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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 14.11.2005 06:00

Die ersten 20 Absolventen der Milak erhielten den Bachelor of Arts der ETH Zürich
"Wer führen will muss Menschen mögen"

Es war eine besondere Diplomfeier, zu der die Militärakademie an der ETH Zürich (Milak) am 11. November ins Audimax eingeladen hatte: Es war die erste, an der 20 Absolventen des dreijährigen Bachelor-Studienganges den Titel "Bachelor of Arts ETH" in Staatswissenschaften erhielten, und es war die letzte von Brigadier Professor Rudolf Steiger als Direktor der Milak. Bundespräsident Samuel Schmid liess es sich nicht nehmen, die Festansprache zu halten. Sein Thema war: "Führen mit Verantwortung".

Regina Schwendener

Aus der ganzen Schweiz und aus dem Ausland waren die Gäste zur Diplomfeier der Milak (1) angereist. Milak-Direktor Brigadier Steiger begrüsste nicht nur die insgesamt 35 Diplomanden und ihre Familienangehörigen, Bundespräsident Schmid und den Chef der Armee, Korpskommandant Keckeis, sondern zahlreiche Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Militär, Militärattachées verschiedener Länder, Vertreter des Departements D-GESS, der Schulleitung und speziell den Hausherrn, ETH-Rektor Konrad Osterwalder: "Ohne Sie gäbe es keine Militärakademie an der ETH Zürich und erst recht keinen Bachelor-Studiengang für Berufsoffiziere." Für Brigadier Steiger war es die letzte "Amtshandlung" als Milak-Direktor: "Ich danke allen, die mir ermöglicht haben, meine hochgesteckten Ziele in relativ kurzer Zeit zu erreichen. Mit grosser Genugtuung werde ich die Militärakademie am 15. Dezember meinem Nachfolger Brigadier Daniel Lätsch übergeben. Er ist promovierter Historiker und bisher aktiver Brigadekommandant."

Vor der Diplomfeier zeigte ETH-Rektor Konrad Osterwalder seinen Gästen im Beisein des Künstlers die neue Panoramatafel. gross

"Wir sind stolz auf Sie!"

Den dreijährigen Bachelor-Studienganges haben 20, den einjährigen Diplomlehrgangs 15 Studierende abgeschlossen. "Hier an der ETH sind wir stolz auf Sie", sagte Professor Lars-Erik Cedermann, seit dem Wintersemester 2004/05 Delegierter des Studiengangs Berufsoffizier, "und wir sind stolz auf unseren Studiengang. Wir sind stets bemüht, die bestmögliche Ausbildung anzubieten. Sie ist nicht nur für die Schweiz wichtig, sondern auch für die ETH."

Die Ausbildung, so Cedermann, bereite die Berufsoffiziere unter anderem darauf vor, die Sicherheit der Schweiz zu gewährleisten. Dabei könne Sicherheit nicht mehr allein als nationale Angelegenheit aufgefasst werden. Auch neutrale Länder seien in komplexe Sicherheitsnetzwerke eingebunden. Der internationale Fokus der Ausbildung entspreche den Erfordernissen der Zeit. "Dies nicht nur inhaltlich, im Bezug auf den Fachbereich, sondern auch strukturell in ihrer Kompatibilität mit internationalen Ansprüchen, in diesem Fall dem Bologna Prozess", so Cedermann. Dabei nehme dieser Studiengang auch innerhalb der ETH eine Vorreiterrolle ein, weil er zu den ersten Bachelor-Studiengängen der ETH gehöre.

Einige der Absolventen würden Gelegenheit bekommen, ihre Studien im Rahmen des geplanten Masterstudiengangs in Vergleichenden und Internationalen Studien fortzusetzen, der im nächsten akademischen Jahr beginne. Später werde es zusätzliche Möglichkeiten geben, sich weiterzubilden. Professor Cedermann: "Ab diesem Herbst bietet unser Departement einen neuen Studiengang an, der zu einem Master of Advanced Studies in Security Policy and Crisis Management führt. Dieser neue Studiengang wird hier an der ETH von Professor Wenger geleitet in Zusammenarbeit mit Divisionär Zwygart, Kommandant der Höheren Kaderausbildung der Armee.

Von den Gästen im Audimax begrüsst, marschierten die insgesamt 35 Diplomanden ein. gross

Verabschiedung und Dank

Bevor er jedoch zum Thema kam, würdigte er den besonderen Anlass: Der Tag dürfe als Krönung zweier institutioneller Karrieren bezeichnet werden. Einerseits begehe die ETH Zürich in diesem Jahr ihr 150-Jahr-Jubiläum, anderseits habe die Militärakademie vor zwei Jahren die 125-jährige Geschichte der Militärwissenschaften an der ETH Zürich gefeiert.


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Diplomfeier an der Milak: (v.l.) Korpskommandant Christophe Keickeis, Bundespräsident Samuel Schmid, Brigadier Rudolf Steiger und ETH-Rektor-Konrad Osterwalder lauschen den Klängen des "Quintetto Inflagranti". gross

"Und heute, nach 127 Jahren der Entwicklung im Schosse dieser Hochschule, erhalten die ersten Absolventen erstmals einen international anerkannten Titel der ETH Zürich, nämlich den Bachelor of Arts ETH in Staatswissenschaften." Zu verdanken sei dies der Zusammenarbeit zwischen der Schulleitung der ETH Zürich und der Militärakademie sowie dem Departement VBS. Bundesrat Schmid nannte stellvertretend für alle anderen am Gelingen dieser hochgesteckten Ziele Beteiligten ETH-Rektor Konrad Osterwalder als Förderer der Kooperationsprojekte und Brigadier Rudolf Steiger: " Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen, Herr Brigadier, hier und jetzt für Ihren unermüdlichen Einsatz für die Ausbildung unserer Berufsoffiziere zu danken. Sie haben es verstanden, aus der leicht verstaubten Militärschule eine moderne Militärakademie mit einem beeindruckenden Profil zu schaffen."

Wechsel in der Direktion der Milak: Brigadier Daniel Lätsch (links) kommt, Brigadier Rudolf Steiger geht. gross

Kommandieren - Kontrollieren - Korrigieren

Die Ansprache von Samuel Schmid schien der Entwicklung einer neuen Führungskultur durch Führungskompetenz – wie im Moment an der ETH in aller Munde – auf den Leib geschrieben. Im Mittelpunkt seiner Ansprache standen zeitlose Gedanken zum Thema Führung: "Wer entscheiden will, egal ob Gruppenführer, Brigadekommandant oder Wirtschaftskapitän, muss in chaotischen Situationen vor allem Ordnung schaffen, den Überblick gewinnen. Diese Tätigkeit beginnt beim Chef selber: Ordnung und Klarheit im Denken. Dazu helfen uns in Krisensituationen unsere Entscheidmodelle. Seien sie so einfach wie die berühmten "3 K: Kommandieren - Kontrollieren - Korrigieren" des Gruppenführers oder aber umfassender wie in der Takt-Führung beschrieben."

Wer wisse, was er wolle, sich Handlungsfreiheit geschaffen habe, müsse auch den Mut haben, zu verzichten, so Schmid weiter. Dies bedeute nichts anderes, als Prioritäten zu setzen. Ganz gleich wo, an der Priorisierung führe kein Weg vorbei. " Das Handwerk zum Führen haben Sie hier an der Milak gründlich gelernt. Auch hier soll uns ein zentraler Grundsatz leiten: Wer führen will, muss Menschen mögen. Wer lieber Geschäfte erledigt, als sich auf das schwierige Feld der Menschenführung vorzuwagen, soll Sachbearbeiter bleiben", so Samuel Schmid und schlug den Bogen zu bundesrätlichen Entscheiden.

Der Bundesrat habe in diesem Frühjahr die militärpolitische Lage und damit die Weiterentwicklung der Schweizer Armee beurteilt, sich Handlungsfreiheit geschaffen, entschieden und Prioritäten gesetzt. Er habe eine Schwergewichtsverlagerung beschlossen: Sicherungskräfte würden sich auf heute wahrscheinliche Bedrohungen und damit primär auf den Schutz von Bevölkerung und Infrastruktur konzentrieren. Die Verteidigungskräfte bildeten im klassischen Sinn einen Aufwuchskern. Beide Aufgaben würden der Landesverteidigung dienen und seien gleich wichtig. Beide Kräfte würden kombiniert im Einsatz stehen. Samuel Schmid ist überzeugt: "dass die Konzeption der Armee XXI richtig, der Start gelungen und eine stetige Weiterentwicklung unumgänglich ist."


Fussnoten:
(1) Milak: www.milak.ethz.ch



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