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Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 14.05.2003 06:00

Neptun stachelt an

Von Bernhard Plattner

Im kommenden Herbst wird ETH World zum dritten Mal eine Aktion im Rahmen des Projekts „Neptun - Laptops für Studierende“ durchführen, um den Einsatz studentischer Laptops an der ETH Zürich zu fördern. Mit der dritten Neptun-Runde werden zu den heute rund 2’300 Studierenden, die sich bisher einen eigenen Laptop für das Studium gekauft haben, etwa weitere 1’500 dazukommen. Dann werden fast die Hälfte der Studierenden an der ETH Zürich ihre eigene Informatik-Infrastruktur in den Unterricht mitbringen. Könnte somit die ETH einen signifikanten Teil ihrer bestehenden Computerräume abbauen und dadurch bei den Informatikdiensten und Departementen ebenso erheblich Kosten sparen? Weit gefehlt! Um die mobile Nutzung optimal zu unterstützen, braucht es technische Einrichtungen, die weitere Kosten verursachen. Warum führt die ETH Zürich dieses Neptun-Projekt durch, das nichts einspart, sondern zusätzlich kostet, noch dazu in einer Zeit der knappen Mittel?

Die Initiative, Studierende mit Laptops auszurüsten, muss in einem grösseren Zusammenhang gesehen werden. In der ersten Hälfte der 70-er Jahre hätte „Neptun –2“ (minus zwei) stattfinden können: Der Rechenschieber wurde durch den Taschenrechner abgelöst. Ich erinnere mich noch daran, wie wir die ersten HP-35-Taschenrechner bestaunten, die wohlhabende Mitstudenten für ca. 2000 Franken gekauft hatten. Der Kommentar eines weit blickenden Kommilitonen war: „In zehn Jahren wird man Taschenrechner als Zugabe oben in der Cornflakes-Packung erhalten“. Dies wollte ihm damals niemand so recht glauben. In jener Zeit wurde eine privat erworbene und betriebene Infrastruktur, der Rechenschieber, durch eine andere, den Taschenrechner, ersetzt. Allerdings eignete sich dieser nicht für alle Aufgaben, die wir Studierende zu erledigen hatten.


Zur Person

Sein Wirken ist geprägt vom Netz der Netze: Bernhard Plattner, ETH-Professor für Technische Informatik, war als Switch-Mitglied einer der Internet-Pioniere in der Schweiz. Heute beschäftigt den Spezialisten für Hochleistungsnetze unter anderem die Frage, wie das im technischen Kern stets konstant gebliebene Internet zu einem Bündel von flexiblen Netzen weiterentwickelt werden kann. Darüber hinaus gibt ihm sein ETH-World-Engagement die Möglichkeit zu verfolgen, was sich an der Spitze des Realisierbaren tut: Ein aktuelles Projekt von Informatikdiensten und NET setze sich zum Beispiel das Ziel, Videoconferencing so simpel wie das Telefonieren zu machen. Ganz so einfach wird Plattners Führungsaufgabe nie werden: Zu unterschiedlich sind am Poly die Erwartungen und Vorstellungen zu ETH World. Ein ideales Übungsfeld ist ihm da sicher eine seiner Passionen: das Western-Reiten. Komme es doch, so Plattner, bei dieser speziellen Dressur darauf an, "das Pferd in schwierigem Gelände genau zu führen - ohne Druck oder Zwang."




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Bernhard Plattner, ETH-Professor für Technische Informatik und Programmleiter von ETH World.

Daher arbeitete man zusätzlich bis zur Mitte der 80-er Jahre mit Grossrechnern („Mainframes“). Dass sich deren Bedeutung in der Ausbildung und Forschung vermindern würde, war aufmerksamen Beobachtern schon länger bewusst. Mit der Verfügbarkeit des persönlichen Computers im Markt (Apple Macintosh; IBM PC; Sun Workstation) wurde die vorgezeichnete Entwicklung allmählich Realität. 1985 entschloss sich die ETH dazu, den sich abzeichnenden Wandel zu beeinflussen und zu beschleunigen. Das Projekt IDA („Informatik Dient Allen“) war ein Vorläufer von Neptun („Neptun -1“). Mit diesem Programm wurden in der ETH Tausende von computerisierten Arbeitsplätzen aller Leistungsklassen geschaffen und parallel dazu die notwendige Vernetzung und Server-Infrastruktur aufgebaut.

Als Nebeneffekt wandelte sich das Jobprofil der Betreibenden dieser Infrastruktur: Das Rechenzentrum verschwand und die Informatikdienste kamen, mit einer dezentralen Organisation.

Heute sind wir wieder mitten in einem Wandel: von einer durch Informatikdienste und departementale Informatik-Support-Gruppen betriebenen Infrastruktur zu Informatikmitteln, die von den Endbenutzenden und den Profis kooperativ betrieben werden.

Dass dieser Paradigmenwechsel einigermassen koordiniert ablaufen sollte, liegt auf der Hand: Neptun ist das Mittel dazu. Wir stehen allerdings erst am Anfang, denn es gibt noch viele offene Fragen. Wie werden mobile Nutzende am besten in die bestehende Infrastruktur ihres Departements eingebunden? Wie können Studierende teure Anwendungen nutzen, für die sich eine Lizenz pro Person nicht rechnen? Wie können die vorhandenen Laptops im Unterricht eingesetzt und genutzt werden? Wenn der Besitz eines Laptops de jure oder de facto obligatorisch ist - wie kommen finanziell bedürftige Studierende dazu?

Die meisten dieser Fragen werden im Rahmen von Neptun beantwortet. Vielleicht gibt es noch keine endgültigen Lösungen, aber praktikable Ansätze. Die Antworten auf andere Fragen, wie z.B. der Einsatz von Laptops in der Lehre, müssen erarbeitet werden und benötigen daher mehr Zeit. Wir werden nicht darum herumkommen, diese Fragen zu beantworten - mit oder ohne Neptun.


Literaturhinweise:
Zur Neptun-Homepage: www.neptun.ethz.ch



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