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Publiziert: 27.11.2002 06:00

Assistieren und Doktorieren - eine überfällige Begriffsklärung
Kolumne R. Pink

Von Moritz Kälin

Die Kolumne von R. Pink bringt wieder mal eine alte Frage auf den Tisch: Ist die Tätigkeit eines Doktorierenden, nämlich die WISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNG, eine reguläre Arbeit, welche entsprechend bezahlt werden sollte, oder eine rein egoistische Betätigung (schliesslich bildet man sich ja fort), oder gar ein teures, nutzloses Hobby? (siehe auch den ETH-Life-Artikel 'Forschung ist kein Hobby' vom 26.1.2001) Die Auffassung von Prof. Pink teilen leider einige Professoren an der ETH. Abgesehen von der Tatsache, dass die sehr heterogene Struktur der ETH eine so generelle Aussage gar nicht erlaubt, spricht sie von der eher mässigen Wertschätzung der wissenschaftlichen Arbeit der Doktoranden. Wer macht den die wissenschaftliche Knochenarbeit an der ETH, wenn nicht zu einem erheblichen Anteil die Doktoranden? Wieso soll ein Doktorand Publikationen schreiben, die für die spätere Karriere in der Industrie bedeutungslos sein werden, wenn nicht als Teil seiner BEZAHLTEN Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter seines Doktorvaters?

Natürlich ist ein Doktorat, erfolgreich abgeschlossen, auch eine zusätzliche Qualifikation, und hat daher auch Ausbildungscharakter. Dieser Aspekt wird jedoch durch die nicht gerade berauschende Höhe des monatlichen Gehalts, im Vergleich zu Gehältern in der Privatwirtschaft, mehr als berücksichtigt! Prinzipiell lässt sich ein Doktorat eigentlich eher mit einem Traineeship-Programm in einer Grossfirma vergleichen. 'Learning on the job' führt zu zusätzlicher Qualifikation, die dafür mit einem kleineren Gehalt abgegolten wird.

Sehr interessant war auch die Aussage von Herrn Pink, das Doktorieren an der ETH sei attraktiv im Vergleich zu einer Tätigkeit in der Industrie. Ist es das wirklich? Lohnt es sich, vier Jahre zu studieren und anschliessend noch drei bis vier Jahre für 2'500.- CHF monatlich zu doktorieren? Sicher nicht vom Geld-Aspekt her. Eine Bank-Lehre ist da gewiss attraktiver. Und hat jemand erst noch den Wunsch, eine Familie zu gründen (so was soll es ja tatsächlich geben) sieht's ohnehin düster aus...

Will die ETH also weiterhin die besten Doktoranden haben (und nicht nur die, die nichts besseres finden), kann die ETH es sich schlicht nicht leisten, einem veralteten Verständnis von der Rolle der Doktoranden nachzuhängen.





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