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Rubrik: Campus Life
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Publiziert: 10.01.2005 06:00

Tsunami wütete in Asien - Hilfsaktion auch an der ETH initiiert
Hilfe, um das Überleben zu sichern

26. Dezember 2004, Tsunami in Asien: In den unfassbaren Opferzahlen und dem Ausmass der Zerstörung spiegelt sich nur ein tragischer Teil der vielen Auswirkungen des Seebebens vor Sumatra. Die Flutopfer brauchen jetzt zum Überleben in jeder Beziehung dringend Hilfe - auch aus der ETH.

Von Regina Schwendener

Amerikanische Seismologen massen die Stärke 9,0 auf der Richter-Skala. Damit handelt es sich um das weltweit schwerste Beben seit 1964 und das fünftschwerste seit 1900. Es löste vor der Küste von Sumatra eine gewaltige Flutwelle, einen sogenannten Tsunami, aus. Was war passiert? - Die tektonischen Platten unter dem Indischen Ozean hätten sich um rund 30 Meter verschoben, sagten Wissenschaftler vom US Geological Survey (USGS) in Pasadena (Kalifornien).

Hilfsbereitschaft ist gross

Die Menschen in den Küstengebieten der betroffenen Länder wurden von der Flutwelle überrascht. Die Uno rechnet mit über 200'000 Toten. In Sri Lanka starben bisher zum Beispiel nach offiziellen Angaben mindestens 30'000 Personen. Rund ein Drittel davon sind Kinder. Viele tausend Personen werden noch vermisst. Rund 1,5 Millionen Menschen sind obdachlos. Die Zerstörung an Häusern und Infrastruktur ist enorm. Wegen der Überflutung ist auch die Seuchengefahr und die Verschmutzung des Trinkwassers in den nächsten Tagen und Wochen sehr gross. Aber auch das Engagement, den Menschen in den von der Flutwelle betroffenen Staaten zu helfen, hat ein bisher kaum gekanntes Ausmass erreicht.

Sie lebten in Sri Lanka, arbeiten oder studieren heute an der ETH (v.r.): Elsy Jaccomuthu und Mazenod (Raj) Jaccomuthu (Studierende), Sasi Nagalingam (Mensa), Shiva Vinasithampy (ETH Bibliothek) sowie Bala Arumugam, Shan Saravanabavan, Ragu Senathirajah, Jeyam Arumugam, Ketha Mehendran und Nantha Pirabaharan (alle Mensa). gross

Zum Beispiel in Sri Lanka...

Die Situation in Asien hinterliess nicht nur im Grossen, sondern auch im Kleinen ihre Spuren, zum Beispiel in der ETH-Bibliothek: Der ETH-Mitarbeiter Shivaneshan Vinasithampy - kurz Shiva genannt - wurde deshalb an der ETH aktiv und möchte helfen, Spenden für die betroffenen Landsleute zu sammeln. Seine Motivation als nicht direkt Betroffener? - Er möchte den Kindern in seiner Heimat eine Zukunft zu geben, argumentiert er schlicht. Zudem bemerkt er ergänzend: "Aufgrund des langjährigen Bürgerkriegs hat sich gezeigt, dass zurzeit kein funktionierendes Versorgungssystem besteht, das den Nord-Osten in der Krisensituation der letzten Tage mit Hilfsgütern beliefern konnte." Deshalb sei es besonders wichtig, dass direkt dort arbeitende Hilfsorganisationen wie die Tamils Rehabilitation Organization (1) ohne Umwege unterstützt werden und das Geld dort effizient, schnell und vor allem richtig eingesetzt werde, wo Hilfe augenfällig nötig ist.

…und Indien

Die indische Studentenorganisation ASHA Zurich (2) versucht mit ihrem Beitrag in Indien zu helfen. Gregory De Souza, Student an der ETH, bemerkt zur Aktion: "Bis jetzt haben wir gut 4000 Franken von etwa 20 bis 30 indischen und europäischen Spendern gesammelt." Dies sei vielleicht eine etwas bescheidene Summe im Vergleich zu den Millionen die in den grossen Sammelaktionen zusammenkamen, so der Student, aber man habe ein Ziel: "Wenn wir genügend Mittel aufbringen können, möchten wir uns zusammen mit einer lokalen NGO an einem langfristigen Projekt, zum Beispiel dem Wiederaufbau eines Dorfes in Indien beteiligen und dieses finanziell unterstützen." Und er erzählt, dass die Studierenden von indischen Bevölkerungsgruppen an der Küste Tamil Nadus gehört hätten, die bis jetzt als Fischer tätig gewesen sind und jetzt ihren ganzen Lebensunterhalt verloren hätten.


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Die Auswirkungen der Flutwelle in Asien veranschaulicht. Quelle: APA gross

ETH: Beben registriert

Das aussergewöhnliche Ereignis wurde auch beim Schweizerischen Erdbebendienst, der im Departement Erdwissenschaften auf dem Hönggerberg angesiedelt ist, registriert. Dr. Manfred Baer - in den Tagen nach der Flutwelle gefragter Experte für die wissenschaftliche Interpretation - weist aber auch auf eine weitere, latente Gefahr hin: "Was im Indischen Ozean geschah, ist grundsätzlich auch in der Nordsee, im Mittelmeer und Atlantik denkbar. Nicht nur Seebeben, auch Vulkanausbrüche und ins Meer rutschende Gesteinsmassen können verheerende Flutwellen auslösen", so Baer. Und er folgert: "Wenn wir eine Lehre aus dieser Katastrophe ziehen wollen, so müssen wir heute mit dem Aufbau eines weltweiten Tsunami-Warnsystems beginnen." Ein solches System umfasse nicht nur die technische Installation von Messgeräten, sondern bedürfe auch der Infrastruktur, um die Bevölkerung zu warnen sowie der Aufklärung und Schulung der Leute. Das könne, so Baer, Jahre bis Jahrzehnte in Anspruch nehmen.

So präsentierte sich das Seismogramm der ETH Zürich am 26. Dezember an den drei Messstationen auf dem Ofenpass, in Zürich Degenried und Aigle. gross

EAWAG: Mit WHO in Kontakt

Eines der akuten Probleme ist, wie schon erwähnt, die Trinkwasserversorgung. 1991 entwickelte die Eidgenössischen Wasserforschungsanstalt (EAWAG) eine Methode, die sich solare Trinkwasserdesinfektion (SODIS) (3) nennt. Sie wird in etlichen Ländern - von Bolivien über Sri Lanka bis Vietnam - erfolgreich angewandt. Zurzeit werde in den Katastrophenregionen Trinkwasser in Plastikflaschen in rauen Mengen verteilt, sagte Martin Wegelin von der EAWAG. Wichtig sei nun, dass die vor Ort tätigen Experten das Wissen verbreiten können, wie die PET-Flaschen weiter verwertet werden können. Dazu stehe er seit Beginn der Katastrophe mit den zuständigen Stellen des Bundes wie auch internationaler Organisationen wie der WHO in Kontakt. In Gebieten wie dem südindischen Bundesstaat Tamil Nadu sowie Sri Lanka und Indonesien wird SODIS schon seit längerem von Partnerorganisationen propagiert. Die EAWAG sorgt für die fachtechnische Beratung.

Bei Fragen rund um Spenden-Vorschläge steht Herr Shiva den ETH-Mitarbeitenden (shiva@library.ethz.ch oder Telefon 078'861'21'52) gerne mit Rat und Tat zur Verfügung. Spenden nimmt zudem die ASHA, die indische Studentenorganisation in der Schweiz (2) wie unter anderen auch die Caritas (4) und die Glückskette (5) entgegen.


Fussnoten:
(1) Tamils Rehabilitation Organization: www.troonline.org
(2) Indische Studentenorganisation in der Schweiz: www.ashanet.org/zurich/
(3) "Geld für billiges Trinkwasser": www.ethlife.ethz.ch/articles/LionsSODIS04.html
(4) Caritas: www.caritas.ch/ oder www.caritas-international.de/
(5) Glückskette: www.glueckskette.ch/



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