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Rubrik: Forum

Treffen unter Chemikern
Die magische Antriebskraft von Forschern

Published: 09.05.2005 06:00
Modified: 09.05.2005 10:04
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Von Reto Bader, ETH Alumni

Die magische Antriebskraft von Forschern

Die Frage nach der Antriebskraft von Wissenschaftern hat mich schon immer fasziniert und deshalb konfrontiere ich immer wieder mal Kollegen damit. Typische Antworten von jüngeren Kollegen und Studenten sind Suche nach Sinn im Leben, das Verlangen, Vorgänge „wirklich“ zu verstehen und sich kreativ zu betätigen, oder wie zum Beispiel Herr Seeberger anführt, der Wunsch, die Lebensqualität von Menschen zu verbessern.

Etwas fortgeschrittenere Wissenschafter hingegen begründen die Wahl ihrer Forschungsthemen häufig viel pragmatischer. Im Überlebenskampf der Wissenschaft geht es jetzt oft um Geld, Einfluss und nicht selten auch Loyalität, selbst wenn damit ursprüngliche Interessen wie Neugier und Kreativität in Frage gestellt werden. Unmittelbar mögen Preise und Ruhm eine untergeordnete Rolle spielen, doch um seine Position innerhalb des universitären Betriebs zu festigen, sind sie dennoch von grosser Bedeutung.

Herr Djerassi und Herr Seeberger sind sich zwar einig, dass die Neugier das wichtigste ist für einen Forscher, eine sicherlich politisch korrekte Aussage - aber reicht das aus? Im Radiointerview vom 4.5.05 auf DRS1 führte Herr Djerassi weitere Gründe an: „Aber gerade weil wir teilweise nicht so wichtig sind, wollen wir während unseres Lebens, wo wir natürlich uns wichtig anschauen wollen, und da ich überzeugt bin, dass wenn ich tot bin, bin ich tot - spielt es keine Rolle, was nachher passiert - interessiert es mich, was passiert, wenn ich noch lebe. Also wenn sie die meisten Chemiker oder Mediziner fragen, ob sie den Nobelpreis gewinnen wollen, werden sie wahrscheinlich ja sagen.“

Schlussendlich spielt also das Bestreben, von der Gesellschaft als „wichtig“ betrachtet zu werden, durchaus eine Rolle.

Goethe mag uns zwar nur innerlich berühren und nicht das Leben von Milliarden von Menschen äusserlich verändern, wie Herr Seeberger anführt, aber prägen innere Erfülltheit unser Leben nicht mindestens ebenso stark wie äussere Umstände? Ich hoffe, dass sich weder Forscher noch Dichter dadurch entmutigen lassen, wenn sie von der öffentlichen Meinung nicht notwendigerweise als wichtig und bedeutend bezeichnet werden, sondern dass sie weiterhin nach Möglichkeiten suchen, mit ihren individuellen Ansichten, Einsichten und Ansätzen zum kritischen Nachdenken anzuregen!


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