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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 28.04.2004 06:00

Il faut quitter les chemins battus

Von Meinrad Eberle

Dies ist meine letzte Kolumne und somit der richtige Augenblick, um eine kleine Standortbestimmung bezüglich des Projekts „150 Jahre ETH Zürich“ vorzunehmen.

Das Gesamtprojekt wurde in groben Zügen im August 2002 konzipiert und in der Folge verfeinert und ergänzt. Mit allen Departementen und Ständen wurden Aussprachen geführt. Und nicht zuletzt gab es ausgedehnte Diskussionen mit dem Patronatskomitee, besetzt mit führenden Köpfen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und den Medien. Mit Nachdruck wurde darauf hingewiesen, was mit dem Jubiläum bezweckt werden soll. Fazit all dieser Gespräche: Das Gesamtprojekt wird als sehr anspruchsvoll, ehrgeizig und notwendig beurteilt; notwendig deshalb, weil es um relevante Themen geht, etwa um die Positionierung der ETH Zürich, ihre Verankerung in der Gesellschaft und die Corporate Identity.

Vor allem ausserhalb der ETH wird häufig die Meinung vertreten, die ETH Zürich müsse als Flaggschiff der universitären Schweiz auch für alle Universitäten sprechen. Das werden wir im Rahmen des Möglichen sicher tun. Wir suchen Partnerschaften mit anderen Hochschulen, bei denen aber beide Partner gewinnen müssen, und ihre je eigene Identität darf keine Einbusse erleiden. Bei alledem ist zu betonen, dass wir so genannte Alleinstellungsmerkmale suchen. Denn wir wollen und müssen uns differenzieren.

Die Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Politik entwickelt sich erfreulich. Die Weiterentwicklung der ETH Zürich ohne engen Schulterschluss mit der Stadt Zürich ist undenkbar – die Stadt Zürich ist nicht gebaut, wird nie gebaut sein.

ETH-intern ist es dem Projektleitungsteam mit viel Überzeugungsarbeit gelungen, genügend Resonanz zu finden. Die Unterschiede sind allerdings gross. Sie reichen von Enthusiasmus bis - vielleicht etwas hart formuliert - Passivität.


Zur Person

Er habe keine Probleme, die Erfahrungen als Direktor des Paul-Scherrer-Instituts in die Projektleitung für das ETH-Jubiläum 2005 einzubringen, sagt Meinrad Eberle. „Zentral ist: Man muss wissen, was man will und fähig sein, das in eine Strategie, dann in ein Projekt und schliesslich in Wirklichkeit umzusetzen. Darauf beruht ja das gesamte Management-ABC“, so Eberle, bis 2002 ETH-Professor für Verbrennungsmotoren und Verbrennungstechnik. Einen wichtigen Unterschied gebe es aber doch: „Ich kann das Projekt ‚150 Jahre ETH’ niemandem verordnen, ich muss die ETH-Angehörigen dazu motivieren.“ Kürzer zu treten, war für für den zupackenden Workaholic nach seiner Pensionierung vor einem Jahr kein Thema. Von sich selbst sagt er, er sei „von den ausgezeichneten Rahmenbedingungen der ETH verwöhnt worden“. Dagegen sei vielen ETH-Angehörigen, auch Professoren, zuwenig bewusst, was sie an ihrer Hochschule haben. Mit Kritik werde verschwenderisch umgegangen, mit Lob weniger. „Das Jubiläum ist eine Chance, der enormen Qualität unserer ETH mehr Profil zu geben“. Das Jubiläumsjahr werde vieles sein, nur keine „Bier- und Wurst-Veranstaltung“, betont der Jubiläumsminister. „Discover ETH“ solle denn auch weniger zur Rückschau werden als Anlass zum Aufbruch. Je unorthodoxer, erfrischender, unschweizerischer das geschehe, umso besser.




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Ex-PSI-Chef, Jubiläums-Manager und "ETH Life"-Kolumnist: Meinrad Eberle.

Es scheint noch nicht überall verstanden zu werden, dass der bisherige Erfolg der ETH keine Garantie für das Morgen ist. Unsere Position im internationalen Umfeld weiter zu verbessern, die besten Studentinnen und Studenten fürs Master- und PhD-Studium zu gewinnen und das Ganze zu finanzieren, diese Ziele zwingen uns zu neuen Ansätzen.

Mit rund 50 Projekten richtet sich das Jubiläum an die fünf Zielgruppen Opinion Leaders, Öffentlichkeit, Virtual World, Mittelschulen und ETH-Angehörige. Die Projekte befinden sich in verschiedenen Stadien der Umsetzung. Ewas Sorgen bereitet die Tatsache, dass einige Grossprojekte der Departemente, für die breitere Öffentlichkeit bestimmt, sich nur sehr schwer in das dafür vorgesehene Zeitfenster einpassen lassen. Im Weiteren ist es essentiell, dass Termin- und Budgetvorgaben eingehalten werden. Das Budget (nur Fondsmittel und Sponsoring) ist vergleichsweise gross und damit auch Verpflichtung. Das Budget kann aber kaum erhöht werden, weil sehr grosse zweckgebundene Sponsoring-Mittel in die neu gegründete ETH Zürich Foundation fliessen.

Neue Projekte können nur noch unter ganz besonderen Voraussetzungen aufgenommen werden (ausserordentliche Qualität, Finanzierung „mitgebracht“). Für die Projektleitung wandelt sich das Aufgabenspektrum vermehrt in Richtung Controlling. Die alle drei Monate abzugebenden Fortschrittsberichte der Teilprojektleiter sollen sicherstellen, dass allfällige Probleme frühzeitig erkannt und Gegenmassnahmen ergriffen werden können. Die Projektleitung hat heute im Wesentlichen den Auftrag, die Linie bei der Realisierung zu unterstützen.

Ein alle 25 Jahre stattfindendes Jubiläum benötigt eine Sonderanstrengung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; ohne Überstunden geht es nicht. Und wenn die Corporate Identity der ETH Zürich gestärkt werden soll, kann dies erfahrungsgemäss nur mit gemeinsamem Tun erreicht werden. Das bedeutet aber nicht nur, miteinander ein Glas Wein zu trinken. Ausgetretene Pfade müssen verlassen werden. Erst das schafft den Kitt, den wir dringend für die Bewältigung unserer künftigen Aufgaben brauchen.

In weniger als einem Jahr werden die Jubiläumsaktivitäten beginnen. Wir sind zuversichtlich, dass das Jubiläum 150 Jahre ETH Zürich ein Grosserfolg werden wird – dies aber nur dann, wenn Sie mit Leib und Seele dabei sind. Also: Welcome tomorrow! Mit neuen Ideen zu neuen Ufern.




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