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Rubrik: News |
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Stellungnahme der SAMW und der SCNAT Protest gegen Todesstrafe |
(cm) Dass wissenschaftliche Evidenz nicht immer berücksichtigt wird, weiss man. Doch selten hat die Missachtung von Forschungsergebnissen solch stossende Konsequenzen wie im Fall der fünf bulgarischen Krankenschwestern und des palästinensischen Arztes in Libyen. So hat ein Gericht in Bengasi vor kurzem die Todesstrafe gegen die Gesundheitsfachleute bestätigt - und dies, obwohl sämtliche wissenschaftlichen Belege zugunsten der Angeklagten sprechen. Nachdem die internationale wissenschaftliche Gemeinschaft bereits mehrfach und vehement gegen dieses Urteil protestierte, unter anderem mit einem offenen Brief von 114 Nobelpreisträgern, verurteilen in einem Schreiben am Montag nun auch die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) und die Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) den Entscheid der libyschen Justiz. Die sechs Gesundheitsfachleute werden beschuldigt, vorsätzlich mehrere Hundert Kinder mit dem HI-Virus infiziert zu haben. Es gibt jedoch wissenschaftliche Belege, wonach der damalige HIV-Ausbruch durch schlechte hygienische Bedingungen in einem überfüllten Krankenhaus verursacht wurde. Während des kürzlich durchgeführten Prozesses weigerte sich das Gericht, internationale medizinische Experten als Zeugen aussagen zu lassen, und zwar auch jene, welche im Jahr 2003 mit einer unabhängigen wissenschaftlichen Untersuchung beauftragt worden waren. Die damalige Untersuchung zeigte, dass der HIV-Stamm, mit dem die Kinder angesteckt worden waren, bereits vor der Ankunft der Angeklagten in Libyen vorhanden gewesen war. Die Angeklagten haben nun noch knapp 40 Tage Zeit, um beim höchsten Gericht gegen die Todesstrafe zu rekurrieren. |
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