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Rubrik: Surprise
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Publiziert: 14.01.2004 06:02

Johannes Schlaefli: 20 Jahre Dirigent des AOZ
Zum Jubiläum Mahlers Zweite

Johannes Schläfli feiert mit der zweiten Symphonie von Gustav Mahler seine 20-jährige Tätigkeit als Dirigent beim Akademischen Orchester Zürich (1). Gemeinsam mit dem Akademischen Chor Zürich und dem Singkreis der Engadiner Kantorei bringt er die Auferstehungssymphonie in Luzern und Zürich zur Aufführung. „ETH Life“ verlost für das Konzert in der Tonhalle vom 8. Februar zwei Freikarten.

Von Christoph Meier

Ein „Gottsucher“ wurde Mahler von seinen Freunden genannt. Für gewisse scheint er aber mit seiner Auferstehungssymphonie bereits Gott gefunden zu haben. Mit gesundem Selbstvertrauen erhob der Komponist auch den Anspruch, dass die Menschheit und die Kunst ohne seine c-moll-Symphonie ärmer wären.

Der erste Satz der Zweiten ist ein Trauermarsch in der Grundtonart. Beim Wechsel nach E-Dur wird ein wichtiges Thema aus dem Auferstehungsfinale angedeutet. Das Andante des nächsten Satzes verbreitet pastorale Gelassenheit, die man in vielen Werken Mahlers findet. Burleske Tanzmelodien, bizarre Soli für Es-Klarinette, eine sehnsuchtsvolle Trompetenmelodie und zum Schluss ein kontrastierendes feierliches Thema prägen das Scherzo.

Nachdem dieses verklungen ist, beginnt der Mezzo-Sopran mit dem Urlicht-Lied, das mit „im Himmel sein“ endet. Das Finale beginnt mit einem Ausbruch, den Mahler „Aufschrei der Verzweiflung“ nennt. Später wird er mit den Worten „Oh glaube“ in Verbindung gebracht. Dieser Teil führt in einem gewaltigen Crescendo zur Szene, wo sich die Gräber öffnen. Es folgen der Marsch der Auferstandenen, die Trompeten des jüngsten Gerichts und schliesslich mündet alles in eine begeisternde Koda in Es-dur, wo alle Ängste und Zweifel hinweggefegt werden.

Zu seiner Beziehung zu Mahlers Zweiter und seiner Arbeit mit dem Akademischen Orchester Zürich äussert sich Johannes Schläfli im Folgenden.

Herr Schlaefli, Sie sind seit 20 Jahren Dirigent des AOZ. Herzliche Gratulation. Wieso Mahlers Zweite zum Jubiläum?

Das ist eher ein Zufall, dass dieser von uns seit langem gehegte Wunsch, Mahlers Zweite zu spielen, genau zu diesem Jubiläum in Erfüllung geht. Aber es ergibt sich ein etwas augenzwinkernder, hübscher Hintersinn mit der Auferstehungssymphonie.

Grundsätzlich ist für mich Mahlers Zweite eines der grossartigsten Kunstwerke überhaupt. Das beginnt bei der überwältigenden Architektur des Gesamtwerkes und zieht sich bis ins kleinste Detail der wunderbarsten Instrumentierungsfinessen weiter. Aber vor allem ist das Werk für mich eine derart tief ergreifende Musik, wie bisher eigentlich keine andere!

Welche Stellung nimmt der Text der Symphonie für Sie ein?

Auch der Text berührt mich. Allerdings kann ich diesen Text gar nicht mehr anders als in Mahlers Musik gesetzt lesen. Ich weiss schon gar nicht mehr, wie der Text ohne Musik auf mich wirken würde! Es bewegt mich sehr, wie der Auferstehungs-Gedanke eine ganz weit gefasste, allgemeine und übertragene Bedeutung erhält. Das Aufstreben zur vollkommenen geistigen Freiheit oder zum vollkommenen Licht als Möglichkeit wird in der Musik als etwas spürbar und "erlebbar", zu dem es sich zu streben lohnt, in jedem Moment.

Nehmen wir den Satz aus der Symphonie "Du warst nicht umsonst geboren, hast nicht umsonst gelitten". Enthält er für Sie auch eine Bedeutung in Bezug auf ihre musikalische Arbeit, insbesondere mit dem AOZ?

Also gelitten habe ich beim AOZ sehr wenig! Mit diesen Menschen zu arbeiten, bedeutet besonders viel Freude! Zum ersten Teil des Satzes: Wenn man mir sagt, ich sei unter anderem dazu geboren worden, um mit den Studierenden in Zürich zusammen an grossen Werken der musikalischen Literatur zu arbeiten, dann ist das ein ganz schöner Gedanke.

Sie dirigieren wie erwähnt seit 20 Jahren das AOZ. Wie motivieren Sie sich immer von neuem?

Ihre Frage löst in mir zunächst etwas ratloses Grübeln aus, denn ich weiss es eigentlich gar nicht. Die jeweils fortschreitende Zusammenarbeit mit den Studierenden und am Werk ergeben immer von selber eine grosse Motivation!

Ich hatte aber schon ab und zu den Gedanken, ich sollte dieses Amt mal weitergeben, weil es sich vielleicht nicht schickt, so viele Jahre auf demselben "Sessel zu kleben". Grund zu diesem Gedanken waren aber nie Motivationsschwierigkeiten.


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"Mit diesen Menschen zu arbeiten, bedeutet ganz viel Freude!", meint Johannes Schläfli zu seiner 20-jährigen Tätigkeit beim Akademischen Orchester Zürich. gross

Können Sie von einem Höhepunkt und einem Kuriosum aus Ihrer bisherigen Arbeit mit dem AOZ erzählen?

Ein Höhepunkt in der näheren Vergangenheit war die Aufführung der achten Symphonie von Bruckner in der Tonhalle. Die atmosphärische Dichte des Adagio rief sozusagen Mahlersche Auferstehungsgefühle hervor!

Kuriosum? Bei einem der allerersten Konzerte entglitt mir der Dirigierstab und landete genau zwischen den Saiten des ersten Bratschisten, der in diesem Moment gerade nicht zu spielen hatte. Den Blick des Bratschisten kann man schwer beschreiben.

Blick nach vorne: Wie lange darf das AOZ noch mit Johannes Schlaefli arbeiten?

Von mir aus sehe ich momentan keine Gründe, mit dieser Arbeit aufzuhören. Aber wie gesagt, ich möchte auch nicht den Moment verpassen zu merken, wenn es genug ist. Aber zunächst haben wir noch grosse Pläne für die Zeit nach der Mahlerschen Auferstehung. So sind Bruckners Neunte und Tschaikowskys „Symphonie Pathetique“ geplant. Dann schauen wir weiter, was passiert.

Wer das Jubiläumskonzert in Zürich erleben möchte, der kann bei „ETH Life“ zwei Freikarten gewinnen. Um diese Karten zu gewinnen, muss die folgende Frage richtig beantwortet werden:


Wettbewerbsfrage

Wie heisst die vollständige Zeile im Schlusschor von Mahlers zweiter Symphonie? Sterben werd’ ich, …

Antwort: 
Ihr Name: 
Ihre Tel.nr.: 
Ihre E-Mail: 

Die Gewinnerinnen oder die Gewinner werden am Mittwoch 5.2.2004 per Mail oder telefonisch benachrichtigt.

 

Die Gewinnerin oder der Gewinner müssen am Donnerstag , 5. Februar, zwischen 10.00 und 16.00 Uhr, telefonisch erreichbar sein (bitte Telefonnummer, idealerweise Handynummer, angeben).

Konzertprogramm:

Mahler: 2. Sinfonie "Auferstehung"

Fr 6. Februar 2004, KKL Luzern, 19:30 Uhr

So 8. Februar 2004, Tonhalle Zürich, 16:00 Uhr

Leitung: Johannes Schlaefli

Gemeinsam mit dem Akademischen Chor Zürich und dem Singkreis der Engadiner Kantorei (Einstudierung: Anna Jelmorini)


Fussnoten:
(1) Akademisches Orchester Zürich: www.aoz.ethz.ch



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