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Rubrik: Science Life
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Publiziert: 10.07.2007 06:00

Isotopengeologische Studie zur Planetenbildung
Die Grösse macht den Unterschied

Marsgesteine weisen eine andere Zusammensetzung der Siliziumisotope auf als diejenigen der Erde. Eine Gruppe mit Beteiligung von ETH-Forschern konnte nun zeigen, dass die Grösse der Planeten für diesen Unterschied verantwortlich ist.

Felix Würsten

Erde und Mars ähneln sich in Vielem. Und doch haben die beiden benachbarten Planeten eine ganz andere Geschichte. Dies bestätigt eine neue Studie, welche eine Forschergruppe der ETH Zürich, der University of Oxford und der University of California in Los Angeles vor Kurzem in der Fachzeitschrift Nature publizierte. (1) Die Resultate zeigen, dass sich die metallischen Kerne im Zentrum der Planeten bei der Erde und beim Mars unter ganz anderen Bedingungen bildeten.

Die Wissenschaftler haben für ihre Arbeit Siliziumisotope in verschiedenen Gesteinsproben untersucht. Sie analysierten dabei nicht nur Gesteine von der Erde und vom Mond, sondern auch Meteoriten vom Mars, vom grossen Asteroiden Vesta sowie primitive Meteorite, die eine sogenannt chondritische Zusammensetzung aufweisen. Dass diese Untersuchungen an der ETH durchgeführt wurden, ist kein Zufall: "Die Zusammensetzung der Siliziumisotope variiert in den verschiedenen Proben nur geringfügig", erklärt Ben Reynolds, Oberassistent am Institut für Isotopengeologie und Mineralische Rohstoffe der ETH. "Nur wenige Labore auf der Welt sind überhaupt in der Lage, derart kleine Abweichungen zu messen."

Leichtere Isotope in den Kern

Die Messungen ergaben nun, dass die Siliziumisotope in den Gesteinen des Mars und des Asteroiden Vesta eine vergleichbare Zusammensetzung haben wie in den chondritischen Meteoriten. Letztere, so die gängige Theorie, widerspiegeln die ursprüngliche Zusammensetzung des Sonnensystems, da sie nicht durch spätere geologische Prozesse verändert wurden. Die Siliziumisotope im Mantel des Mars wurden durch die Abtrennung des metallischen Kerns also in ihrer Zusammensetzung nicht beeinflusst.

Im Vergleich dazu zeigen die irdischen Proben eine deutliche Differenz. Die Gesteine aus dem Erdmantel besitzen einen höheren Anteil an schweren Siliziumisotopen als die Gesteine von Mars und Vesta. Die Forscher erklären sich das damit, dass während der Bildung des metallischen Erdkerns eine Differenzierung stattfand. Die leichteren Siliziumisotope gingen dabei offenbar bevorzugt in den Erdkern, so dass sich im Erdmantel das schwerere Silizium anreicherte. Beim Mars hingegen fand eine solche Differenzierung nicht statt. Zwar weist auch unser Nachbarplanet einen metallischen Kern auf, doch scheint dieser die schweren und die leichten Siliziumisotope gleich gut aufgenommen zu haben.


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Erde und Mond weisen eine vergleichbare Zusammensetzung der Siliziumisotope auf, die sich deutlich von derjenigen des Mars unterscheidet.

Der Grund, warum es bei der Erde eine Differenzierung gab und beim Mars nicht, liegt nach Ansicht der Forscher in der Grösse des Planeten begründet. Da die Erde viel grösser ist als der Mars, herrschen bei unserem Planeten am Übergang zwischen Mantel und Kern ein viel höherer Druck und eine viel höhere Temperatur. Untersucht man die Phasengleichgewichte unter diesen Bedingungen, dann zeigt sich, dass das leichte Silizium bevorzugt in den Erdkern gelangt.

Frühe Differenzierung

Bemerkenswert ist zudem, dass die Gesteine des Mondes eine vergleichbare Zusammensetzung der Siliziumisotope haben wie die irdischen Proben. Da der Mond viel kleiner ist als die Erde, können hier nicht die gleichen Prozesse eine Differenzierung verursacht haben. Die Forscher bieten für diese Messwerte daher eine andere Erklärung an: Heute geht man davon aus, dass der Mond rund 40 Millionen Jahre nach der Entstehung des Sonnensystems entstand, als die Erde mit dem Protoplaneten Theia kollidierte. Die neuen Daten deuten darauf hin, dass das Material, aus dem später der Mond entstand, sich mit demjenigen des Erdmantels vermischte. Das wiederum bedeutet: Die Differenzierung der Siliziumisotope muss damals bereits stattgefunden haben.


Fussnoten:
(1) Bastian Georg et.al.: Silicon in the Earth's core. Nature Volume 447 Number 7148 pp1031-1142 (2007).



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