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Rubrik: Frontpage

Freilandversuch
Gentech gegen Stinkbrand

Published: 09.01.2001 06:00
Modified: 08.01.2001 20:34
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Das Institut für Pflanzenwissenschaften der ETH Zürich plant einen Freilandversuch mit gentechnisch verändertem Weizen. Das zuständige Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) tut sich schwer mit der Bewilligung. Es will der Politik nicht vorgreifen.



Von Lukas Denzler

Mit der Gen-Lex sollen die Lücken in der Gentechnik-Gesetzgebung geschlossen werden. Diese kommt aber nicht so richtig vom Fleck. Die vorbereitende Kommission des Ständerates tut sich schwer mit der Vorlage und hat entschieden, dass mit den Beratungen erst im kommenden Frühjahr begonnen wird. Die Umweltverbände vermuten hinter dieser erneuten Verschiebung eine Verzögerungstaktik.

Von diesen Verzögerungen unmittelbar betroffen ist auch Dr. Christof Sautter mit seiner Forschungsgruppe vom Institut für Pflanzenwissenschaften. Bereits im Oktober 1999 hat der Wissenschaftler beim Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) ein Gesuch für einen Freilandversuch mit gentechnisch verändertem Weizen eingereicht. Bei diesem Versuch soll die Resistenz des Weizens gegenüber einem Pilz, dem so genannten Stinkbrand, untersucht werden. Der Stinkbrand ist eine der bedeutendsten Weizenkrankheiten. Wird nichts dagegen unternommen, kommt es zu einem Ernteverlust von bis zu 50 Prozent. Heute wird das Saatgut gebeizt; auf diese Weise kommen grosse Mengen Fungizide auf die Äcker.

Alternative Bekämpfung des Stinkbrandes

Eine Alternative wären gentechnisch veränderte Weizenpflanzen, die natürliche Abwehrmechanismen gegen den Pilz entwickeln. Einen solchen Mechanismus haben die Wissenschaftler beim Maisbeulenpilz gefunden, der die Maispflanze befällt. Im Maisbeulenpilz lebt ein Virus, das den Pilz dazu bringt, ein Eiweis zu bilden. Dieses Eiweis hindert das Wachstum anderer Brandpilze, die denselben Mais befallen. Die Forscher haben nun das Virusgen, welches die Produktion dieses Eiweises steuert, auf Weizenpflanzen übertragen. Versuche im Labor und im Gewächshaus haben gezeigt, dass der transgene Weizen eine sehr gute Abwehr gegen den Stinkbrand entwickelt. Der nächste logische Schritt ist daher, das Verhalten der Pflanze - auch bezüglich unerwünschter Nebeneffekte - in einem Freilandexperiment zu untersuchen. Das Experiment soll in der ETH-Versuchstation Lindau-Eschikon durchgeführt werden.

stinkbrand
Rechts im Bild: vom Stinkbrand befallener Weizen

Das erste Gesuch wurde vom BUWAL 1999 zurückgewiesen. Als Antragsteller komme keine Privatperson sondern nur das Institut für Pflanzenwissenschaften oder eine noch grössere Einheit in Frage, hiess es im BUWAL. Darauf hin hat Sautter das Gesuch überarbeitet. Es ist ihm in der Folge gelungen, die Professoren des Instituts zu gewinnen - alle haben das Gesuch mit unterschrieben. "Wir müssen der Öffentlichkeit klar machen, dass es solche Experimente braucht", sagt Christof Sautter. "Nur auf der Basis von Experimenten können wir entscheiden, ob solche Anwendungen sinnvoll sind. Das ist auch der Grund, weshalb das Institut dieses Gesuch unterstützt."

Blockierte Situation

Das BUWAL hat jedoch seine liebe Mühe mit dem Gesuch. Es will der Politik nicht vorgreifen. Gegenwärtig ist nämlich offen, ob das Parlament im Rahmen der Gen-Lex ein Moratorium für die Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen beschliesst. Es ist deshalb unklar, ob das BUWAL auf das vorliegende Gesuch überhaupt eintreten wird. Christof Sautter ist der Ansicht, dass es vom Gesetz her dazu verpflichtet ist. Er sieht für das BUWAL auch die Chance, an diesem Beispiel den Unterschied zwischen einem wissenschaftlichen Versuch und einem kommerziellen, grossflächigeren Anbau aufzuzeigen. Die Situation ist blockiert. Der St. Galler Rechtsprofessor und Gen-Lex-Experte Rainer Schweizer rechnet damit, dass die Gen-Lex nicht vor 2003 in Kraft treten wird. Und falls das Referendum ergriffen wird, hat auch das Volk noch einmal darüber zu befinden.


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