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Rubrik: News
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Publiziert: 21.06.2002 06:00

Ein „Nobelpreis“ für die Mathematik

(nst) "Eine junge Nation braucht ihre Helden", sagte der norwegische König Harald V. kürzlich in einer Ansprache. Wer denkt, der skandinavische Monarch spielte damit auf Haudegen in der Art von Wilhelm Tell, Leif Eriksson oder Napoleon an, liegt falsch. Gemeint war der geniale norwegische Mathematiker Niels Hendrik Abel, der 1829 im jugendlichen Alter von 26 Jahren an Tuberkulose starb. Abel revolutionierte unter anderem die Theorie der Gleichungen, die Zahlentheorie und die algebraische Geometrie - und dies über weite Strecken autodidaktisch.

Jetzt hat die norwegische Regierung dem zu Lebzeiten glücklosen Genie ein Denkmal gesetzt: mit dem Abel-Preis wird ab 2003 jährlich ein herausragender mathematischer Kopf geehrt. Die jährlich zu vergebende Summe beträgt umgerechnet beeindruckende 1,2 Millionen Franken. Diese Höhe ist mit Bedacht gewählt, und Absicht ist auch, dass man angesichts der "Heimat" des Preises unwillkürlich an den Nobelpreis denkt: denn Tatsache ist, dass die Mathematiker beim jährlichen Nobelpreis-Reigen jeweils leer ausgehen. Der Abel-Preis soll "auch ausserhalb der Mathematiker-Gemeinde als ein Preis des Niveaus eines Nobelpreises wahrgenommen werden", sagt dazu Rolf Jeltsch, ETH-Professor für Angewandte Mathematik und derzeit Präsident der europäischen Mathematischen Gesellschaft (EMS). In dieser Funktion ist er an der Berufung des ersten Abel-Preis-Komittees beteiligt.

Nun gibt es bereits sehr renommierte Mathematiker-Preise, etwa die Fields-Medaille, häufig bereits als "Nobelpreis der Mathematik" gewertet. Diese sei ausserhalb der Mathematik aber zuwenig bekannt, sagt Rolf Jeltsch. Zudem werde sie nur alle vier Jahre vergeben, dann jedoch an zwei bis vier Persönlichkeiten. Eine weitere Einschränkung: die Fields-Medaille wird nur an Mathematiker(-innen) unter 40 Jahren verliehen.


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niels abel
Der "Nobelpreis" für Mathematik trägt seinen Namen: Niels Hendrik Abel (1802 - 1829)

„Aus diesem Grund konnte man Andrew Wiles, der das 300 Jahre alte Problem von Fermat bewiesen hatte, die Fieldsmedaille nicht verleihen“, erklärt Jeltsch. Das könnte mit dem Abel-Preis, der wie der Nobelpreis keine Alterslimite kennt, nicht passieren.

Welchen Effekt erhofft sich Jeltsch durch die Schaffung des Abel-Preises für die mathematische Forschung und für die von ihr profitierenden Gesellschaften? "Der Preis soll dazu beitragen den Status der Mathematik in der Gesellschaft anzuheben und das Interesse der Kinder und jungen Leute an Mathematik zu stimulieren", stehe in den Guidelines der Stiftung. Denn der Einfluss der Mathematik auf die allgegenwärtigen Technologien werde stark unterschätzt. "Die moderne Physik wäre ohne die Mathematik nicht denkbar; die heutige Telekommunikation benutzt Theorien aus der Mathematik und im Computertomographen werden Bilder des Patienten auf Grund von mathematischen Algorithmen berechnet", gibt Rolf Jeltsch zu bedenken. "In der Regel 'vergisst' man dies, weil die Mathematiker die benötigten Theorien und Verfahren 50 und mehr Jahre vor deren Anwendung bereits entwickelt hatten."




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