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Rubrik: Forum
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Publiziert: 01.09.2004 06:00

Kürzung der SNF-Beiträge

Von Theo Wallimann

Leserbrief zum Interview von Herrn Matthias Meili mit NF-Direktor HP Hertig über bundesrätliche Sparideen für den Schweizerischen Nationalfonds NZZ am Sonntag, 29.August 2004, Seite 74

Blanker Zynismus, oder Zufall ? Unfassbar ist für mich und die große Anzahl Grundlagenforscher in diesem Land, dass der Bundesrat bei der Forschungsförderung, sprich beim Schweizerischen Nationalfonds (NF), 230 Millionen sparen will, wo doch das Budget des NF seit Anfang der 90er Jahre stagniert, das heißt, real sogar abgenommen hat, während vergleichbare Institutionen in den USA und anderen forschungsintensiven Ländern ihre Forschungsförderung mehr als verdoppelt haben.

Zynisch ist, dass neulich vom Militärdepartement eine vergleichsame Summe von 240 Millionen für die Anschaffung von Panzern und Transportflugzeugen budgetiert worden ist und dass nun in derselben Ausgabe der NZZ am Sonntag (Seite 13) ernsthaft über einen Ersatz der Tiger Kampfflugzeuge der Schweizer Armee für 4.5 Milliarden! Franken geschrieben wird. Ein Zufall?

Es ist eine Tatsache, dass der Forschungsstandort Schweiz seit den 90er Jahren unaufhaltsam an Terrain einbüsst (siehe auch den Artikel "Getrübte Aussichten für die Schweizer Forschung" von Adrian Heus in der Basler Zeitung vom 14./15. Aug 2004) und dass Forscherkarrieren für junge Leute immer öfters in eine Sackgasse führen. Unser Land hängt aber tatsächlich in höchstem Masse vom "Brain-Power" und von der Innovationskraft der Forschergemeinschaft, die mit neuen Ideen und Produkten von hoher Wertschöpfung nicht nur Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen, sondern auch etwas vom alten Pioniergeist weiterleben lassen, den wir einmal hatten und der leider in unserer Dienstleistungsgesellschaft zunehmend verloren geht.

Die 230 Millionen würden einen gewichtigen Teil des Jahresbudgets des SNF ausmachen, mit denen wir kreative Schweizer Forscher fördern und im Lande behalten und deren Ideen wir mit diesem Geld in wirtschaftliche Entwicklung und Prosperität umsetzen könnten. Der alleinige Einkauf von ausländischen Kampfjets erhöht das Know-How Potential der Schweiz nur marginal und bringt nur eine ganz beschränkte Anzahl neuer Arbeitsplätze.

Die Tatsache, dass das Parlament und allen voran der FDP-Finanzminister Hans-Rudolf Merz, die Forschungsförderung sträflich vernachlässigen, wird uns in Zukunft sehr teuer zu stehen kommen, leider aber erst, wenn die Mitglieder dieses Parlamentes bereits in Pension sind. Es kann leicht prognostiziert werden, dass, falls keine Kehrtwende in der Forschungsförderung stattfindet, in spätestens 15 Jahren der Forschungsstandort Schweiz in einem so desolaten Zustand sein wird, dass dann das neue Parlament plötzlich gezwungen ist, Gegensteuer zu geben und bereit ist, die Milliarden für Forschungsförderung einzusetzen, die das jetzige Parlament für den "unproduktiven" Einkauf von Panzern und Kampffliegern für die Armee ausgegeben hat.

Ein solches Szenario hat nur ein ganz kleines Problem, diese Millionen für die Forscher werden nichts mehr nützen, weil letztere schon längst bei Banken und Versicherungen oder beim Coiffeur arbeiten. Eine ausgeglichene Volkswirtschaft lässt sich aber leider nicht dadurch erreiche, dass jeder jeden beratet, wie er sein Geld möglichst "produktiv" anlegen könnte, oder wo die Leute sich gegenseitig die Haare und Fingernägel schneiden.

Heute werden Forscher sowohl an den Hochschulen, wie auch in der Industrie, in verschiedener Hinsicht vermehrt schlecht behandelt. Um kreativ und produktiv zu sein, brauchen Forscher aber ein gewisses Maß an Freiräumen, wie in einem Beitrag von Frau Nina Rotach in der Tagesanzeiger "Alpha" Beilage vom 28/29 August 2004 richtig festgestellt wird. Also, wagen wir bitte endlich Prioritäten zu setzen, wie unsere Steuergelder am sinnvollsten und produktivsten eingesetzt werden sollen. Graue, weiche Masse gegen harten Panzerstahl & schnelle Kampfjets. Die Förderung von jungen Forschertalenten auf allen Ebenen hat höchste Priorität, weil nur diese langfristige Investition unserem Lande Zukunft bringen wird.





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