ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Campus Life
Print-Version Drucken
Publiziert: 07.06.2005 06:00

Diskussion um den neuen Studienkalender
Abstimmungsbedürftiger Kalender

Ab 2007 gibt es einen neuen Studienkalender für die Hochschulen der Schweiz, wie diesen März bekannt wurde. Die mit der fünfwöchigen Verschiebung verbundenen Vorteile und Probleme diskutierte ETH Life mit ETH-Angehörigen.

Von Christoph Meier

„Ich bin darüber sehr glücklich“, meint Mauro Pfister. Der neue VSETH-Präsident bezieht sich mit seiner Aussage nicht auf seine Wahl an die Spitze des Studierendenverbandes, sondern auf die Vorverschiebung des Studienkalenders um fünf Wochen im Jahr 2007. Diese beschlossen die Rektorenkonferenzen der Universitäten (CRUS), der Fachhochschulen (KFH) und der Pädagogischen Hochschulen (SKPH) diesen März (1). Für Pfister bedeutet die Neuerung, dass ein wichtiges Anliegen des VSETH zur Förderung der Mobilität umgesetzt wird.

Damit verabschiede man sich vom Exotenstatus und sei kompatibel mit dem anglo-frankofonen Raum in Europa, den skandinavischen Ländern und den Niederlanden, ergänzt Dieter Wüest, Leiter des ETH-Rektorats. Er sieht zwei Gründe dafür, dass die CRUS den radikalen Schritt wagte. Erstens erfülle man damit das unter anderen angepeilte Ziel der Bologna-Reform der erhöhten Mobilität, und zweitens habe innerhalb der Schweiz endlich eine Harmonisierung stattgefunden - eine Tatsache die häufig vergessen werde. Für Wüest ist aber klar, dass für einen grösseren Studierendenaustausch noch weitere Bedingungen erfüllt sein müssen, so etwa die Umstellung auf die Unterrichtssprache Englisch. In die Zukunft blickend meint der Rektoratsleiter: „Ob das Konzept aufgeht, wird sich zeigen. Klar ist, dass es umgesetzt wird und keine Schweizerische Hochschule ausscheren kann“.

"Auf alle Fächer, die Ausbildungen im Feld anbieten, kommen Probleme zu", befürchtet Matthias Baltisberger, ETH-Biologieprofessor. gross

Probleme für Ausbildung im Feld

Dass das Konzept negative Folgen hat, ist aber jetzt bereits vielen klar. So sieht Matthias Baltisberger, ETH-Professor für Geobotanik, beispielsweise Probleme auf alle Fächer zukommen, die Ausbildungen im Feld anbieten, wie die Botanik, Bodenkunde oder Geologie. „Die Vegetationsperiode in den Alpen beginnt spät und fällt mit dem neuen Studienkalender in die Ferien“, erläutert der Biologe. Es sei unklar, ob künftig Exkursionen ausfallen müssen. Dieser Punkt, zusammen mit einer grösseren Überschneidung mit der Rekrutenschule sowie die Verlagerung der Prüfungsvorbereitungen in die Weihnachtsferien veranlassten den Fachverein der Biologiestudierenden, den neuen Studienkalender abzulehnen. Mit denselben Argumenten kritisiert auch die Unterrichtskommission des Departements Biologie die Verschiebung und ergänzt noch, dass diese zu einer Kollision mit den Schulferien führe. In einer Mail, die über die Mailingliste der Stelle für Chancengleichheit der ETH verbreitet wurde, erhielt der CRUS-Entscheid das Prädikat „familienfeindliche Hochschulpolitik“.

Als problematisch erachtet Baltisberger nicht nur die möglichen Folgen des neuen Studienkalenders. Was ihn rückblickend besonders stört, ist die mangelnde Information im Vorfeld der Entscheidung der CRUS. Das Schreiben der Schulleitung in dieser Sache sei zudem zu spät erfolgt. Die Aussage darin, man habe auf eine Vernehmlassung verzichtet, um schneller entscheiden zu können, erachtet der Biologe als erschreckend undemokratisch.


weitermehr

„Einen solchen Entscheid kann man nicht fällen, wenn man noch auf die Olma und das Sechseläuten Rücksicht nehmen will“, meint der Leiter des ETH-Rektorats, Dieter Wüest, zum Beschluss, den Studienkalender vorzuverschieben. gross

Keine Rücksicht auf Olma und Sechseläuten

Dieter Wüest gesteht ein, dass die Information durch die Schulleitung früher hätte erfolgen sollen. „Zu einem solchen Entscheid gehört, dass er kommuniziert wird“. Im Fall des Studienkalenders gelte es aber zu beachten, dass dieser von der CRUS und nicht von der Schulleitung gefällt worden sei. Der Informationsbedarf nach innen sei deshalb bei der Schulleitung nicht sofort klar gewesen. Der Entscheid der CRUS, auf eine Vernehmlassung zu verzichten, ist dagegen für Wüest verständlich; er meint pointiert: „Einen solchen Entscheid kann man nicht fällen, wenn man noch auf die Olma und das Sechseläuten Rücksicht nehmen will.“ Der Brief der Schulleitung ist auch aus Sicht von Mauro Pfister unglücklich formuliert. Der VSETH-Präsident weist darauf hin, dass entgegen dessen Wortlaut der ganze Prozess sehr wohl mit Konsultationen verlief. So habe die Studienkommission, welche die Schulleitung in lehrbezogenen Fragen berät, die Angleichung des schweizerischen akademischen Kalenders an den euopäischen letztes Jahr explizit unterstützt und auch die Hochschulversammlung sei früh informiert gewesen. „Es ist aber leider so, dass zum Teil dort vorhandene Information nicht weitergeben wird und die Professoren aufgrund ihrer grösstenteils unbesetzten Vertretungen in Hochschulversammlung auch selbst Verantwortung tragen.“ Wüest fügt an, dass die Studienkonferenz im Bild gewesen sei und auch dort kein Widerspruch laut wurde.

Mit Blick auf die Zukunft hält Wüest nochmals fest, dass aufgrund der Einstimmigkeit innerhalb der CRUS der Entscheid für den neuen Studienkalender unumstösslich ist. „Jetzt gilt es für uns an der ETH, zusammen mit den Departementen die notwendigen Änderungen einzuleiten“. Neben der Suche nach möglichen Daten für Exkursionen bereitet dem Rektoratsleiter vor allem ein Umstand Kopfzerbrechen: Wo sollen im Jahr 2007 die fünf Wochen eingespart werden, welche durch die Verschiebung verloren gehen werden? Mögliches Sparpotenzial sieht Wüest in einer Kompression der fünf Prüfungswochen auf vier oder in einem verkürzten Wintersemester. „Klar ist jedoch auch, dass beim Kerngeschäft keine Abstriche toleriert werden.“ Dass er in den sauren Apfel der Umstellung beissen und vielleicht sogar einige Exkursionen auf dem Altar der Mobilität opfern muss, scheint Matthias Baltisberger unausweichlich. Gerade darum werde aber seine volle Energie einsetzten, damit sein Unterricht weiterhin möglichst nachhaltig bleibe.

VSETH-Präsident, Mauro Pfister kontert den Vorwurf der mangelnden Information: „Es ist aber leider so, dass zum Teil Information aus der Hochschulversammlung nicht weitergeben wird und die Professoren aufgrund ihrer grösstenteils unbesetzten Vertretungen in Hochschulversammlung auch selbst Verantwortung dafür tragen.“ gross


Fussnoten:
(1) "ETH Life" berichtete unter "Neuer Studienkalender ab 2007": www.ethlife.ethz.ch/articles/harmon_hochsch.html



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!