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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 07.12.2005 06:00

Studierende adieu

Von Mauro Pfister

Ich muss zugeben, mir war ja seit dem ETH-Tag nicht mehr wohl zu Mute – hatte sich doch Bundesrat Couchepin das Manuskript meiner Rede erbeten (für ebenso Interessierte ist sie auf www.vseth.ethz.ch zu finden). Manch ein Bekannter hatte daraufhin gewitzelt, er werde meine Vision einer ETH, welche sich nur aufs Doktorat und die Forschung konzentriert und deshalb das lästige Studium beseitigt, vielleicht seinen Bundesratskollegen präsentieren. Letzte Woche las ich dann zugegebenermassen etwas perplex folgendes: „Die Idee ist, im naturwissenschaftlichen Bereich eine Institution zu schaffen mit absolutem Weltruf, die die allerbesten Leute anzieht. Etwa so wie die ETH Zürich, aber…“ Der Journalist fragt: „…aber ein bisschen besser?“ Worauf die befürchtete Antwort folgt: „Na ja, die ETH ist in einigen Bereichen sehr, sehr gut, aber nicht in allen. Das ist der grosse Nachteil der europäischen Universitäten: dieser Mix. Dieses Gemisch aus Hochstehendem und Mittelmässigen (…) Meine Idee ist eine Universität, an der nur Doktoranden und Postdocs ausgebildet werden.“ Die Worte stammen zum Glück nicht von Couchepin, sondern vom Wiener Physiker Anton Zeilinger und sind in der Weltwoche vom 1. Dezember nachzulesen.

Das Delikate an Ironie, wie ich sie in meiner Rede benützt habe, ist wohl immer der stückweise Wahrheitsgehalt. So sah ich auch während meiner Ansprache den einen oder andern zustimmend nicken. Anscheinend klappte das Vorhalten des Spiegels nicht bei allen. Ob sich all die Gratulanten heute noch meiner Hauptaussage bewusst sind? Leider bezweifle ich es und vermute, der eingeschlagene Weg wird unbeirrt fortgeführt werden. Doch nur solange die ETH von Exzellenz alleine träumt und nicht die Herausforderung annimmt, das Gemisch aus Hochstehendem und einfach nur Gutem zu meistern, erweist sich dieses Gemisch auch wirklich als Nachteil.

Es dreht sich alles um die Frage: Was ist eigentlich der Auftrag der Eidgenössischen Technischen Hochschule? - Dem Auftrag folgt bekannterweise eine Lagebeurteilung, die in einer Strategie bzw. Entschlussfassung münden soll. Bei all den in einer Strategie definierten Zielen ist es leider manchmal der Fall, dass der ursprüngliche Auftrag aus den Augen verloren geht. So muss man sich immer wieder mal die Frage stellen: „Dient eine Massnahme der Auftragserfüllung oder ist sie nur geeignet, um ein untergeordnetes Ziel zu erreichen?“

Die Liste, die ich nun hier anfügen könnte, kann sich der geneigte Leser wohl nur zu gut vorstellen. Da ich seit letztem Mittwoch mein Amt als VSETH-Präsident aber abgegeben habe, möchte ich die Leserschaft für einmal von weiteren bekannten hochschulpolitischen Statements verschonen.


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Nun diplomiert und seit Kurzem nicht mehr VSETH-Präsident: "ETH Life"-Kolumnist: Mauro Pfister

Stattdessen möchte ich mich an dieser Stelle bedanken: Bei der Institution ETH für einen hoch anerkannten Abschluss, bei meinen Professoren und Betreuern für eine exzellente fachliche Ausbildung und für deren Rat und Hilfe und bei allen ETH-Angehörigen, die für studentische Anliegen ein offenes Ohr haben und mich in den letzten Jahren in deren Verfolgung unterstützen, sowie last but definitely not least bei all jenen Studierenden, die sich in den studentischen Organisationen fortwährend für ihre Kommilitonen einsetzen. Es war eine grosse Freude mit euch zusammenzuarbeiten. Adieu.


Zum Autor

Seit wenigen Tagen ist der 28-jährige Mathematik-Student Mauro Pfister nicht mehr Präsident des Verbandes der Studierenden an der ETH - und auf Stellensuche. (Ein "ETH Life"-Bericht über seinen Nachfloger folgt in Kürze.) Schwer war es nicht für ihn, in sein Amt hineinzuwachsen. Als Vorstandsmitglied war der St. Galler zuvor für die Formulierung der VSETH-Hochschulpolitik zuständig. Engagement, auch dort, wo Knochenarbeit gefordert ist, scheut Pfister nicht. Im Gegenteil: Im zweiten Studienjahr wurde er „Festminister“ beim VMP, dem Fachverein der Mathematiker und Physiker. Dann, nach dem zweiten Vordip, rückte er für gut ein Jahr ins Militär ein und brachte es dort bis zum Oberleutnant. Anschliessend verbrachte er einen halbjährigen Stage bei der „Winterhur“-Gruppe, wo er in einem Mathematiker-Team an der Überprüfung der Rückstellungen sämtlicher Ländereinheiten des Konzerns mitwirkte. „Mich würde es reizen, auch in meinem künftigen Job an Risikobeurteilungen zu arbeiten", sagt Mauro Pfister.






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