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Publiziert: 10.02.2006 06:00

Open Access auf dem Vormarsch
Weitere Öffnung

Der freie Zugang zu wissenschaftlichen Forschungsresultaten erfährt immer breitere Unterstützung: Wichtige Schweizer Wissenschaftsinstitutionen unterstützen die „Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities“, die Universität Zürich eröffnet einen Dokumenten- und Publikationsserver, ein Repository, und die Non-Profit-Organisation Public Library of Science lanciert neue Open-Access-Journale. Mit diesen Zeitschriften machte ein ETH-Professor gute Erfahrungen, auch wenn er ihre Erfolgschancen relativiert.

Christoph Meier

In den letzten Jahren ertönte die Forderung nach dem freien Zugang zu wissenschaftlichen Forschungsresultaten immer lauter. Die Gründe dafür sind vielfältig. So nehmen einerseits die Kosten für die Zeitschriftenabonnements rasant zu. Andererseits geht es auch um den Grundsatz, dass das mit öffentlichen Mitteln subventionierte Wissen als Gemeinschaftsgut für alle Interessierten ohne Entgelt zur Verfügung steht.

Diese Einsicht scheint vermehrt auch hierzulande zu greifen. Der Schweizerische Nationalfonds teilte diese Woche mit, dass die „Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities" von der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten (CRUS), in der auch die ETH vertreten ist, der Konferenz der Fachhochschulen der Schweiz (KFH), der Schweizerischen Konferenz der Rektorinnen und Rektoren der Pädagogischen Hochschulen (SKPH), dem Rat der schweizerischen wissenschaftlichen Akademien (CASS) sowie dem Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung unterzeichnet wurde (1). Bereits früher hat sich die Konferenz der Universitätsbibliotheken der Schweiz (KUB) für eine breit abgestützte Unterzeichnung der Berlin Declaration ausgesprochen

Obwohl in der Schweiz eine Studie fehlt, die Einblick in den wegen "Open Access" eifrig diskutierten, aber kaum mit Daten belegten Wandel auf dem Publikationsmarkt liefert, zeigt eine aktuelle Umfrage der Deutschen Forschungsgemeinschaft zum Publikations- und Rezeptionsverhalten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, dass Forschende durchaus die neue Publikationsform begrüssen: Über 80 Prozent der Befragten sind von der Kultur des "Open Access" mit dem freien Austausch wissenschaftlichen Wissens überzeugt. Überaus positiv wird zudem die Selbst-Archivierung von in renommierten Fachzeitschriften bereits erschienenen wissenschaftlichen Beiträgen bewertet.

Uni Zürich als Schweizer Pionierin

Einen ersten Schritt als Hochschule zur besseren Selbstarchivierung hat die Universität Zürich unternommen, die sich vielleicht nicht zu Unrecht - sie unterzeichnete als erste Schweizer Hochschule die Berliner Deklaration und war einer der auserwählten Festorte für die Premiere von PLoS-Biology – als schweizerisches Leading-House beim Open Access versteht. Kürzlich berichtete die Uni-Webzeitung „unipublic“, dass die Hochschule mit dem Aufbau eines Dokumenten- und Publikationsservers beginnt. In diesem Repository sollen Artikel aus Open-Access-Journals und weitere Forschungsdokumente direkt aufgenommen werden. Publikationen in herkömmlichen Zeitschriften werden unter Berücksichtigung der vertraglichen Einschränkungen in das Repository integriert.

Diese geplante Sammlung erinnert an das bereits im Jahre 2000 lancierte ETH-Projekt „ETH-E-Collection“(2)(3). Dabei ging es darum, graue Literatur, also nicht verlagsgebundenen Dokumente, zu sammeln. Heute gibt die ETH-E-Collection als Ziel an, möglichst viele an der ETH Zürich erstellte wissenschaftliche Publikationen, auch sogenannte Preprints, die noch keinen Begutachtungsprozess durchlaufen haben, und Postprints (begutachtete Manuskripte), einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.


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Wissenschaftliche Literatur soll nicht mehr von Verlagen weggeschlossen werden, sondern der Öffentlichkeit frei zugänglich sein. gross

Doch was ist der Vorteil des neuen Archivservers für die Nachbarhochschule, der von der Hauptbibliothek der Universität Zürich unterhalten wird? Ingeborg Zimmermann, stellvertretende Direktorin der Bibliothek, meint dazu gegenüber "ETH Life", dass die Sichtbarkeit und Wirksamkeit der Forschungsarbeiten der eigenen Institution nachweisbar erhöht wird. Zudem könne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern überall in der Welt der Zugang zu relevanter Literatur ihrer Universität erleichtert werden. In Bezug auf Artikel in herkömmlichen Zeitschriften sei, so Zimmermann, ein eigenes Repository eine wirklich valable Option. Nicht zu vergessen gilt es, dass auch die Öffentlichkeit Zugriff auf die Forschung der Uni erhält.

„Nature“ und „Science“ den Rang nicht ablaufen

Ebenfalls interessant für die Öffentlichkeit sind die Zeitschriften von der von Wissenschaftlern gegründeten Non-Profit-Organisaton "Public Library of Science" (PLoS) (4)(5). Zu jedem Artikel in den Magazinen gibt es eine Synopsis, welche die Ergebnisse für das breitere Publikum zusammenfasst. Die PLoS gab nun Anfang dieses Jahres bekannt, dass sie neben den bestehenden fünf Publikationen dieses Jahr die beiden neuen Zeitschriften "PLoS Clinical Trials" und "PLoS One" lancieren möchte.

Ein ETH-Forscher, der bereits in einem PLoS Journal einen Artikel veröffentlichte , ist Sebastian Bonhoeffer, Professor für Theoretische Biologie (6). Damals habe er in dieser Zeitschrift publiziert, weil er gehofft habe, dass es eine angesehene Zeitschrift wird, meint der Wissenschaftler. Er habe als Autor und auch als Gutachter gute Erfahrungen mit PLoS gemacht, es sei ein effizientes Team, das transparent arbeite. Auch wenn Bonhoeffer glaubt, dass die PLoS mit weiterhin spannenden Arbeiten erfolgreich sein wird, erachtet er es doch als unwahrscheinlich, dass diese Journale den bekannten Magazinen wie „Nature“ und „Science“ den Rang ablaufen werden.


Fussnoten:
(1) "Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities” unter: www.zim.mpg.de/openaccess-berlin/berlindeclaration.html
(2) ETH-E-Collection: http://e-collection.ethbib.ethz.ch/index.html
(3) “ETH Life”-Bericht zur E-Collection „Die ETH E-Collection ist keine graue Maus“: www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/einjahrecollection.html
(4) PLoS: www.plos.org/
(5) „ETH Life“-Berichte zur PLoS: „Leere Drohung?“: www.ethlife.ethz.ch/articles/PublicLibraryofScie.html "Please tell your colleagues": www.ethlife.ethz.ch/articles/VerlagfrPLoS.html „Jetzt publizieren sie dann selbst“: www.ethlife.ethz.ch/articles/plosneuezeit.html
(6) Vgl. „ETH Life“-Bericht „Virtuelles Stoffwechselnetz“: www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/virtuellermetab.html



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