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Publiziert: 10.05.2005 06:00

Die Vertonung von Djerassis "Kalkül"

Von Pierre Funck, D-UWIS

Die kürzlich im Opernhaus zur Aufführung gelangte Vertonung von Djerassis "Kalkül" ist meines Erachtens leider weitgehend mißlungen.

Der ständige Wechsel zwischen gesungenem und gesprochenem Wort wirkte auf die Dauer ermüdend und vor allem stereotyp, und die Textverständlichkeit litt stark, weil die rezitativischen Gesangspartien über weite Strecken "gegen" die Sprachmelodie komponiert sind. Dies ist insofern besonders bedauerlich, als die Dialoge in Djerassis "Kalkül" ungleich anspruchsvoller und zentraler sind als die Dialoge in den meisten "normalen" Opernlibretti.

Die neobarocken instrumentalen Zwischenspiele wirkten in ihrer Satzstruktur und Stimmführung unbeholfen. Da die musikalischen Fähigkeiten der Mitglieder des Collegium Novum über jeden Zweifel erhaben sind, muß ich annehmen, daß die vielen "falschen" Noten wohl absichtlich hineinkomponiert wurden. Diese Instrumentalstücke sind weder handwerklich solide Stilkopien, noch haben sie Bestand als für das 21. Jahrhundert zeitgemäße Neuinterpretationen barocker Tonsprache. Andere Komponisten haben in dieser Hinsicht bessere Möglichkeiten als das gelegentliche Einstreuen "falscher" Noten gefunden.

Schlichtweg unprofessionell war, daß die meisten Sänger und Schauspieler ihre Partien nicht auswendig konnten, sondern aus Textbüchern oder Noten vortrugen und gelegentlich auch allzu offensichtich am Text bzw. an den Noten "klebten". Unprofessionell war auch, daß einige Sänger ernsthafte Probleme mit der deutschen Aussprache (oder mit der Nachahmung von französischem Akzent) hatten.

Weder Djerassis hochinteressante Theaterstück noch das 150jährige Jubiläum der ETH haben eine solche Aufführung verdient.





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