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Rubrik: Forum
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Publiziert: 16.02.2006 06:00

Zum Leserbrief von Heike Grossmann

Sehr geehrte Frau Dr. Grossmann (Ärztinnen für Umweltschutz, Sektion Zürich)

Ich erlaube mir, zu Teilen Ihres offenen Briefes vom 6. Februar 2006 an Herrn Prof. W. Gruissem Stellung zu nehmen (s. www.ethlife.ethz.ch/articles/forum/HeikeGrossmann2.html). Ich mache dies als Fachmann im Bereich Tierernährung und verzichte auf Bemerkungen zu gesetzlichen Fragen.

Seit über fünf Jahren sind die Kühe auf dem Betrieb des Landwirts Glöckner in Deutschland tot. Vorher und nachher wurden beliebige Milchkühe, Mastrinder, Schweine und Geflügel mit dem Bt-176-Mais gefüttert. Mir sind in der Fachliteratur keine Ergebnisse bekannt, die irgendwelche Nachteile des Bt-176-Mais im Vergleich zu anderen vergleichbaren Maissorten beschrieben hätten. Auch in der Humanernährung fand diese gentechnisch veränderte Maissorte Anwendung. Welchen Anteil Bt-176-Mais im Vergleich zu über vierzig anderen zugelassenen Sorten heute noch ausmacht, ist mir nicht bekannt (GVO-Maisanbaufläche im Jahr 2005 weltweit 20 Mio Hektaren). In Europa und den USA ist er durch neuere Sorten ersetzt worden.

Wir haben in unseren eigenen Versuchen ebenfalls Bt-176-Mais an Legehennen und Broilern untersucht. Unsere Ergebnisse wurden in einer Dissertation und verschiedenen Publikationen an die Öffentlichkeit weitergeben. Kurz zusammengefasst bestanden zwischen dem Bt-176-Mais und der entsprechenden Kontrollvariante Caesar keine Unterschiede in Bezug auf die agronomischen Erhebungen sowie die Umsetzbarkeit der Nährstoffe. Wir haben auch in den Organen von Broilern und in den Produkten für den menschlichen Konsum (Eier und Fleisch) nach spezifischen Nukleinsäurefragmenten gesucht. In keinem Fall konnte ein Fragment der rekombinanten DNA nachgewiesen werden. Dagegen fanden wir in verschiedenen Organen Fragmente eines Chloroblastgens, das in beiden Maissorten exprimiert wird. Unsere Versuche bestätigten neben einer sehr grossen Anzahl weiterer unabhängiger Untersuchungen die Unbedenklichkeit des gentechnisch veränderten Bt-176-Mais.

Erlauben Sie mir bei dieser Gelegenheit die Schlussbemerkung aus dem Bericht von Prof. Brunello Wüthrich im 5. Schweizerischen Ernährungsbericht zur Allergiegefahr von gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln: „Auch wird die Gefahr von neuen Nahrungsmittelallergien durch gentechnisch veränderte Nahrungsmittel hochstilisiert, in Wirklichkeit ist bisher weltweit von keinem einzigen Fall einer allergischen Reaktion nach Einnahme von Genfood berichtet worden.“

Aus heutiger Sicht gilt somit die Maissorte Bt-176 nach wie vor als sicher. Der Schluss, dass aufgrund dieser Feststellung neue gentechnisch veränderte Pflanzensorten nicht ebenso sorgfältig bezüglich ihrer Anwendung überprüft werden sollten, wäre vollkommen falsch. Dazu braucht es hochstehende Forschung und entsprechendes Wissen. Griffige Gesetze sollen dann die Anwendung von sicheren Pflanzen regeln. Alleinige Verbote sind dabei keine Lösung.

Im Falle von Herrn Glöckner kann der Zusammenhang der abgegangenen Rinder nicht mit dem Bt-176-Mais als solchem gesucht werden. Fragen der Ernte, der Konservierung, Lagerung und Fütterung des Mais müssen in Betracht gezogen werden. Auf der Seite der Tiere sind auch Aspekte der Haltung und Hygiene mit zu berücksichtigen. Das unabhängige Robert Koch-Institut hat in seinem Gutachten auch einige Mängel aufgezeigt, die aber in keiner Weise mit der Maissorte im Zusammenhang standen. Ich schlage Ihnen deshalb vor, in Zukunft den Fall Glöckner nicht mehr im Zusammenhang mit möglichen Gefahren der gentechnisch veränderten Nahrungs- und Futtermittel zu verwenden. Mit freundlichen Grüssen

Prof. Caspar Wenk, Institut für Nutztierwissenschaften





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