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Rubrik: Tagesberichte |
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Alliance for Global Sustainability Übungen in zukunftsfähigem Denken |
Auf Einladung der Alliance for Global Sustainability haben sich diesen Sommer 80 Studierende aus der ganzen Welt in Braunwald getroffen. Ziel des akademischen Stelldicheins: Kontakte knüpfen und das eigene Denken in Kategorien der nachhaltigen Entwicklung schärfen. Von Roland Schaller "Die Zeit in Braunwald war sowohl persönlich als auch fachlich eine tolle Erfahrung", schreibt der angehende "Ocean Engineer" Timothy Preston vom Massachusetts Institute of Technology. Auch die anderen Teilnehmenden, die per E-Mail immer noch Kontakt zueinander halten, sind voll Lob für die diesjährige Sommer-School. "Es war eine erstaunliche Erfahrung und wir haben alle sicher viel gelernt", schreibt Marina Lyubchak, Ökonomiestudentin aus der Ukraine. ETH-Assistent Peter Wotschke vom Institut für Geotechnik zieht ebenfalls eine positive Bilanz und hebt die wertvollen Kontakte hervor, die man während dieser zwei Wochen habe knüpfen können. Jeweils 40 Studierende aus 35 Ländern nahmen an den beiden zweiwöchigen Kursen im Juli und August dieses Jahres teil. Darunter waren jeweils auch fünf Studierende von der ETH Zürich. Betreut wurden die Teilnehmenden von beinahe 40 Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern der vier Trägeruniversitäten der AGS.(1).
Das «Youth Environmental Summit», kurz Y.E.S., wie die offizielle Bezeichnung lautet, will den Teilnehmenden die verschiedenen Aspekte eines nachhaltigen Denkens und Forschens näher bringen. Mit Vorträgen, Workshops und Exkursionen wurde an Themen wie Ökosteuern, Mobilität oder ökologisches Produkt-Design gearbeitet. Ins Leben gerufen worden ist die Summer-School vor anderthalb Jahren von AGS-Leiter Roger Baud. Grosser Andrang Über 200 Interessierte haben sich dieses Jahr um einen Platz in der Sommer-School in Braunwald beworben. Bei der Auswahl der Teilnehmenden hatten die Organisatoren eine Art multidisziplinäre und multikulturelle Gemeinschaft vor Augen. Zur Hälfte aus Frauen und aus Männern sollte die Gruppe bestehen, ein Drittel aus Entwicklungsländern kommen, so viele wissenschaftliche Disziplinen wie möglich sollten vertreten sein und schliesslich mussten die Teilnehmenden am Thema Nachhaltigkeit interessiert sein. "Wir wollen den Leuten ja nicht einfach zwei Wochen Ferien in den Bergen bieten», sagt Rainer Züst. Der gelernte Maschineningenieur, Betriebswissenschaftler und ehemalige ETH-Assistenzprofessor arbeitet seit einem halben Jahr als Programm-Manager im Zürcher Büro der Alliance for Global Sustainability (AGS) an der Bolleystrasse. Die Teilnahme eines Studierenden kostet die AGS im Schnitt 4000 Dollar. Bezahlen muss der oder die Einzelne allerdings nur 1000 Dollar, egal aus welchem Land die Person anreist. Und wenn das nicht möglich ist, dann wird ihr auch diese Gebühr noch erlassen. Der Rest wird von Firmen und Stiftungen aufgebracht, welche die Arbeit der AGS unterstützen.
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"New Generation" "Wir möchten eine neue Generation von Problemlösern heranziehen", antwortet Rainer Züst. Diese Leute müssten ein vertieftes Bewusstsein davon haben, was nachhaltige Entwicklung bedeuten kann. Ein zentraler Punkt dabei ist die Zusammenarbeit in multidisziplinären und multikulturellen Teams. Denn das Konzept der nachhaltigen Entwicklung basiert ja gerade auf der Vorstellung, dass bei jeder konkreten Fragestellung auch die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Auswirkungen mitbedacht werden. "Daneben ist uns aber auch wichtig, dass die Studierenden in diesen zwei Wochen ein erstes weltweites Netzwerk mit Bekannten aus ganz verschiedenen Kulturen aufbauen können", sagt Züst. Denn das sei ein erster Schritt zum Ziel, dass die angehenden Wissenschafterinnen und Wissenschafter auch in Zukunft über ihr eigenes Spezialgebiet und über die engen Landesgrenzen nach geeigneten Lösungen für konkrete Probleme Ausschau halten würden. Nachholbedarf bei ETHlern Gerade an der ETH Zürich sieht Züst diesbezüglich noch einigen Nachholbedarf: "Wir stellen fest, dass die meisten Studierenden an der ETH kein vertieftes Verständnis vom Konzeptes der nachhaltigen Entwicklung haben." Es mangle vor allem an Vorstellungen darüber, wie man das Konzept ganz konkret umsetzen könne. Eine Aussage, der auch Ulrich W. Suter, frischgebackener Vizepräsident Forschung und Faculty-Koordinator der AGS an der ETH Zürich, vorbehaltlos zustimmt: "Wir sollten das Thema in Zukunft vermehrt in den Lehrbetrieb einbauen." Dabei sind sich die Organisatoren der Summer-School durchaus bewusst, dass mit dem Wort «Nachhaltigkeit» heutzutage viel Unfug getrieben wird. Auch die Leute rund um die Swissair beispielsweise hätten gerne von nachhaltiger Entwicklung gesprochen, dabei sei die Fluglinie heute ganz einfach nachhaltig kaputt. "Ich bevorzuge deshalb den Begriff Zukunftsfähigkeit", erklärt Züst. Dass dieses Konzept selbst eine grosse Zukunft hat, davon ist der Wissenschafter allerdings felsenfest überzeugt.
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Literaturhinweise:
Fussnoten:
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