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Rubrik: Forum
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Publiziert: 29.06.2006 06:00

Stellungnahme der Ärztevereinigiung NIRMED
UMTS-Studie bringt Erkenntnisgewinn

Jüngst wurde eine Studie zu den Effekten von Handyantennen-Strahlung publiziert, an welcher Forschende von Uni ud ETH Zürich beteiligt waren. Die intenationale Ärztevereinigung NIRMED (Non Ionising Radiation Medical Expert Desk) nimmt Stellung dazu:

Die Zürcher Studie bestätigt die Einschätzung der WHO, dass kein kausaler Zusammenhang zwischen elektromagneti-schen Feldern und häufig geschilderten Gesundheitsbeeinträchtigungen besteht. Die Studie hat trotz kleiner Schwächen im Design Qualität und bringt Erkenntnisgewinn.

Im Jahr 2003 wurde durch die Veröffentlichung der holländischen „TNO-Studie“ eine teilweise heftige Diskussion über die mögliche Beeinflussung der kognitiven Leistungsfähigkeit und des Wohlbefindens durch UMTS-Signale in Gang gesetzt. Problematische Resultate dieser Studie mit offensichtlichen Mängeln in Konzept und Durchführung wurden von Skeptikern der neuen Technologie zweifellos überbewertet. Es handelte sich um eine rein explorative Studie, die aus wissenschaftlicher Sicht (hinsichtlich medizinischer wie statistischer Standards) eine Reihe von Schwächen und Fehlern aufwies.

Somit war eine Studie notwendig, die die Fehler der TNO-Untersuchung vermied. Es wurde eine hypothesengestützte Studie in Auftrag gegeben. Diese Untersuchung Universität und ETH Zürich weist ein deutlich besseres Studiendesign auf. Den üblichen wissenschaftlichen Standards, einschliesslich der statistischen Verfahren, wurde hier hinreichend Rechnung getragen. Folgende Hypothesen wurden getestet:

(1) UMTS-Signale beeinträchtigen (in Abhängigkeit von der Feldstärke) die kognitive Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden gesunder Probanden

(2) Insbesondere bei „Elektrosensiblen“ – also Personen, die von sich selbst behaupten, von (gepulsten) elektromagnetischen Feldern beeinflusst zu werden – ist ein Effekt auf die oben genannten Zielparameter nachweisbar.

Das kürzlich der Öffentlichkeit vorgestellte und in der Fachzeitschrift „Environmental Health Perspectives“ (http://www.ehponline.org) publizierte Ergebnis der Zürich-Studie zeigt deutlich, dass keine der beiden Hypothesen verifiziert werden konnte. Für alle Prüfparameter sind keine statistischen Signifikanzen zu erreichen.

Insofern ist die Aussage der Zürich-Studie eindeutig: Eine Beeinflussung der kognitiven Leistungsfähigkeit und des Wohlbefindens durch kurzfristige Expo-sition mit UMTS-Signalen lässt sich wissenschaftlich nicht belegen – weder bei gesunden Kontrollpersonen noch bei Personen, die glauben, elektromagnetische Felder wahrnehmen zu können oder unter diesen Feldern zu leiden. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass die sich selbst als „elektrosensibel“ ein-schätzenden Testpersonen nicht in der Lage waren, die applizierten Felder zu erkennen. Dass dieser Personenkreis häufiger vermutete – auch bei fehlendem Feld – dem Einfluss des UMTS-Feldes ausgesetzt zu sein, liegt in der Natur der Sache und ist deswegen trivial. Die Ergebnisse der Zürcher Studie bestätigen die Einschätzungen der WHO, dass kein kausaler Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern und den häufig geschilderten Gesundheits-beeinträchtigungen so genannter „elektrosensibler“ Personen erkennbar ist.

Bleibt die Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür ist, dass man einen Effekt übersehen haben könnte (Fehler zweiter Art). An dieser Stelle hilft die Zürich-Studie nicht weiter. Leider hat man versäumt, die Stichprobenumfänge so zu dimensionieren, dass man zu dieser Frage einen Beitrag hätte liefern können. Offenbar wurden die bereitgestellten Mittel zum grösseren Teil für die Dosimetrie verwendet.

Dennoch ist die wissenschaftliche Qualität der jetzt vorgelegten Studienresultate hervorzuheben. Wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse hingegen, die einen Hinweis auf mögliche Langzeitwirkungen liefern und damit eine hypothesenge-stützte Untersuchung begründen könnten, liegen damit allerdings nicht vor.

Zusammenfassend wertet NIRMED die Zürcher Ergebnisse als einen deutlichen Fortschritt im Erkenntnisgewinn gegenüber der ursprünglichen TNO-Studie. Diese Studienergebnisse dürften dazu beitragen, die Befürchtungen und Vor-behalte in der Bevölkerung gegenüber der UMTS-Technologie zu vermindern.



Fussnoten:
(1) NIRMED - Non Ionising Radiation Medical Expert Desk - ist ein internationaler Verein von Ärzten mit Sitz in Strasbourg. Er verfolgt ausschliesslich gemeinnützige Zwecke, insbesondere die ärztliche und wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Zusammenhang zwischen nichtionisierender Strahlung bzw. elektromagnetischen Feldern und allen Aspekten der Gesundheit. Informationen: Prof. Dr. med. Joachim Röschke (Präsident NIRMED), Universität Mainz, Tel. 0049 6123 - 603236



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