Lieber Herr Mayer

Ich beklage mich auf keine Art und Weise darüber, dass die Wissenschaft sich rechtfertigen muss. Kritik ist die Basis auf der die Wissenschaft aufgebaut ist. Was mich stört, sind nicht Organisationen wie Greenpeace, sondern dass man gegenüber solchen Organisationen nicht genau so kritisch ist wie gegenüber der Wissenschaft. Wieso soll Profilierungsucht auf der einen Seite und Weltverbessertum auf der anderen Seite bei z.B. Greenpeace ganz anders verteilt sein als bei irgend einer Uni? Die Frage ist, ob es grundsätzlich immer besser ist, etwas zu lassen anstatt etwas zu tun. Natürlich haben z.B. Leute die zu früheren Zeiten aus angeblichen moralischen und ethischen Gründen gegen die Untersuchung von Leichen waren, niemanden unmittelbar gefährdet (auf jeden Fall diejenigen, welche für ihr Anliegen nicht selbst zu Mord und Totschlag gegriffen haben), aber auf Grund dieser Untersuchungen ist die moderne Medizin entstanden, welche unzählbare Leben geretten hat und welche heute niemand mehr missen möchte.

Es gibt keinen Grund, unkritisch gegenüber Gentechnologie und anderen ähnlichen Entwicklungen zu sein. Aber wenn man 100% Sicherheit verlangt, sollte man sich bewusst sein, dass noch nie irgendjemand zu irgendwelcher Zeit die Risiken von seinem Tun bzw. seinem Nicht-Tun zu 100% ausschliessn konnte. Weder ich, sie, noch Greenpeace sind dazu in der Lage.