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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 26.11.2001 01:00

ETH-Tag: Tessin als Ehrengast
Fest für Kopf und Herz

Am ETH-Tag vom vergangenem Samstag wurde mit der Amerikanerin Abigail Salyers erstmals seit langem wieder einer Frau die ETH-Ehrendoktorwürde verliehen. Die Südschweiz mit ihrer jungen Universität war diesmal Ehrengast. In seinem traditionell bissig-witzigen Gastvotum nahm der Rektor der Uni Zürich auch ETH Life aufs Korn.

Von Norbert Staub

Der Anlass hat, wie alle Geburtstagsfeiern, viel von einem Ritual - feste und liebgewonnene Abläufe gehören nun einmal zum ETH-Tag - doch lässt dieser immer bewusst auch Raum für Überraschendes und Witziges: der Tag der ETH vom vergangenen Samstag machte diesem Aspekt seiner Tradition alle Ehre.

ETH-Master: auf Herz und Nieren geprüft

ETH-Rektor Konrad Osterwalder machte zum Auftakt darauf aufmerksam, dass die ETH im zu Ende gehenden Jahr dank der Ratifizierung der neuen gestuften Studienstruktur mit Bachelor und Master endgültig auf den internationalen besetzten Zug der Studienreform aufgesprungen ist - Stichwort "Bologna" - und er verdeutlichte, dass die ETH insbesondere bei der Zulassung zum Masterstudium nicht gewillt sei, ihre Qualitätsstandards einer verbesserten Mobilität zu opfern: "Mit pauschalen Regelungen läuft man Gefahr, die jungen Leute glauben zu machen, dass ihr Rüstzeug genüge - wo das nicht der Fall ist, bezahlen sie mit Jahren der Überforderung und der Frustration", gab Osterwalder zu bedenken.

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Haupthalle im Festkleid: Das Akademische Orchester unter Johannes Schlaefli sorgte mit Werken von Brahms für den symphonischen Rahmen. gross

Besonders willkommen hiess der ETH-Rektor seinen Kollegen Marco Baggiolini von der Università della Svizzera Italiana (USI) und Regierungsrat Gendotti. Das Tessin hat sich vor zwei Monaten formell der Zusammenarbeit zwischen Bund und Universitätskantonen im universitären Hochschulbereich angeschlossen.

Bereits unter Dach und Fach ist die Kooperation zwischen dem Departement Architektur der ETH und der Accademia di Architettura der USI. Deren Direktor Kurt W. Forster, zuvor Professor für Architektur an der ETH, machte sich in seinem Festvortrag „Architektur und Akademie im Spagat“ Gedanken über die spezielle Rolle der Architektur im wissenschatlichen Umfeld. Die enorme Wirkung, die Architektur heute ausübe, liege ausserhalb des Wissenschaftsbetriebs. „Nur gelegentlich, etwa wenn sie mit der Allüre von High-tech, Esoterik oder schlicht mit Bluff auftritt“, vermöge sie sich disziplinär bei der Stange zu halten, so Forster.

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Geballte Exzellenz: Die von Rektor Osterwalder frisch gekürten Ehrendoktoren und Ehrengäste der ETH. gross

Architektur – ein „Wissenschaftspseudonym“

Architektinnen und Architekten beschäftigten sich mehr mit Imagination als mit Forschung – darum gerate die „Mutter aller Künste“ an Hochschulen zuweilen unter Rechtertigungsdruck. Dabei erfülle sie die unverzichtbare Aufgabe, sichtbar zu machen, „was in den Köpfen anderer nur Vorstellung, Wunsch oder Befürchtung bleibt".


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VSETH-Präsident Arnd Bätzner warnt davor, die gute Ausstattung der ETH als "gottgegeben" zu betrachten. gross

Ihre Arbeit würde einem Suchen und Erproben entspringen, das sich vor dem „klassischen“ Forschen nicht verstecken müsse. Architektur sei mithin „nicht eine Pseudowissenschaft, sondern eher ein Wissenschaftspseudonym“.

Unter dem schönen Motto „Le Coeur et la Raison“ sprach VSETH-Präsident Arnd Bätzner aus Sicht der Studierenden über die bereits bestehenden Elemente einer „Corporate Citizenship“ der ETH; und über jene, die noch zu schaffen wären. Im University Store von Princeton etwa findet der Besucher nicht weniger als 39 Sorten Baseball-Mützen mit dem Logo der Universität. Und am MIT liefern sich die Bewerber harte Wahlschlachten um die Ämter im Vorstand der Studentenschaft. - Der VSETH hingegen sei froh, wenn sich für wichtige Posten überhaupt Kandidaten finden. Dabei sei das studentische Mitspracherecht an der ETH im Vergleich sehr weit entwickelt.

“Goldener Käfig“ ETH

Bei manchen ETH-Studierenden ortet Bätzner denn auch ein „Goldener-Käfig-Syndrom“; die exzellente Ausstattung werde oft als „gottgegebene Selbstverständlichkeit“ aufgefasst. – Eine gefährliche Haltung, so Bätzner, sei doch Mitwirken und –denken heute nachgerade ein Wettbewerbsfaktor. Der VSETH-Präsident plädierte in diesem Zusammenhang auch dafür, die führende Rolle der Hochschulversammlung neben Schulleitung und Departementen und damit das „konstruktive Konsensmodell“ der ETH nicht zu gefährden.

Nach der Kür der besten Diplomarbeiten und Studienabschlüsse sowie der Ernennung der neuen ETH-Ehrendoktoren - unter diesen mit der amerikanischen Mikrobiologin Abigail Salyers seit Jahrzehnten wieder eine Frau (1) - standen noch die Kurzreden während des Essens auf dem Programm. Mit Spannung erwartet wurden die traditionell freundschaftlich-bissigen Grüsse von Uni-Rektor Hans Weder.

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Die ETH-Schulleitungsmitglieder Olaf Kübler und Konrad Osterwalder sowie USI-Präsident Marco Baggiolini als Zuhörer des freundlich-bissigen Grussworts von Uni-Rektor Hans Weder. gross

In seinem Rückblick spielte die Kommunikation der ETH, im speziellen die seit genau einem Jahr existierende Webzeitung ETH Life eine besondere Rolle: In einer der ersten Ausgaben sei nämlich ein Interview mit dem Prionenforscher Adriano Aguzzi zu lesen gewesen – vergeblich habe er aber nach dem Arbeitgeber dieses bekannten Wissenschaftlers gesucht: es sei die Uni Zürich. „If you can’t beat them – join them“, sei da wohl das Motto der ETH-Zeitung gewesen. Damit künftig über die Herkunft der von ETH Life befragten Forscher kein Zweifel mehr bestehe, schenkte der Unirektor dem ETH-Präsidenten Olaf Kübler ein aktuelles Uni-Vorlesungsverzeichnis, zwecks Weitergabe an die Redaktion.

Würdiges Geburtstagsgeschenk

Nun, eine Überprüfung jenes in zwei Teilen erschienenen Interviews ergibt, dass Professor Aguzzi sehr wohl als Forscher des Universitätsspitals deklariert wurde – bereits in der Spitzmarke als auch in einem Kasten im Text (nachlesen können Sie den Artikel hier).

ETH Life empfindet es aber auf jeden Fall als Auszeichnung, den Rektor der Nachbar-Hochschule zu ihren interessierten Lesern zählen zu dürfen und betrachtet das Vorlesungsverzeichnis als ein würdiges Geschenk zum ersten Geburtstag. - Als Ermunterung, weiterhin Zürichs hellste Köpfe zu Wort kommen zu lassen, egal, ob sie die dies- oder jenseits der Karl-Schmid-Strasse beheimatet sind.


Fussnoten:
(1) Siehe dazu den separaten ETH-Life-Bericht unter http://www.ethlife.ethz.ch/tages/show/0,1046,0-8-1501



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