Im Opernhaus wird Carl Djerassis neues Theaterstück „Kalkül“ aufgeführt. Zum Programm auf der Bühne im Hof des Landesmuseums gehören Chemieshows sowie Gesamtkunstwerke aus Stimme, Musik, Tanz und Theater zu den Elementen Erde Feuer, Wasser und Luft. Und selbst das gastronomische Angebot richtet sich nach den Ausstellungsthemen aus. Die ETH-Angehörige profitieren von ermässigten Preisen bei den Führungen, die angeboten werden, sowie bei den Erlebnistagen, einem betreuten Ganztagesprogramm in den Welten des Wissens für Jugendliche ab 9 Jahren.

Das Highlight des Informationsprogramms lieferte Jürg Dual. Er gab die Preisträger des Wettbewerbs „Essays 2030“ bekannt. Aus 35 Beiträgen gingen 4 Sieger hervor: Julian Bertschinger, Doktorand in den Pharmazeutischen Wissenschaften, Marcus Dapp, ein Ingenieur, Christoph Meier von der Redaktion „ETH Life“ und Christian Studer, ein Bauingenieur-Doktorand. Die Preisübergabe findet im Rahmen der Buchvernissage statt, und zwar am 27. April um 18 Uhr – ebenfalls auf der Event-Bühne der „Welten des Wissens“.






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