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Rubrik: Science Life
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Publiziert: 30.05.2002 06:00

Interview mit drei Spezialisten für Computergrafik
Wer noch rastert, der rostet

Heute bestehen die meisten Illustrationen im Internet noch aus Rastergrafiken. Doch mit dem neuen SVG-Standard für Vektorgrafiken dürfte sich die visuelle Erscheinung des Webs wesentlich ändern. Aus Anlass der weltweit ersten SVG-Konferenz an der ETH sprach "ETH Life" mit drei Organisatoren und Spezialisten für Computergrafik.

Mit den drei SVG-Spezialisten und Konferenz-Organisatoren sprach Jakob Lindenmyer.

Was ist SVG?

Andreas Neumann (Inst. für Kartographie, ETH): Die Abkürzung SVG steht für "Scalable Vector Graphics". Dies ist ein neuer Vektorgrafik-Standard (siehe Kasten) in der Dokumenten-Beschreibungssprache XML. Mit reinem Text können so zweidimensionale Grafiken beschrieben werden.


Vektorgrafik

Eine Vektorgrafik besteht aus mathematischen Operationen, die ein Bild beschreiben. Als Grundelemente dienen dabei Punkte, Linien und Flächen. Der Gegensatz dazu ist eine Rastergrafik, die meist bei der Digitalisierung von Fotos zum Einsatz kommt und bisher auch die Webgrafik dominierte. Dabei wird ein Bild in einzelne Pixelpunkte zerlegt und so gespeichert. Der grosse Vorteil der Vektorgrafik besteht darin, dass sie ohne Qualitätsverluste skaliert werden kann. Dadurch werden beispielsweise Zoom-Funktionen und Animationen möglich.



Was ist der Grund für Ihre Begeisterung für SVG?

Neumann: Interaktive und animierte Grafiken ermöglichte zwar schon das Web-Zusatzprogramm Flash. Doch mit SVG einigte man sich weltweit auf einen offenen Standard für Vektorgrafiken. Die breite Akzeptanz eröffnet das Potenzial für eine grosse Verbreitung. Zudem ist SVG mit etwas Grundkenntnissen in HTML und XML leicht zu handhaben und kompatibel zu anderen Webtechniken. Die SVG-Entwickler-Gemeinde ist sehr aktiv und, ähnlich der Open-Source Bewegung, sehr offen im Austausch von Ideen, Quelltext und Implementationen. Da der Quelltext von SVG-Dateien einsehbar ist, kann man viel von den Ideen anderer Leute lernen.

Warum kommt SVG erst jetzt, über zehn Jahre nach Einführung des Webs?

Neumann: Der Bedarf nach einem offenen Standard für Vektorgrafiken besteht schon lange. Möglicherweise waren die Verzögerungen politisch bedingt.

Ivan Herman (W3C): Es gab einige frühere Versuche mit Vektorgrafiken. Die waren aber problematisch, weil es damals noch keine solide XML-Basis gab. Jetzt, da XML etabliert ist, kann sich endlich auch SVG als Standard für Webgrafiken durchsetzen.

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Ivan Herman an der WWW-Konferenz in Hawaii. Der Computergrafik-Spezialist ist "Head of Offices" des WWW-Konsortiums W3C und Vize-Vorsitzender der Europäischen Vereinigung für Computergrafik.

Für welche Bereiche ist SVG denn besonders bedeutend?

Neumann: Überall dort wo dynamische Inhalte automatisch als Webgrafiken dargestellt werden sollen, beispielsweise in Business-Grafiken, in der Kartographie, bei technischen Illustrationen, für Unterrichtszwecke oder die wissenschaftliche Visualisierung. Ziel des WWW-Konsortiums ist es zudem, SVG als weltweites Grafik-Austauschformat zwischen verschiedenen Vektorgrafikprogrammen zu etablieren. Im Multimedia-Bereich wird allerdings "Flash" das dominierende Grafikformat bleiben, da es auch Video und Audio besser unterstützt.

Herman: SVG ist hingegen ein breit akzeptierter Industriestandard und nicht abhängig von einer einzelnen Erstellungs-Software. Das ermöglichte ein wesentlich grösseres Angebot an SVG-Software, die oft auch kostenlos und als "Open Source" erhältlich ist.


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Der 28-jährige ETH Kartographie-Doktorand Andreas Neumann vor dem legendären Windgällen-Relief des Institutsgründers Eduard Imhof: "Früher Gips - heute Computergrafik". gross

Wann kommt der grosse Durchbruch von SVG?

Neumann: Das fragen Sie am besten die Firma "Microsoft". Die Verbreitung von SVG hängt eng mit der nativen Integration des SVG-Viewers in die meistbenutzten Web-Browser zusammen. Bisher gab es allerdings keine allzu grosse Unterstützung seitens des grössten Browserherstellers Microsoft. Microsoft ist zwar in der SVG-Arbeitsgruppe mit dabei, dort aber nicht sehr aktiv. Es wäre aber sehr zu wünschen, dass auch der Internet Explorer die Unterstützung von SVG-Vektorgrafiken ins Programm integriert.

Herman: Die grosse Zukunft und damit auch Verbreitung von SVG liegt neben den klassischen insbesondere auch in den mobilen Anwendungen. Beispielsweise wird man auf einem zukünftigen Handy dank dem Global Positioning System (GPS) einfach in die Karte der näheren Umgebung reinzoomen und durch Anklicken ortsabhängige Dienstleistungen beziehen können.

Wie kann sich der Durchschnitts-Surfer schon heute SVG-Bilder ansehen?

Neumann: Am einfachsten geht dies wohl mit der Software "SVG-Viewer" von Adobe. Dieses Plug-In für gängige Web-Browser ist beispielsweise auch in der neusten Version des Acrobat Readers bereits integriert. Dadurch haben weltweit schon heute rund 150-200 Millionen Nutzer Zugriff auf SVG-Bilder. Kostenlose SVG-Viewer (1) gibt es für die meisten Betriebssysteme.


Erste SVG-Konferenz: An der ETH

Die weltweit erste Konferenz zum offenen Vektorgrafik-Standard SVG findet vom 15. bis zum 17. Juli 2002 an der ETH Zürich statt. Das Organisationskomitee umfasst neben dem ETH-Institut für Kartographie auch das Institut für Geographie der Uni Zürich und das WWW-Konsortium W3C. Das detaillierte Programm findet sich auf der Konferenz-Website unter www.svgopen.org. Angehörige von Uni und ETH Zürich können zum reduzierten Preis von 250 Franken an der gesamten Konferenz teilnehmen (Registration als "Presenter", Abstract-Number "99" einfüllen).



Warum findet die weltweit erste Konferenz zu SVG gerade an der ETH statt?

Neumann: Vor einiger Zeit hab ich mal in einem Diskussionsforum im Internet angeregt, man solle doch für Diskussion und Ideenaustausch, sowie auch zur Präsentation der Möglichkeiten von SVG eine Konferenz organisieren. Und wie das in Diskussionsforen so läuft, wurde mir geantwortet: "Super, aber mach's doch gleich selbst!" Ich habe dann das WWW-Konsortium W3C angefragt. Die waren sofort interessiert und haben uns tatkräftig unterstützt.

Chris Lilley (W3C): Die erste WWW-Konferenz fand ebenfalls in der Schweiz statt, nämlich 1994 in Genf, wo das Web ja auch erfunden wurde. Mittlerweile gab es zehn weitere Grosskonferenzen und das Web ist omnipräsent. Dass nun die erste SVG-Konferenz ebenfalls in der Schweiz stattfindet ist eine hoffentlich ebenso erfolgreiche Fortsetzung einer historischen Tradition.

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Der britische Bioinformatiker Chris Lilley ist Vorsitzender der "SVG Working Group" des WWW-Konsortiums W3C. gross


250 Franken-Ticket zu gewinnen

ETH Life verlost einen vom ETH-Institut für Kartographie gesponserten SVG Konferenz-Eintritt im Wert von 250 Franken.

Die Wettbewerbsfrage dazu lautet: Was ist der Hauptvorteil von SVG gegenüber Pixelgrafiken? (Einer genügt). Einsendeschluss ist der 15. Juni 2002.




Hauptvorteil von SVG
Hauptvorteil von SVG? 
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Literaturhinweise:
Beispiel 1 einer kartographie-bezogenen SVG-Grafik: www.karto.ethz.ch/teaching/dip_2001_joray/
Beispiel 2 einer kartographie-bezogenen SVG-Grafik: www.carto.net/papers/svg/
SVG-Konferenzwebsite: www.svgopen.org

Fussnoten:
(1) Kostenloser SVG-Viewer: www.adobe.com/svg/



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