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Rubrik: Campus Life
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Publiziert: 15.05.2002 06:00

Landesausstellung in Neuenburg feierlich eröffnet
"L'expo existe!"

"Ein herrlicher Tag für ein grosses Fest!" rief Francis Matthey, Präsident der Expo-Generalversammlung, dem Publikum der Eröffnungszeremonie zur ersten Schweizer Landesausstellung seit 38 Jahren zu. In der Tat: über den Arteplages strahlte die Sonne, und in der Neuenburger Eishalle verfolgten am 14. Mai 2’300 Gäste, darunter der gesamte Bundesrat und SpitzenvertreterInnen von Wirtschaft und Wissenschaft die feierliche und bunte Eröffnungszeremonie zur Expo.02.

Von Norbert Staub

Die Erleichterung - sie war bei den Verantwortlichen buchstäblich mit Händen zu greifen: "Wir haben es doch noch geschafft", sagte Franz Steinegger, Präsident des Steuerungskomitees der Expo.02 zur in der Neuenburger Eishalle versammelten Prominenz.

galet  neuenburg
Strahlender Eröffnungstag: Als erste Besucher durften sich die Gäste der Eröffnungszeremonie auf der Neuenburger Arteplage umsehen. gross

Die Realität gewordene Expo sei Ergebnis einer Auseinandersetzung über Formen, Inhalte und Personen und "Resultat auch von Verweigerung”, fügte Steinegger hinzu, der erst im Herbst 1999 als "Feuerwehrmann" an Bord gekommen war. Angesprochen waren damit jene Teile von Politik und Wirtschaft, die sich nach der gründlich missglückten Ära Fendt bis zuletzt nicht (mehr) für ein Expo-Engagement begeistern konnten. Das Fehlen von Jacqueline Fendt und Pipilotti Rist, der ehemaligen künstlerischen Direktorin an der Eröffnung zeigte, dass nicht alle Narben verheilt sind. Francis Matthey sprach von gefährlichen Klippen, die das Projekt habe umschiffen müssen, und dem sprichwörtlichen "jurassischen Starrsinn", der dieses "etwas verrückte" Projekt ermöglicht habe.

Zuvor hatte Bundespräsident Kaspar Villiger auf das vielzitierte "La Suisse n’existe pas" aus der Weltausstellung von Sevilla hingewiesen - als gar nicht so falsche Quintessenz der für die Schweiz schwierigen neunziger Jahre (Stagnation und hohe Arbeitslosigkeit, problematisches Verhältnis zu EU, Kritik wegen des Verhaltens im Zweiten Weltkrieg).

steinegger wenger villiger
Massgeblich am Zustandekommen der Expo beteiligt: (v.l.) Franz Steinegger, Nelly Wenger und Bundespräsident Kaspar Villiger. gross

Symptomatisch sei auch gewesen, dass die Expo damals nicht vom Fleck kam: "Das Projekt bewegte sich von Krise zu Krise", hielt der Bundespräsident fest. Wie häufig in der Schweiz sei aber aus Resignation auch Gestaltungskraft, aus Zweifel Selbstbewusstsein gewachsen. Dem und initiativen und kreativen Köpfen wie Nelly Wenger, Franz Steinegger, Martin Heller sei zu verdanken, dass die Expo zustande kam.

Identitätsstiftend

"Etwa einmal pro Generation kann eine Landesausstellung als verbindendes Gemeinschaftswerk einen wichtigen Beitrag zum Zusammenhalt des Landes leisten", so Villiger. Denn die Schweiz, deren Kohäsion weder auf sprachlichen noch kulturellen Faktoren beruhe, müsse "stets ganz bewusst" daran arbeiten.


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tanz der lilith
Mythologisches zum Auftakt: Tanz der Lilith und der Sirenen, ein Ausschnitt aus dem abendlichen Spektakel, am Eröffnungsakt in Neuenburg. gross

Noch jedesmal hätten Schweizer Landesausstellungen solche Krisen durchgemacht, "aber jedes Mal trugen sie zu unserer Identiät bei und machten uns stolz", sagte Villiger. So sei es hoffentlich auch diesmal. Jetzt sei es am Publikum, das Motto von Sevilla so abzuwandeln: "L’expo existe, donc la Suisse existe!"

Ebenfalls Erleichterung, aber auch Erschöpfung war bei den Verantwortlichen von Ada, dem Expo-Projekt von Uni und ETH Zürich, Professor Rodney Douglas und Paul Verschure vom Institut für Neuroinformatik zu spüren. "Das Team hat die vergangenen Wochen jeweils bis tief in die Nacht gearbeitet", so Douglas gegenüber ETH Life. Auch jetzt, im Publikumsbetrieb, werden an Ada noch Anpassungen vorgenommen. Laut Projektleiter Paul Verschure sei das Feintuning eben erst mit dem grösseren Besucherstrom möglich.

verschure douglas
Erschöpfte Zufriedenheit: Paul Verschure (l.) und Rodney Douglas, die Schöpfer des Uni/ETH-Projekts "Ada - der intelligente Raum".

Sinnenfrohes Pathos

Es war ein spektakulärer, klangsinnlicher, stellenweise etwas pathetischer Auftakt; gespielt wurde mit mythologischen, dem Ereignis angepassten Elementen: da hatte - ganz den fundamentalen Expo-Fragen nach der Beschaffenheit der Natur, der Macht und der Zeit entsprechend - der kühne Menschenschöpfer Prometheus seinen Auftritt, sowie Lilith, die erste Frau, umringt von einem Sirenenschwarm.

Dann der unerschrockene Odysseus, der den "Geist des Kantons Jura" verkörpert. Zu diesen Ausschnitten aus dem Abendspektakel von François Rochaix, mit denen die Eröffnungszeremonie in der Neuenburger Eishalle geschmückt wurde, gesellten sich die schwarze Pantherin, dargestellt von der Schweizer Rocksängerin Sina, sowie Orchester und Chor des Europäischen Jugendmusik-Festivals.

arteplage neuenburg
Bereits am Eröffnungstag herrschte beträchtlicher Andrang: Eingang zu Ada auf der Arteplage Neuenburg. gross

Eine "Heimat für die Welt"

"Kein Lehrpfad für Untertanen", solle die Expo sein, und "keine Propaganda in irgendeine Richtung", erklärte Franz Steinegger. Die Schau sei Ausgangspunkt für "mögliche Zukünfte", ein Ort der vielfältigen Auseinandersetzung mit dem Heute und dem Morgen. Expo-Generaldirektorin Nelly Wenger zeigte sich "sehr bewegt", dass die Expo jetzt beginne. Einem Expo-Amphibienfahrzeug entstiegen, rief sie dazu auf, die Arteplages jetzt zu bevölkern und daraus etwas Neues für dieses Land entstehen zu lassen, zum Beispiel, aus der Schweiz eine "Heimat für die Welt" zu machen.




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