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Rubrik: Science Life
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Publiziert: 17.07.2006 06:00

Mobiler Röntgenapparat
Das bewegte Knie

Mit einem mobilen Röntgenapparat können ETH-Forscher des Instituts für Biomechanik das Knie erstmals beim normalen Gehen röntgen. Das Gerät soll helfen zu verstehen, wie sich ein eingesetztes künstliches Kniegelenk bei der Alltagsbewegung Gehen verhält

Christoph Meier

Gehen ist ein dynamischer Prozess. Trotzdem analysierte man bis anhin die Funktion von künstlichen Kniegelenken anhand statischer Bilder vom gestreckten und gebogenen Bein. Diese konnten aber kaum Aufschluss geben, warum immer wieder bei gewissen Patienten die Prothese schmerzt. Das ist problematisch, da auf der Welt pro Jahr rund eine Million Knieprothesen, davon 40’000 in der Schweiz, eingesetzt werden. Dieser Umstand veranlasste die Forscher am Institut für Biomechanik, das Problem genauer zu analysieren (1). Die Prothesenherstellerin Mathys in Bettlach und der Medizinalgerätehersteller Philips waren von der Idee begeistert und beteiligten sich an der Entwicklung. Das Ziel war ein Gerät zu entwickeln, mit dem man die Prothese während mehreren Schritten beobachten kann.

Ein Ruck-Mobil

Kommt man heute in die Testhalle der Biomechaniker auf dem Hönggerberg trifft man auf das Resultat der Entwicklung. Es besteht aus einer Plattform von rund 1.5 auf 2 Meter mit aufgebautem Motor und vier angetriebenen Rädern an der Unterseite. Auf der einen Seite ragt ein gerader Balken mit einem Rad heraus, der einen C-förmigen Arm trägt. An dessen Enden befindet sich der Video-Fluorskopie-Röntgenapparat der Firma Philips. Dieser stellt die Bilder des künstlichen Knies dar, indem er die Röntgenstrahlen mittels eines fluoreszierenden Schirms auffängt.

Damit gemessen werden kann, muss sich der Proband entsprechend in den Röntgenapparat stellen. Sein Knie wird dann mit einem Bewegungssensor verbunden, der die Geschwindigkeit bestimmt. Läuft der Proband die Teststrecke von rund 10 Metern, so fährt das Messmobil ruckartig mit. Das Ruckartige ist die Folge davon, dass die Horizontalgeschwindigkeit des Knies bei einem normalen Schritt stark variiert. Dabei ist die maximale Beschleunigung des Gelenks bis zu 8m/s^2.

Schneller als Tom Lüthi?

Der Projektleiter Hans Gerber zu den Folgen: „Unser Messapparat muss so schnell beschleunigen können wie die Rennmaschine von Tom Lüthi.“ Damit das 450 Kilogramm schwere Gerät das schafft, haben die Forscher es mit einem Vierradantrieb ausgerüstet. Die Motoren erreichen ein maximales Drehmoment von rund 4000 Nm. Doch für eine erfolgreiche Analyse braucht auch der Röntgenapparat eine entsprechende Auflösung. „Im Moment können wir 25 Bilder pro Sekunde aufnehmen“, so Gerber. Das sei gut, soll aber noch verbessert werden.


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Ein bewegte Knieprothese wird geröngt: Ein Proband begleitet vom neuen fahrende Analysegerät der ETH-Biomechaniker auf dem Hönggerberg. (Bild: Hans Gerber) gross

Bereits vorhanden ist eine Analysesoftware der Bilder. In Zusammenarbeit mit dem ETH-Institut für Bildverarbeitung erarbeiteten die Wissenschaftler einen Algorithmus (2), der es erlaubt aus den zweidimensionalen Bildern, die räumlichen Verhältnisse zu rekonstruieren. Hans Gerber zu dieser Errungenschaft: „Jetzt ist es erstmals möglich zu sehen, wie sich das Knie während des Gehens verhält und nun müssen Studien gemacht werden um zu untersuchen, ob es einen Zusammenhang zwischen Schmerzen und der räumlichen Situation während des Gehens gibt.“

Viel versprechende Studien

Die Forscher führten schon erste Studien mit Trägern von Knieprothesen durch. Obwohl die Daten vorliegen, kann Gerber aufgrund seiner Verpflichtungen gegenüber seinem Industriepartner diese nicht vorstellen. Der Forscher deutet nur an, dass spannende Einblicke vorliegen. Zudem sind weitere Studien aufgegleist mit dem weltweit ersten mobilen Röntgenapparat. Dabei sollen die Kniebewegungen auch in Verbindung mit der Belastung gebracht werden. Dazu können die Forscher gleichzeitig die Bodenreaktionskräfte mit Bodenplatten messen. Ein erster Schritt Richtung schmerzfreien Schritt für alle Träger einer Knieprothese scheint also bereits vollzogen zu sein.


Fussnoten:
(1) Institut für Biomechanik: www.lfb.ethz.ch/
(2) Institut für Bildverarbeitung: www.vision.ee.ethz.ch/



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