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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 13.03.2002 06:00

Reisebericht
ETH knüpft Kontakte nach Pakistan

Die interaktiven Präsentationsflächen des ETH World Vireal Lab werden bereits erfolgreich an der ETH Zürich genutzt und sollen nun für die Zusammenarbeit im Bereich computergestützte pharmazeutische Chemie mit dem angesehenen HEJ Research Institute of Chemistry an der University of Karachi in Pakistan eingesetzt werden. Ziel ist die Demonstration des Mehrwertes der Infrastruktur für die Forschung am Beispiel eines konkreten gemeinsam durchgeführten Forschungsprojektes.

Von Christof Hanser

Via Dubai fliege ich am 15. Februar 2002 nach Lahore im Nordosten von Pakistan in die Provinz Punjab. Die Passkontrolle passiere ich noch problemlos, doch dann ist fast nichts mehr wie ich es gewöhnt bin. Die vielen Menschen. Ein herzliches Willkommen mit Blumen... In Lahore findet gerade das Frühlingsfest "Basant" statt. Tausende von Drachen schmücken den Horizont.

Hanser
Institutsneubau für das HEJ Research Inst. of Chemistry in Karachi kurz vor der Fertigstellung. gross

In Islamabad treffe ich den Pakistanischen Minister für Wissenschaft und Technologie Prof. Dr. Atta-ur-Rahman, den IT-Pionier von Pakistan. Zugleich ist er auch Direktor des HEJ Research Institute of Chemistry an der University of Karachi. Er ist ein beeindruckender Mann, in Cambridge und Tübingen ausgebildeter Chemiker, der sich in seinen sehr zahlreichen Publikationen vor allem mit verschiedenen Gebieten der Naturstoffchemie auseinandergesetzt hat. Bücher über NMR-Spektroskopie und stereoselektive Synthese in organischer Chemie sind auch dabei.

Die Regierung hofft auf die neuen Möglichkeiten des Informationszeitalters (1), um die Menschen in Pakistan besser auszubilden. Der Minister empfiehlt mir, ein mögliches Projekt mit dem Forschungsinstitut in Karachi zu prüfen.

Nach dem Treffen mit dem Minister fahre ich in die Islamabad benachbarte Millionenstadt Rawalpindi, wo mich Rektor Prof. Syed Shujaat Hussain und den Stab der National University of Science and Technology NUST (2) auf dem Hauptcampus empfangen. Die NUST unterhält mit ihrem National Institute of Information Technology (NIIT) Beziehungen zum CERN in Genf und beteiligt sich dort am GRID-Projekt (distributed computing).

Einen Tag später besuche ich in Karachi das HEJ Research Institute of Chemistry (http://www.hej.edu.pk/) und dort Prof. M. I. Choudhary, der in medizinisch relevanter Naturstoffchemie arbeitet. Wir vergleichen unsere Arbeiten und Ziele und diskutieren Möglichkeiten der Zusammenarbeit.


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Im HEJ Research Inst. of Chemistry in Karachi. (v.l.n.r. Prof. M. S. Ali; Dr. C. Hanser, ein Senior Sc., Prof. M. I. Choudhary).
Im HEJ Research Inst. of Chemistry in Karachi. (v.l.n.r. Prof. M. S. Ali; Dr. C. Hanser, ein Senior Sc., Prof. M. I. Choudhary). gross

Eine Zusammenarbeit könnte für beide Seiten fruchtbar werden, wir profitieren im IT-Bereich durch bezahlbare und gute Human Resources und könnten Doktoranden betreuen, die im fernen Ausland arbeiten. In naher Zukunft könnte es einen ersten pakistanischen Doktoranden geben, der sowohl an der ETH, als auch an der University Karachi als sogenannter Split-Ph.D. abschliesst und teilweise über die genannte IT-Infrastruktur betreut wird.

Wir fahren mit einem PKW zum Haus der Gastfamilie, Sicherheitsgurte gibt es nicht. In Lahore ist jedes Mitfahren in einem Auto für mich ein Abenteuer. Der Verkehr, für europäische Verhältnisse einfach verrückt, spiegelt auch die kontrastreiche Gesellschaft wider, die zu 80 % aus meist armen Analphabeten, einer langsam wachsenden Mittelschicht und einer kleinen Oberschicht besteht. Der Mittelstand spricht sehr gut Englisch, so dass die Kommunikation meist kein grosses Problem darstellt. Mitteleuropäer sind meist gern gesehene Gäste in Pakistan. Im öffentlichen Raum empfiehlt sich aber generell Zurückhaltung und Begleitung durch Einheimische, das spart nebenbei auch Geld. Im allgemeinen sind die Menschen angenehm und gastfreundlich.

Nach einer Woche fahre ich in die Hauptstadt Islamabad. Sie ist die einzige geplante Stadt in Pakistan und lässt an Sicherheit und Verkehrsdisziplin nichts zu wünschen übrig. Mit etwa 250'000 Einwohnern ist sie wesentlich kleiner als die Millionenstädte Lahore und Karachi. Karachi ist eine in den Dimensionen mit New York vergleichbare Grossstadt und liegt in der Provinz Sindh im Süden des Landes.

Die Lebenshaltungskosten sind im Vergleich zur Schweiz sehr niedrig. Ein Franken entspricht ca. 35 Pakistanischen Rupees. Ein Kilo Brot kostet 30 Rupees (85 Rappen) und ein Kilo Schaffleisch kostet 140 Rupees (4 Franken).

Am 6. März 2002 bin ich heil zurückgekehrt. Die Reise hat mein Wissen erweitert und mich wieder erfahren lassen, was Bildung wert ist und wo Potentiale liegen, die wir auch für unsere Hochschule aktivieren könnten. Das ETH World Vireal Lab (3) gibt uns grundsätzlich die Möglichkeit in der ganzen Welt tätig zu werden. In Pakistan könnten im Bereich der pharmazeutischen Chemie durch Einsatz der neuen Infrastruktur für gemeinsame Forschungsprojekte erste Erfahrungen mit einem Entwicklungsland gesammelt werden.

Die Namen von Kontaktpersonen in Pakistan gebe ich auf Anfrage gerne weiter (hanser@ethworld.ethz.ch).


Fussnoten:
(1) www.most.gov.pk
(2) www.nust.edu.pk
(3) www.vireal.ethz.ch



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