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Rubrik: News
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Publiziert: 01.07.2002 06:00

Eine persönliche Bilanz zur "WM des Verkehrs"
Ein letztes Mal "Ran"

Im Vorfeld wähnte man sich bei der WM in Japan und Südkorea aufgrund der Übertragung zu Bürozeiten im Abseits. Doch mittels Video-Streaming - das Golden Goal der Schweiz - parierte die ETH diesen Angriff auf die Fussballfangemeinde Europas. Auch Mathias Egloff von der Sektion Systemdienste der ETH erlebte seine Arbeit neu und bedauert jetzt schon, dass die nächste WM beim Vize-Weltmeister in Deutschland sein wird.

Von Mathias Egloff

Ich fand den ETH-Multicastversuch (1) mit der WM-Übertragung schlicht genial. Andere haben bereits auf die Vorzüge der frühen Übertragungszeit hingewiesen - nur noch die wirklich Interessierten schauten zu und man konnte trotzdem abends noch in den Ausgang oder in die Badi. Dem möchte ich nur noch beifügen, dass man während dem Fussballspiel erstmals noch etwas Gescheites tun konnte. Ich zum Beispiel installierte bei meiner Arbeit Computer Software, eine Aufgabe die zur Hauptsache aus Warten besteht. Während der WM machten ich und Beckham erstmals gleichzeitig fast dasselbe: Er drückte am Sechzehner ab und ich drückte "Illustrator 10 installieren ok?". Das brachte mich doch in eine völlig neue Beziehung mit den Stars. Toti schoss ein Tor, und ich schloss Eudora. Bei ihm fragten sich nachher alle: war es wirklich Abseits? Mich fragte nur der Computer: wollen Sie die unversandte Mail wirklich abschicken?

Aber wir beide wurden mit alles entscheidenden Fragen konfrontiert, nur dass Totti viel ergreifender weinte - das macht eben den Profi aus. Eine weitere geniale Seite der wm.ethz.ch war die Tatsache, dass man endlich einmal spüren konnte, was Netzwerklast bedeutete. Wo immer ich eigentlich an der ETH hinkomme, wissen die Leute kaum, wie gut sie es haben in dieser Hinsicht. Das Netzwerk ist sogar im Hauptgebäude so schnell, dass dem alten Semper schwindlig würde, könnte er es noch miterleben. Würde er heute vielleicht Figo und Zidane an der Wand portraitieren anstatt Cuvier und Watt? Wohl kaum, früher musste man schliesslich noch mindestens in die Achtelfinals kommen, um eine Gedenktafel zu erhalten...


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wm
Die Fussball-WM stiess in der ETH nicht nur auf den Computer-Bildschirmen auf reges Interesse. gross

Aber eigentlich war ich ja bei der Netzwerklast: Spannend zu sehen, dass selbst ein derart gut ausgebautes Netzwerk wie das der ETH an Grenzen stiess, wenn gleichzeitig sehr viele Leute genau das selbe taten. Aber es gab Unterschiede: Türkei gegen Japan erlaubte ein viel flüssigeres Arbeiten als Brasilien gegen Belgien. Dieses Phänomen nennt sich "Ran", das heisst resultatabhängiger Netzverkehr. Ran beschränkt sich nicht nur auf Datennetze, nein, auch das Strassenverkehrsnetz ist in hohem Mass "Ran"-anfällig. Nehmen wir den Achtelfinal: Bereits in dieser frühen Phase der WM war bei einem Brasiliensieg auf der Langstrasse kein Durchkommen mehr. Das liess Schlimmes ahnen für Italien gegen Korea. Würden die Ausschreitungen vom ersten Mai endlich durch eine freudentaumelnde Randale der vierten Generation Italiener relativiert? Aber dann - Korea gewinnt! Noch selten konnte man sich so flüssig bewegen auf öffentlichem Pflaster wie nach diesem Spiel. Aber halt da drüben ennet der Limmat schrie ein einzelner Versprengter "Asie!". Ganz klar: ein Irrer.

Aber der Irre und nicht der Ire hatte Recht: Ich glaube nicht, dass irgendein Fussballexperte Korea im Halbfinal hatte bei seinen Prognosen. Die Champions und die Geheimtipps waren bald einmal fast alle daheim. Die Computermodelle haben natürlich auch versagt. Sie haben das Favoritensterben in keiner Weise kommen sehen. Wäre "Ran" hier eine alternative Methode? Einfach mal den Netzwerktraffic messen und daraus den Ausgang zukünftiger Spiele extrapolieren? Leider ergeben sich nur sehr wenig Datenpunkte aus diesem einen Versuch, und in Deutschland 2006 werden die Spiele wieder am Abend am heimischen Fernseher konsumiert. Voll langweilig, man trinkt wieder zu viel Bier und es gibt wieder nur "Ran" auf Sat1. Man wird vergessen haben, was "Ran" eigentlich heisst.


Fussnoten:
(1) Vg. ETH-Life-Berichte Die WM - ein Test für die ETH und Heute WM - Morgen Campus-TV



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