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Rubrik: News
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Publiziert: 10.05.2001 06:00

Mittagstalk im Rahmen des Zürcher Festival des Wissens
"Vorlesungen sollten abgeschafft werden."

Im Mittagstalk mit einer Studentin der Islamwissenschaften votiert Nobelpreisträger Richard Ernst für die Abschaffung der Vorlesungen. Um mehr Freizeit zu gewinnen, empfiehlt er, die Fernseher fortzuwerfen.

(rib) Er ist immer noch der alte: Richard Ernst, seines Zeichens Nobelpreisträger. Wie bei früheren Veranstaltungen war er auch im Mittagstalk im Rahmen des Zürcher Festival des Wissens um keine Antwort verlegen. Auf die Frage des Moderators Martin Läubli, ob es den Jungen wegen des grossen Freizeitangebotes vermehrt schwer falle, sich auf das Studium zu konzentrieren, antwortete Ernst: "Ich habe allen immer geraten, den Fernseher fortzuwerfen. Das schafft viel Freizeit."

Kein Gespräch

Seine Gesprächspartnerin, Mascha Wolf, studiert Islamwissenschaften und spricht zahlreiche Sprachen. Unter anderem hat sie an der Universität in Teheran studiert und spricht fliessend Persisch. Trotz all ihrer Sprachkenntnisse hatte sie etwas Mühe, mit Ernst ins Gespräch zu kommen. Auch der Moderator schaffte es leider nie, eine Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Zu wenig Gemeinsamkeiten oder Reibungsflächen schienen das wissenschaftliche Schwergewicht und die Studentin zu haben.

Vorlesungen abschaffen

Ernst ist immer für einen Lacher gut. Als der Moderator anmerkte, dass Ernst vor zwei Jahren die ETH altershalber verlassen habe, lächelte Ernst und sagt: "Ja, ich wurde vor zwei Jahren entsorgt." Aber Ernst kann auch ernst sein. Als er auf die Ausbildung an der ETH angesprochen wurde, meinte er, das Prinzip der Vorlesungen sei eigentlich veraltet und müsste abgeschafft werden, denn das eigentliche Lernen finde in Praktika statt. "Aber für die Professoren ist es einfacher, 500 Studenten auf einmal abzufertigen, als sich ihren Fragen zu stellen und ihnen zuzuhören." Das traditionelle Dozieren in Form einer Vorlesung sei dagegen mühelos.


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Ernst
Mittagstalk mit Nobelpreisträger Richard Ernst (l.), Studentin Mascha Wolf (m.) und Moderator Martin Läubli gross

Öffentlichkeitsarbeit bald Pflicht?

Das Festival des Wissens soll die Forschung der breiten Öffentlichkeit näher bringen. Dazu suchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermehrt den Dialog mit der Bevölkerung. Was meint der Nobelpreisträger dazu? Ernst hält es für eine Verpflichtung der Forschenden, ihre Arbeit der Bevölkerung zu erklären. Ein Medium wie ETH Life leiste dazu einen kleinen, aber wertvollen Beitrag. Die Forschenden erhielten durch den Dialog auch wichtige Rückmeldungen darüber, ob ihre Arbeiten sinnvoll oder sinnlos seien. In Zukunft werde wohl in den Pflichtenheften der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch die Öffentlichkeitsarbeit stehen. Laut Ernst sollte es jedem Forschenden ein Anliegen sein, von sich aus zu erklären und nicht erst, wenn man Geld benötige.

"Nobelpreis ist nur das Trinkgeld."

Nein, der Nobelpreis sei nie sein Ziel gewesen. Als Forscher müsse man für die Gesellschaft nützliche Forschung betreiben, meinte Ernst. Der wissenschaftliche Ruhm dürfe dabei nicht im Zentrum stehen. Denn zum Nobelpreis gehöre auch eine ganze Menge Glück und dieser sei eigentlich nur das Trinkgeld. Der eigentliche Lohn sei die Erkenntnis.




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