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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: News
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Publiziert: 27.05.2005 06:01

Der indische Präsident A.P.J. Abdul Kalam besuchte die ETH Zürich
Staatsmännischer Jubiläumsbesuch

(sb/res) Der Besuch von Präsident A.P.J. Abdul Kalam – seit 2002 im Amt - "steht im Zeichen der wachsenden Bedeutung der Beziehungen zwischen der Schweiz und Indien", schrieb das Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) im Vorfeld des offiziellen Staatsbesuchs in Bern. Ähnlich wie beim Staatsbesuch Pascal Couchepins als Bundespräsident und Wissenschaftsminister Ende 2003 in Indien, bei dem die wissenschaftliche Kooperation im Mittelpunkt stand, besuchte das indische Staatsoberhaupt am Donnerstag in Begleitung Couchepins unter anderen die Forschungseinrichtungen beider ETH wie auch die des Physikdepartements an der ETH Zürich. Hier wurden die Staatsmänner gestern Nachmittag von der Schulleitung der ETH, von Departementsvorsteher Hans Rudolf Ott und Professorin Felicitas Pauss begrüsst, bevor sie sich über die Entwicklung des Zukunftsprojekts Science City informieren liessen und die Forschungsgruppe von Professor Tilman Esslinger im Institut für Quantenelektronik besuchten, die mit ultrakalten Atomen in völlig neue physikalische Bereiche vordringt. Diese Experimente ermöglichen einen ersten Blick auf eine Quantenwelt, die gerade wegen ihrer Kleinheit auch im technischen Bereich eine immer grössere Rolle spielen wird.

Mit Wissenschaft gegen die Armut

Im stärksten Berufsverkehr dislozierte der Tross mit dem hohen Gast anschliessend quer durch die Stadt ins Hauptgebäude der ETH, wo der indische Präsident vor geladenen Gästen - darunter zahlreichen Landsleuten - sprach. Er bewundere die Schweiz für ihre wissenschaftlichen Leistungen und ihre politische Neutralität, leitete Kalam seine Rede ein. Er liess keine Zweifel darüber aufkommen, was er sich von der Wissenschaft verspricht: Sie soll Indien zu einer führenden Industrienation machen. Der Glaube an gesellschaftlichen Fortschritt über die Wissenschaft sei denn auch die grosse Gemeinsamkeit der beiden Länder und zugleich ihre einzige Ressource, hob Kalam weiter hervor. Dabei plädierte er für eine weitere Vertiefung der technischen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit der beiden Länder. Er hoffe, mit seinem Besuch die Zusammenarbeit von Forschenden aus der Schweiz und Indien zu verstärken. Darauf skizzierte er seine Pläne für die Zukunft Indiens. Sein Ziel, bis ins Jahr 2020 Indiens Armutsproblem zu lösen und das Wachstum des Bruttoinlandproduktes von heute sechs auf zehn Prozent im Jahr 2020 anzuheben, sei nur mit technologischem und wissenschaftlichem Fortschritt denkbar. Dieses Ziel ist ehrgeizig gesteckt, leben doch zurzeit 260 Millionen Inder unter der Armutsgrenze; 36 Millionen Menschen in Indien gelten als arbeitslos.

Erste Gespräche nach der Begrüssung (v.l.): ETH-Vizepräsident Gerhard Schmitt, ETH-Präsident Olaf Kübler, Präsident Abdul Kamal und Innenminister Pascal Couchepin auf dem Hönggerberg. gross


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Beim Betreten des Hauptgebäudes der ETH streckten sich dem indischen Präsidenten (hinter ihm Pascal Couchepin) viele Hände zur Begrüssung entgegen. Abdul Kamal sprach mit den zahlreich erschienenen Landsleuten. gross

Mit Blick auf die kulturelle und religiöse Vielfalt Indiens und die damit verbundenen Probleme gestand Kalam allerdings auch ein, dass ein technologischer Fortschritt alleine nicht ausreiche, um seinem Land zu mehr Wohlstand zu verhelfen. Wichtig sei, dass Indiens technologische Entwicklung von einer, "spirituellen Verbundenheit“ begleitet werde.

Der Besuch des indischen Präsidenten kommt nicht von ungefähr. Seit dem Indien-Besuch von Bundesrat Couchepin arbeiten beide Eidgenössischen Technischen Hochschulen mit den führenden indischen Instituten für Wissenschaft und Technologie in Bombay, New Delhi, Kanpur, Madras, Ahmedabad und Bangalore zusammen. Zudem wurden Anfang Jahr Abkommen geschlossen, die der EPF Lausanne die Federführung für den Wissenschaftsaustausch mit Indien und der ETH Zürich diejenige für die Beziehungen mit China übertrugen.

Attraktive Hochschule

An der ETH Zürich sind zurzeit 41 Doktoranden, acht Studierende und zwei Nachdiplomstudierende eingeschrieben. Daneben können pro Jahr fünf Studierende der ETH Zürich an einem Austauschprogramm mit der Universität Ahmedabad teilnehmen. Durch den Studentenaustausch mit den indischen Wissenschafts- und Technologieinstituten hofft die Schweizer Seite auch auf einen besseren Zugang ihrer High-Tech-Firmen zum aufsteigenden indischen Markt.


Jugend als Hoffnungsträger

Der elfte Präsident Indiens, A.P.J. Abdul Kalam, kommt aus der Wissenschaft. Er schloss in Madras sein Studium in Luftfahrt-Technik ab und gilt in seiner Heimat als "Vater des indischen Raketenprogramms". In verschiedenen Funktionen arbeitete er für das Verteidigungsministerium und während rund 20 Jahren für die indische Raumfahrt. Ab 1982 wurde ihm das Raketenprogramm übertragen. Und als Präsident hat er einen Traum: Er will Indien bis 2020 in die Runde der G-8-Staaten führen. Kalam will aber nicht nur als Raketentechniker gelten. Mit seiner Arbeit will er der indischen Jugend zeigen, dass Visionen in Realität umgesetzt werden können: "Träume, träume und träume! Wandle diese Träume in Gedanken um und handle danach", sagte er zum Beispiel im Jahre 1998.






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