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Rubrik: News
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Publiziert: 01.10.2001 01:00

Nach Zug: ETH verstärkt Sicherheitsdispositiv
Zuger Amokschütze hatte Hausverbot an der ETH

(nst) Beat Müller, Leiter der Abteilung Sicherheit an der ETH, staunte nicht schlecht, als er den Namen des Zuger Amokläufers erfuhr: denn Friedrich Leibacher war den Sicherheitsspezialisten der ETH kein Unbekannter. "Wir haben mit diesem Mann schon zu tun gehabt", bestätigt Müller. Worum es sich genau handelte, wollte er gegenüber ETH Life nicht sagen. Klar ist, dass der ETH-Sicherheitsdienst vor Jahren in einem Fall gegen den in Zürich wohnhaften Leibacher intervenieren musste und ihm ein Hausverbot erteilte. "Es handelte sich aber um einen Vorfall, der lange nicht dieses Gewaltpotential erahnen liess, wie es in Zug zum Ausbruch kam", hält Beat Müller fest.

Das ETH-Hauptgebäude vergangene Woche, einen Tag nach dem Zuger Amoklauf: ein ruhiger Morgen, wenn man von den Besucherinnen und Besuchern absieht, die zum Latsis-Symposium ins Audimax kommen und diskret vom Sicherheitsdienst überwacht werden. Die ETH übertrumpft in Sachen Zugänglichkeit und Öffentlichkeit ein Parlament um einiges. Aber wer hier jetzt offensichtliche Sicherheitsmassnahmen erwartete, etwa in Form einer Eingangskontrolle - ging fehl.

"Explosion eingerechnet"

"Wir sind ein offenes Haus", sagt der ETH-Sicherheitschef, "und wo täglich 10'000, oder zusammen mit dem Campus 17'000 Leute ein- und ausgehen, ist Kontrolle schwierig - und nur als ultima ratio sinnvoll". Denkt man nach "New York" und der anschliessenden Bombendrohung an der ETH und nun dem Amoklauf von Zug darüber nach, das Sicherheitskonzept zu überdenken? "Wir werden gewiss die Sicherheitskontrollen hochfahren. Die Alternative wäre eine Personenkontrolle: für das Hauptgebäude ist eine elektronische Zutrittskontrolle, wie es sie in der 3. Ausbauetappe am Hönggerberg gibt, in der langfristigen Planung ohnehin vorgesehen", meint Müller.


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"Bei der Planung der neuen Gebäude der 3. Ausbauetappe haben wir vorausschauend eine Explosion an den neuralgischen Punkten bereits eingerechnet und am Bau Sollbruchstellen zum Abbau der Druckwelle ausgeführt."

Die Einführung einer elekronischen Zutrittskontrolle für das Hauptgebäude während der Betriebszeit hätte allerdings auch gravierende Folgen für das Gebäude selbst: an einen gänzlich freien und öffentlichen Betrieb, worauf etwa die ETH-Bibliothek im obersten Stock angewiesen ist, wäre kaum mehr zu denken.

Hat der Zuger Amoklauf direkte Folgen für das ETH-Sicherheitsdispositiv? "Kurzfristige nicht, denn wir haben bereits im Anschluss an "New York" die Personenkontrollen verschärft. Ausserdem sind an neuralgischen Punkten ohnehin schon Überwachungskameras installiert worden. Dieses Netz muss nun aber noch ergänzt werden." Denkbar wäre aber, dass die Planung für das elektronische Zutrittssystem vorangetrieben werde, meint Beat Müller. Im übrigen sei es wichtig, die Reaktionszeit, wie bisher, auf einem Minimum halten zu können.

Durch Brandstiftungs-Serie sensibilisiert

Der Sicherheitsdienst der ETH ist sich gewohnt, auch sehr kurzfristig auf Gefahren zu reagieren. Als es Mitte der neunziger Jahre innerhalb eines halben Jahres eine Serie von 13 Brandstiftungen an der ETH gab, markierte der Sicherheitsdienst eine deutliche Präsenz - die Täterschaft beendete ihr Treiben daraufhin. Seither begann die ETH in sensiblen Bereichen - etwa bei den Schliessfächern im ASVZ-Bereich - Überwachungskameras zu installieren. "Ich war lange dagegen", sagt Beat Müller, "aber die Zunahme von Delikten zwang uns dazu". Dass die Schweiz eine Insel der Sicherheit sei, das, so bedauert Müller, sei jetzt wohl vorbei.




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