ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Forum
Print-Version Drucken
Zurück zum Ausgangstext
Publiziert: 18.04.2005 06:00


Noch einmal: Treibhausgase

Von Kurt Signer

Zum zweiten Diskussionsbeitrag von Christoph Schär

Ich stelle fest, dass es sich bei Herrn Schärs Quellen ja um die gleichen handelt wie bei meinen. Was kann nun zu zwei so unterschiedlichen Interpretationen des gleichen Datenmaterials führen?

ad (1) Herr Schär vertritt puriter die Ansicht des IPCC. Die UN Statistic Division hat eine globale Schau der Sache und ist vom IPCC unabhängig. Sie publiziert auch Ergebnisse der USEPA, die der Landwirtschaft quantitativ und qualitativ weitaus kritischer gegenüber steht. Herr Schär möge sich doch einmal diese globalen UN Statistiken zu Gemüt führen und zur Kenntnis nehmen, dass nur die halbe (UNO)-Welt an das IPCC-Paradigma glaubt, und das aus guten, wissenschaftlich fundierten Gründen. Unter anderen beweisen das die Beiträge von Jan Esper, Christian Schlüchter und Martin Funk in "ETH Life". Wir wollen - sero sed serio - unsere Umwelt schützen und retten, aber aufgrund von Tatsachen und nicht aufgrund von Hypothesen höherer Ordnung und unsicheren Modellprognosen.

ad (2) Herr Schär verdreht nicht nur meine Aussagen, sondern auch den EEA Technical Report (http:/www.env-it.de/umweltdaten). Er unterdrückt die Anteile der Landwirtschaft an der Abfallbeseitigung (total ca. 100’000 t.103 CO2 ÄQU), und den Anteil an den Industrieprozessen (Graue Energie, Bauten, total ca. 3,3 Mio t .103 CO2 ÄQU), und an Sonstigem (total ca. 1800 t.103 ÄQU). Und dass man die Flächennutzungstransfere (total ca. 110'000 t.103 ÄQU) wegen Vergandung ausser Acht lassen darf, dürfte von einem anderen Planeten stammen, sicher nicht aus der Schweiz und Europa. Dass die eigentliche Aussage meiner kleinen Rechnung die Tatsache ist, dass die Treibhausgas- (GHG-) Emissionen der Landwirtschaft in Europa weit höher sind als die der Industrieprozesse, hat Herr Schär übersehen - wie auch z.B. die weit höheren CO2-Äquivalente von CH4 (ca. 21 mal ) und N2O ( 310 mal ).

ad (3) Wer die verwirrliche Datensammlung des BUWAL („Emissionen nach CO2 Gesetz und Kyotoprotokoll“) bezüglich GHG kennt, welche Daten umfasst, die für das CO2-Gesetz nützlich sind, den IPCC Anforderungen des Kyotoprotokolls entsprechen sollen und noch der Gesamtenergiestatistik des BFE dienen, wird feststellen, dass die Daten der Schweiz, die ja zum Teil von Herrn Schär als Mitautor des Wissenschaftsberichts stammen, denen der Türkei nicht ebenbürtig sind. Aus diesem Bericht der türkischen Regierung an das IPCC geht hervor, dass die aus der Landwirtschaft stammenden GHG von 1970 bis 2005 etwa auf das Doppelte angestiegen sind und heute praktisch der Hälfte der Gesamtwerte der direkten und indirekten GHG der Türkei entsprechen ( total 567'637, Landwirtschaft 218'225 Gg / Jahr ).

Im weiteren nimmt Herr Schär nicht zur Kenntnis, dass lediglich die Vernichtung der Tropenwälder, die ja zum Grossteil der Landwirtschaft zum Opfer gefallen sind, bereits für 15 Prozent der weltweiten GHG-Emissionen verantwortlich ist (wie u.a. die niederösterreichische Regierung in ihrer Klimabroschüre festgehalten hat (http://www.noe.gv.at/service/RU/RU3/Klimabuendnis/Klimabuendnis.htm). Zusätzlich nimmt dieser Bericht noch 15 Prozent der GHG infolge der Landwirtschaft generell an. Das wären dann schon 30 Prozent. Wieviel Verkehrsanteile, Graue Energie (globaler Anstieg 1.5%/Jahr), Industrieanteile, Chemieressourcen und welche Systemabgrenzung im Falle der Landwirtschaft angewendet werden, scheint nicht zu interessieren.

Wir haben bei Prof. Max Berchthold noch gelernt, dass die Festlegung der Systemgrenzen von grösster Wichtigkeit für eine wissenschaftliche Untersuchung ist. Die verschiedenen Auslegungen der gleichen Daten beweisen im vorliegenden Fall, dass damit völlig verschiedene Standpunkte nach sehr subjektiven Kriterien produziert werden können. Quod erat demonstrandum.





Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!