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Rubrik: News
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Publiziert: 02.12.2005 06:00

ETH-Teilchenphysiker datieren Knochenfund
1000 Jahre alte Gebeine

(per) Einen gruseligen Fund machten Kinder Anfang Oktober in Wertbühl bei Istighofen im Kanton Thurgau. Beim Spielen im Wald stiessen sie in einem Abhang auf eine Vertiefung im Waldboden, begannen zu graben und entdeckten zufällig einen Schädel. Der Fall ging danach von der Thurgauer Kantonspolizei an die Rechtsmedizin des Kantons St. Gallen, von da an die Thurgauer Kantonsarchäologen - und schliesslich an die Teilchenphysiker der ETH Zürich.

1000 Jahre im Waldboden

Diese haben nun das Alter der Knochen bestimmt und bestätigen damit die ersten Erkenntnisse der Archäologen und Rechtsmediziner: Die Knochen sind rund 1000 Jahre alt. Die Methode liefere recht genaue Resultate, die Abweichung betrage ungefähr 40 Jahre, sagt Georges Bonani vom Institut für Teilchenphysik. Den Knochen könne man das Alter von aussen kaum ansehen, so dass eine genaue Altersbestimmung nötig war, um ein nicht verjährtes Verbrechen auszuschliessen.

Die Gebeine geben laut dem Thurgauer Kantonsarchäologen Albin Hasenfratz keinen Aufschluss über die Todesursache. Gewalteinwirkung hätten die Gerichtsmediziner nicht feststellen können, dafür aber Alter und Geschlecht. Die Skelettteile stammen von einer erwachsenen Frau. Ein Rätsel wird es wohl auch bleiben, wie die Gebeine an den Fundort an den Hang in einem Waldstück in der Nähe von Weinfelden gelangte. „Der Ort der Bestattung ist tatsächlich erstaunlich“, sagt der Archäologe. Im frühen Mittelalter seien die Menschen in der Regel auf Friedhöfen bestattet worden. Das nächste bekannte Gräberfeld aus dem frühen Mittelalter liege 300 Meter vom Fundort entfernt. Möglich sei, dass eine Rutschung die Knochen dorthin befördert habe. Allerdings habe man bisher keine weiteren Gegenstände finden können.

Leiche einfach verscharrt?

Der Forscher schliesst aber nicht aus, dass diese Frau einfach im Wald verscharrt wurde. Damals seien Selbstmörder oder Ungetaufte nicht auf Friedhöfen bestattet worden, gibt Hasenfratz zu bedenken. Auch ein Verbrechen sei denkbar. Man werde den Fundort weiter im Auge behalten. Eine grössere Untersuchung dränge sich allerdings nicht auf, sagt der Archäologe. Die Knochen werden deshalb bald in einem Depot der Thurgauer Kantonsarchäologie ihre ewige Ruhe finden.





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