ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
Print-Version Drucken
Publiziert: 26.04.2005 06:00

Alumni Forum 05 im Technopark Zürich
Veränderung tut Not

Die Schweiz sieht ihre Konkurrenzfähigkeit immer stärker in Frage gestellt. Am ETH Alumni Tag diskutierte ein hochkarätiges Panel, was dagegen konkret unternommen werden sollte.

Von Felix Würsten

Die Schweizer Wirtschaft spürt den harten Wind der globalisierten Wirtschaft immer stärker. Auch in anderen Ländern wird gute Arbeit geleistet – und dies zu deutlich tieferen Löhnen als in unserem Land. Immer drängender stellt sich deshalb die Frage: Wie bleibt das System Schweiz konkurrenzfähig? Die Ehemaligen der ETH Zürich, so ist der Präsident von ETH Alumni, Eduard Brunner, überzeugt, sind prädestiniert, diese Frage zu beantworten. Aus diesem Grund hat die Ehemaligen-Vereinigung der ETH (1) am letzten Samstag im Rahmen des Alumni Tags 2005 im Technopark Zürich eine Podiumsdiskussion zu diesem Thema veranstaltet.

Der Pioniergeist ging verloren

Gesprächsleiter Thomas von Waldkirch, Präsident der Stiftung Technopark Zürich, erinnerte zu Beginn daran, wie die ETH gegründet wurde. Als es das Parlament 1854 ablehnte, eine eidgenössische Universität zu gründen, verfasste eine kleine Gruppe um Alfred Escher bereits in der nächsten Nacht einen Gesetzesentwurf für die Gründung eines eidgenössischen Polytechnikums. Innerhalb von wenigen Tagen wurde diese Vorlage verabschiedet. Von der Dynamik dieser Pionierzeit ist in der Schweiz inzwischen wenig mehr zu spüren. Im letzten Jahrhundert, so von Waldkirch, habe man 24 Jahre gebraucht, um ein neues ETH Gesetz zu verabschieden.

Der Unternehmer Branco Weiss wies darauf hin, dass das Thema der Veranstaltung das Dilemma treffend zum Ausdruck bringe. "Alle wollen, dass es so bleibt, wie es ist, aber wir wissen genau, dass das nicht geht." Die Schweiz sei im Grunde genommen nicht bereit, sich zu verändern. "Warten wir, bis der Leidensdruck gross genug ist oder sind wir intelligent genug, vorher zu handeln?"

Auch Jörg Sennheiser, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Firma Sennheiser Electronics, plädierte für Veränderungen. "Es gibt schlicht keine Alternative zum Vorwärtsgehen." Auch wenn die Schweiz ihre Selbständigkeit behalten wolle, sei sie doch eingebunden in das weltweite Netz. Nach Ansicht von Sennheiser wäre es nun wichtig zu handeln. "Analysen haben wir genug gemacht", meinte er. Dem mochte Thierry Lalive d'Epinay, VR-Präsident der SBB, nicht so ohne weiteres zustimmen. Es brauche ständiges Nachdenken; die Analyse, die in einem Bereich richtig sei, könne nicht ohne weiteres auf einen anderen Bereich übertragen werden.

Sind Spitzengehälter gerechtfertigt?

Der Bankier Pierre de Weck, heute für die Deutsche Bank in London tätig, wies darauf hin, dass der Finanzplatz für die Schweiz in den letzten Jahren weiter an Bedeutung gewonnen habe. Es gehe nun darum, die Standortvorteile zu erhalten.


weitermehr

Das System Schweiz, das bisher so zuverlässig funktioniert hat, gerät ins Stocken.

Die Frage, ob die in den Medien kontrovers diskutieren Spitzengehälter insbesondere im Bankenbereich gerechtfertigt seien, beantwortete de Weck mit einem klaren Ja. "Wir sollten uns freuen, dass wir so hochbezahlte Finanzspezialisten anziehen können." Sennheiser hingegen bezweifelte, dass exorbitant hohe Gehälter gerechtfertigt sind. "Als selbständiger Unternehmer würde man sich nie derart schamlos am eigenen Unternehmen bereichern", meinte er pointiert.

Die Schweiz sei heute durchaus konkurrenzfähig, stellte Hanspeter Fässler, CEO von ABB Schweiz, fest. "Immerhin bestellt China bei uns jährlich für 250 Mio. Dollar Produkte, obwohl unsere Lohnkosten hoch sind." Wichtig sei, dass man die Produktivität pro Mitarbeiter laufend steigere. "Wir senken kontinuierlich unsere Kosten", meinte Fässler. "Geschäftsbereiche, die nicht rentieren, werden abgebaut, und wir konzentrieren uns auf die wissensintensive Wertschöpfung." Vom Staat erwartet Fässler, dass er eine hochstehende Aus- und Weiterbildung gewährleistet. Für die Schweiz sei es heute nicht so schwierig, ausländische Spezialisten zu gewinnen. Die Frage sei vielmehr, wie man vermehrt ausländische Firmen in die Schweiz holen könne.

Innovation ist ein Ingenieurthema

Die Zusammenarbeit mit der ETH hingegen sei sehr gut, meinte Fässler. Die ABB erhalte von der ETH nach wie vor gut ausgebildete Leute. Auch Sennheiser fand lobende Worte für die Hochschule. Mit dem neu gegründeten Departement MTEC befinde sie sich auf dem richtigen Weg. Nach Ansicht von Lalive d'Epinay ist Innovation eindeutig ein Ingenieurthema; deshalb komme der ETH eine wichtige Rolle zu. Als Unternehmensberater stellt er immer wieder fest, dass viele Firmen gar nicht richtig verstehen, wie Innovation stattfindet. Branco Weiss schliesslich wies darauf hin, dass Innovation nicht nur ein technisches Problem sei. "Die Leute haben Angst vor Veränderungen. Innovation ist in erster Linie nicht ein technisches, sondern ein sozial-psychologisches Problem."


Fussnoten:
(1) Homepage der ETH Alumni Vereinigung: www.alumni.ethz.ch/



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!