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Rubrik: Science Life
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Publiziert: 30.05.2005 06:00

ETH-Weltrekord in der Massenspektrometrie
Grösstes Ion gemessen

Mittels der Massenspektrometrie konnten Wissenschaftler der ETH Zürich kürzlich einen Weltrekord verbuchen. Ihnen gelang die Messung des grössten je beobachteten einfach geladenen Ions von mehr als einer Million Dalton. Die innovativen Erkenntnisse könnten zukünftig neue Anwendungen in der medizinischen Forschung ermöglichen.

Von Claudia Naegeli und Jakob Lindenmeyer

Moderne Ionisationsmethoden erlauben es, riesige Moleküle wie Proteine oder DNA-Ketten "zum Fliegen zu bringen". Um den Weltrekord des grössten je beobachteten einfach geladenen Ions von mehr als einer Million Dalton (MDa) zu messen, mussten die ETH-Forscher um Professor Renato Zenobi vom Laboratorium für Organische Chemie (1) gleich zwei Hürden überwinden. Einerseits musste die Probe zerstörungsfrei verdampft und ionisiert werden. Anschliessend mussten die grossen Ionen registriert und gemessen werden. Die Arbeit wurde letzten Freitag in der Online-Ausgabe des Journals "Analytical Chemistry" publiziert. (2)

Um das bislang grösste Masse-zu-Ladungsverhältnis (m/z) registrieren zu können, bedienten sich die ETH-Forscher eines speziellen Messverfahrens, des so genannten Flugzeit-Massenspektrometers. Dabei werden geladene Moleküle beschleunigt und die Driftzeit durch ein Vakuumrohr gemessen. „Die Methode funktioniert ähnlich wie ein Wettrennen unter Sportlern“, erklärt Professor Zenobi. Bei einem Wettlauf erreiche gewöhnlich der leichteste und vitalste Athlet das Ziel als Erster. „Genauso verhält es sich mit den Ionen. Deshalb messen wir ihr Gewicht, indem wir ihre Ankunftszeit registrieren“, fügt er an.

Massenspektrum von zwei grossen Proteinen: Immunoglobulin M (oben, 1MDa), und der "von Willebrand"-Faktor (Signale bei 0.5, 1, 1.5 und 2 MDa, unten). (Quelle aller Bilder: Analytical Chemistry) gross


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Schematische Dartellung der justierbaren Ionen-Quelle. Die beschleunigten Ionen, welche die Quelle in Richtung des gepunkteten Pfeiles verlassen, müssen durch präzises Kippen der ganzen Quelle um zwei Achsen auf die Fläche des Kryodetektors (Abmessungen: nur 1 mm x 1 mm) fokussiert werden. gross

Gekühltes Messen

Die Herausforderung bei diesem Verfahren besteht in der Registrierung von besonders schweren Ionen. Sie fliegen am langsamsten und werden bei ihrem Auftreffen von herkömmlichen Detektoren kaum oder gar nicht registriert. Eine Lösungsmöglichkeit bestünde darin, die Ionen mit mehreren Ladungen zu versehen, um sie so in einen besser zugänglichen m/z-Bereich zu bringen.

Die ETH-Forscher wählten einen eleganteren und direkteren Weg: Sie führten die Messung mit einem so genannten Kryodetektor durch. Dieses Messsystem zur Beobachtung einzelner Ionen ist mit einem Kühlsystem gekoppelt und sorgt dadurch für eine massive Verbesserung der Empfindlichkeit bei der Messung. Entwickelt wurde der Kryodetektor (3) von der Schweizer Firma Comet AG in Zusammenarbeit mit Dr. Damian Twerenbold von der Universität Neuchâtel. (4) „Das Laboratorium für Organische Chemie der ETH ist das Testlabor für dieses Gerät“, erzählt Professor Zenobi.

Diagnose in Sekunden

Die innovative Umsetzung dieser Technologie könnte laut Zenobi zukünftig in der medizinischen Diagnostik Anwendung finden. Beispielsweise können ein für die Blutgerinnung wichtiges Protein namens "von Willebrand Faktor" und dessen Oligomeren gemessen werden. Professor Zenobi erklärt: „Menschen mit kleinen Protein-Oligomere verfügen über eine schlechte Wundheilung.“ Die Diagnose der Krankheit, die jener der Bluterkrankheit verwandt sei, erfordere bis anhin ein aufwändiges Verfahren. „Wenn wir unser Verfahren routinemässig einsetzen können, würde das eine Diagnose in Sekundenschnelle erlauben“, prognostiziert der Wissenschaftler zum Schluss.


Fussnoten:
(1) Journal "Analytical Chemistry", ASAP Article 10.1021/ac0482054 S0003-2700(04)08205-8 Web Release Date: May 27, 2005: "Analysis of Megadalton Ions Using Cryodetection MALDI Time-of-Flight Mass Spectrometry": http://pubs.acs.org/cgi-bin/asap.cgi/ancham/asap/html/ac0482054.html
(2) Webseite der Gruppe Zenobi, Laboratorium für Organische Chemie: www.zenobi.ethz.ch/
(3) Infos zum eingesetzten Kryodetektor: www.comet.ch/index.php?id=270
(4) Website der Schweizer Firma Comet AG, die den eingesetzten Kryodetektor entwickelte: www.comet.ch/



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