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Publiziert: 24.08.2006 06:00

Eine andere Welt - Grigori Perelman

Von Peter Mueller, ETH extern

Was macht Grigori Perelman dermassen sympathisch für den durchschnittlichen Nichtakademiker? Sicher nicht seine ausserordentliche Begabung für Mathe. Nach der Durchsicht von ein paar ausgewählten Zeitungsartikeln kommt da doch einiges zusammen: Grundlagenforschung, Konzentration auf das Wesentliche - der vollständige Wegfall akademischen PR- und Fundraising-Slogans.

Grigori Perelman ist gewissermassen eine aussterbende Spezies der akademischen Klasse, die in der Lage ist, mit A4 Block, Bleistift und herausragender Mathematik Lösungen zu erreichen.

Er ist schwer vorstellbar vor einer Klasse mit 50 Studenten, die andauernd in den Computer tippen, und erst in zweiter Linie seinen Ausführungen zu folgen versuchen.

Im virtuellen Campus würde sich Perelman irgendwo im Index des visuellen Babbels der Multimediaproduzenten verlieren, falls seine Datscha mit mehr als Modem-Speed ausgerüstet ist.

Braucht Grigori Perelman einen 150 Mio. Campus? Offensichtlich nicht, aber er braucht Ruhe und Konzentration für das Wesentliche. (Vielleicht überlegt sich jemand an der ETH, wie es wäre, wenn das aktuelle Gottlieb Duttweiler-Institut zur ETH gehören würde)

Diskussionen um den quartalsweisen Budgetcode oder das allfällige Restbudget am Steklow Institut dürften ihn kaum interessiert haben. Auch wenn aktuell in Russland wieder mehr Mittel zur Verfügung stehen als auch schon, ist es nicht so, dass die Akademiker mit den PR-Slogans zugunsten der Partei oder ihres Instituts ausgestorben sind.

Was Perelman extrem sympathisch macht, ist die Haltung, das Geld eines Top-Donors abzulehnen. Seine asketische Haltung, ohne finanziellen Anreiz mit ausserordentlicher Hartnäckigkeit an diesem Grundlagenproblem zu arbeiten, kann nur als Extraklasse bezeichnet werden. In einer Welt, in der die ETH globale Rankings vierteljährlich präsentiert und die akademische Qualität in der Anzahl von publizierten Presseeinheiten misst - da genau hebt sich Grigori Perelman ab.

Er ist gewissermassen ein Monument des nicht korrumpierbaren Forschers und Wissenschafters - der nicht um des Budgets willen das kleinstmögliche Projekt in Angriff nimmt.

Es ist ein wahres Wunder, dass einem Forscher wie Perelman ohne besondere Lobby von Nature, Science oder von den Top-Donors von Caltech bis zur ETH diese Ehre zuteil wurde.





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