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Rubrik: Campus Life
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Publiziert: 04.06.2004 06:00

"Studienfinanzierung und Mobilität" waren Themen eines VSH-Pressegesprächs in Bern
Studierende fordern Reform

"Die finanzielle und soziale Situation der Studierenden spielt eine wichtige Rolle in der Problematik um Studienfinanzierung und Mobilität." Das aktuelle Stipendiensystem weise klare Mängel auf, die nur durch eine Reform behoben werden könnten. Diese Feststellungen werden aufgrund der Auswertung einer Studierenden-Umfrage zu Finanzierung und Mobilität getroffen, die der Verband der Schweizerischen Hochschulstudierendenschaften (VSH) gestern Donnerstag in Bern den Medien vorstellte.

Von Regina Schwendener

Alexandre Aellig, Präsident VSH (1): "Die Veröffentlichung eines Berichts aus Wirtschaftskreisen zu Beginn des Jahres, welcher eine Erhöhung der Studiengebühren auf 5000 Franken forderte, hat zahlreiche Reaktionen unter den Studierenden hervorgerufen. Der VSH sah es als notwendig an, die Meinung der 24'000 Studierenden der beiden Eidgenössischen Technischen Hochschulen und der Universität St. Gallen (HSG) zu erfahren, um in der Debatte deren Meinung möglichst detailgetreu vertreten zu können." Therese Haller vom VSETH-Vorstand ist Mitautorin der Studie: "An der jüngsten Umfrage haben sich auch 2032 Studierende aus allen ETH-Departementen beteiligt, in der sie auch Fragen zu Mobilitätsmöglichkeiten durch die Bologna-Reform beantworteten, über die ETH Life bereits berichtete."(2)

Neuorientierung, wenn Geld fehlt

Die finanzielle und soziale Situation der Studierenden spielt eine wichtige Rolle in der Problematik um die Studienfinanzierung und die Mobilität, so ein Fazit aus der Umfrage-Auswertung. 70 Prozent der Studierenden finanzieren sich in erster Linie über die Eltern, während für 9 Prozent eine Erwerbstätigkeit neben dem Studium die wichtigste Geldeinnahmequelle bildet.

Bei einer Umsetzung der von Wirtschaftskreisen geforderten Gebührenerhöhung auf 5000 Franken pro Jahr würden nur rund 20 Prozent der Antwortenden aus der ETH Zürich das als Abfederungsmassnahme vorgeschlagene Darlehen in Anspruch nehmen. 41 Prozent würden das nötige Geld beispielsweise in ihrer Familie oder durch eine zusätzliche Erwerbstätigkeit auftreiben. Nachdenklich stimmt jedoch, dass 29 Prozent der Antwortenden angeben, sie würden sich im Hinblick auf ihre Ausbildung anders orientieren und zögern, ein Hochschulstudium zu beginnen. Dieser Anteil ist bei den weiblichen und insbesondere bei den ausländischen Studierenden höher: 38 Prozent der ausländischen Studierenden würden auf ein Studium in der Schweiz verzichten, 35 Prozent der Frauen würden ihre Ausbildung anders ausrichten.

Hohe Gebühren wirken abschreckend

Diese Antworten legen nahe, dass hohe Studiengebühren im Umfeld der ETH abschreckend wirken und einen spürbaren Einfluss auf die Zusammensetzung der Studierenden an der Hochschule hätten. "Darlehen sind nicht das geeignete Instrument, um eine solche Selektion aufgrund von Kriterien der Finanzkraft zu verhindern", sagt Therese Haller.


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Auch Studierende aus allen ETH-Departementen haben sich an der Umfrage des Verbands der Schweizerischen Hochschulstu-dierendenschaften beteiligt. gross

Die Studierenden wurden auch gefragt, welcher Höchstbetrag an Studiengebühren pro Jahr sich in ihren Augen rechtfertigen liesse. Für die Hälfte der Studierenden liegt der tolerierbare Wert bei 2000 Franken oder darunter. Aus den zahlreichen Kommentaren zu dieser Frage wird deutlich, dass viele Studierende befürchten, sie selbst oder ihre Kommilitonen könnten ihr Studium bei höheren Gebühren nicht mehr finanzieren. Andererseits werden eine Verbesserung der Lehre gegenüber dem heutigen Stand oder ein Ausbau des Stipendienwesen als annehmbare Gründe für eine Erhöhung genannt.

Nach Lösungen suchen

"Mit der Frage um eine Erhöhung der Studiengebühren treffen zwei unterschiedliche Interessen aufeinander: dasjenige einer Sicherung der Finanzierung der Hochschulen und dasjenige einer für alle Studienanwärter erschwinglichen tertiären Ausbildung. Die sich daraus ergebenden Differenzen lassen sich nicht einfach ausräumen", sagt der VSH. Da die Studierenden aber auf eine qualitativ hochstehende Bildung und Hochschulen auf eine genügend grosse Anzahl begabter Studierender angewiesen seien, sei es zweckmässig, nach Lösungen zu suchen, welche beiden Interessen gerecht werden.

Als Lösung sieht der VSH unter anderem eine rasche und umfassende Reform des schweizerischen Stipendiensystems , da das Stipendiensystem nicht an die zunehmenden Studierendenzahlen angepasst wurde und sich aufgrund des neuen Finanzausgleichs zwischen dem Bund und den Kantonen tendenziell im Abbau befindet.

Therese Haller erklärt hierzu: "Da für die Studierenden die Tragbarkeit von Studiengebühren eng mit den Finanzierungsmöglichkeiten des Studiums und damit mit der Stipendienfrage verbunden ist, unterstützt der VSH aktiv die Einführung eines Systems auf nationaler Ebene, welches Studiengebühren, Ausbildungsbeiträge regelt. Auf diese Weise sollen die Finanzierung der Stipendiengelder für die Zukunft gesichert und die Disparitäten zwischen den kantonalen Regelungen überwunden werden." Eine Erhöhung der Studiengebühren, welche als Ziel Einsparungen der öffentlichen Hand verfolge, lehne der VSH ab. Eine Verbesserung der Zugangsmöglichkeiten zum Studium und der Betreuungssituation in der Lehre könnten eine moderate Erhöhung rechtfertigen.Dabei sei aber von grosser Bedeutung, dass die Verwendung des Erlöses aus den Studiengebühren zweckgebunden und transparent ist. Haller unterstreicht: "Eine Beeinflussung der Studienwahl aufgrund finanzieller Kriterien darf keine Folge des Gebührensystems sein. Dem muss vielmehr mittels Ausbildungsbeiträgen vorgebeugt werden."


Fussnoten:
(1) Verband der Schweizerischen Hochschulstudierendenschaften wurde im Dezember 2002 auf Initiative der Studierenden der HSG und beider ETH gegründet: www.aes-vsh.ch/d/home.php
(2) "Gebremste Mobilität": www.ethlife.ethz.ch/articles/VSETHMobilitaet.html



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