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Öffentlicher Druck auf die Forschung: Debatte aus New York Risikoscheu |
(mib) Die Vorwürfe sind happig: „Forscher sind zu risikoscheu. Die Art, wie in der Forschung gearbeitet wird, verzögert die Einführung neuer Therapien für querschnittgelähmte Menschen“, sagte der ehemalige „Superman“-Darsteller Christopher Reeve (1) vor einigen Monaten gegenüber dem Magazin „The New Yorker“ und löste damit in den USA eine breite Debatte aus (2). Nun hat die St.Galler Stiftung „Risiko-Dialog“ (3) das Thema aufgegriffen und berichtet in ihrem aktuellen Newsletter darüber, darin heisst es: „Hinter dieser Diskussion steht eine veränderte öffentliche Wahrnehmung: Forschungsergebnisse gelangen in der Mediengesellschaft immer schneller an die interessierte Öffentlichkeit. Die Bevölkerung ist quasi live dabei, während wissenschaftliche Erkenntnisse erarbeitet werden. Noch bevor sich ein 'body of knowledge’ entwickelt hat, werden Stellungnahmen verlangt, wecken wissenschaftliche Ergebnisse grosse Hoffnungen. Die Ergebnisse sind aber stets relativ und vorläufig. Betroffene werden häufig enttäuscht wenn sich die Hoffnung nicht erfüllt.“ Die von der Stiftung „Risiko-Dialog“ befragten Forscher weisen Reeves Vorwürfe entschieden zurück: „Interessant ist auf unserem Gebiet, dass sich Prominente wie Christopher Reeve engagieren. Die Wissenschaft aber lehnt seine Ansichten, die Forschung sei zu risikoscheu und richte sich zu wenig auf die Patienten, kategorisch ab“, findet Martin E. Schwab, ETH-Professor für Neurowissenschaften, und meint: „Es kann nicht ernsthaft diskutiert werden, neue Verfahren an Patienten anzuwenden, ohne vorher sorgfältig die Risiken und Nebenwirkungen zu prüfen. Das wäre ethisch nicht zu vertreten.“ Christiane Roth, Direktorin des Zürcher Universitätsspitals, ist mit ihrer Kritik zurückhaltender, die Ärztin findet: „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Einzelne mehr Risiken übernehmen würden. Aber ihre Haltung kann auch widersprüchlich sein.“ Auch sie bestätigt, dass der öffentliche Druck zunimmt, wenn viel versprechende Forschungsresultate publiziert werden. Martin E. Schwab sagt: „Wir werden häufig von Medien angefragt, viele Patienten kommen auf uns zu. Enorm wichtige Forschungsschritte, zum Beispiel als wir im November 2003 darstellten, dass unsere Therapie auch bei Tests mit Affen funktionierte, führen zu einer Lawine von Briefen von Patientinnen und Patienten.“ |
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