ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: News
Print-Version Drucken
Publiziert: 08.03.2004 06:00

Versammlung der Gentech-Versuchsgegner in Lindau-Eschikon
Fest als Protest

(nst) Mehrere Hundert Gegner des geplanten ETH-Freisetzungsversuchs mit gentechnisch verändertem Weizen haben am Samstag in Lindau-Eschikon an einem „Protest-Fest“ teilgenommen. Organisiert wurde es von Greenpeace und der Arbeitsgruppe „Lindau gegen Gentech-Weizen“ als „Zeichen des Widerstands“.

Bei nasskalter Witterung hatten sich laut Angaben der Organisatoren 800 bis 1'000 Sympathisanten aus allen Altersklassen (tatsächlich aber wohl kaum die Hälfte) im Festzelt in Blickweite des ETH-Versuchsgeländes eingefunden. Die Stimmung der durchweg Gleichgesinnten schwankte zwischen heiterer Gelassenheit und zwischendurch geäussertem Unmut über die ETH, welche das Experiment demnächst durchführen will. Musik-Einlagen und Videosequenzen mit kritischen Stimmen umrahmten die Stellungnahmen von Vertretern unterschiedlicher Interessengruppen.

Marianne Künzle, Gentech-Kampagnenleiterin von Greenpeace, begründete den bald vier Jahre anhaltenden Widerstand der Umweltorganisation gegen das Experiment unter anderem damit, dass es „Türöffnerfunktion“ für weitere Freisetzungsversuche hätte. Laut Künzle ist immer noch offen, ob Greenpeace beim Bundesgericht gegen das vom Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) erteilte grüne Licht für den Versuch rekurrieren will.

Martin Ott vom Leitungsteam des Grossbiobauern-Betriebs Fintan in Rheinau warnte vor einer „mechanistischen“ Betrachtung von Pflanzen und dem „Griff in die Gene“. Jetzt entscheide sich, ob „die Schweizer Landwirtschaft den industrialisierten oder den natürlichen Weg gehen“ werde. Tina Goethe von der Entwicklungsorganisation Swissaid zog das Argument von Unternehmen der Agrochemie, mit Gentechnik zum Kampf gegen den Welthunger beitragen zu wollen, in Zweifel.


weitermehr

Gentechgegnerinnen und -gegner letzten Samstag am "Protest-Fest" nahe des ETH-Versuchsgeländes in Lindau. gross

In Wahrheit gehe es Konzernen wie Monsanto darum, die Landwirtschaft in der Dritten Welt mit gentechnisch verändertem Saatgut in neue Abhängigkeiten zu zwingen. Martin Kamm von IP-Suisse, der 20'000 integriert produzierende Landwirte vertritt, sagte, der ETH-Versuch stehe quer zum Markt, denn dieser wolle keine Gentech-Nahrung.

Einen vehementen Schlusspunkt setzte Martin Graf, Stadtpräsident des benachbarten Effretikon und Mitglied der Grünen Partei. Die kleinräumige Schweizer Landwirtschaft habe nur eine Chance, wenn sie voll auf Ökologie und Nischenproduktion setze, erklärte der gelernte Agronom. Der Bund und die ETH liessen demokratisches Verständnis vermissen, wenn in Lindau nun „vollendete Tatsachen geschaffen“ würden. Die Bevölkerung müsse über den Einsatz von Gentechnologie in der Landwirtschaft entscheiden können. Graf verband diese Forderung gleich mit dem Wunsch nach einem Wechsel an der Spitze des dossierführenden UVEK.


Literaturhinweise:
Vgl. den 'ETH Life'-Artikel über die Information der ETH zum selben Thema vom Freitag, 5. März: www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/warumgentechweiz.html



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!