ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
Print-Version Drucken
Publiziert: 19.04.2004 06:00

Jubiläums-Rückblicke der ETH-Technikgeschichte
Zürich wird Mittelpunkt der industriellen Wissenschaften

Heute vor 150 Jahren, am 19. April 1854, beschloss der Grosse Rat des Kantons Zürich, die eidgenössische polytechnische Schule nach Zürich zu holen. Als Sitz der neuen Hochschule national unbestritten, musste in Zürich zuerst lokaler Widerstand überwunden werden.

Von Patrick Kupper, Technikgeschichte der ETH Zürich

„Aut Caesar aut nihil“ ereiferte sich die Eidgenössische Zeitung, das Organ der Zürcher Konservativen, am 8. Februar 1854. Das hiess etwa so viel wie: entweder die eidgenössische Universität oder gar nichts. Am Vortag war der Nationalrat dem Ständerat gefolgt und hatte beschlossen, in Zürich keine nationale Universität, sondern lediglich eine eidgenössische polytechnische Schule einzurichten. Eine „Satyre“ auf die ursprüngliche Idee sei dies, wetterte die Eidgenössische Zeitung. „Wenn Zürich noch einen Funken Selbstgefühl im Leibe hat, so verbittet es sich ein Geschenk, das seinen Bestrebungen nicht entsprechen und das es überdies nur mit der Lästerung seines Namens erkaufen kann.“

Polytechnikum nicht unterschätzen

Gut zwei Monate später trat der Grosse Rat des Kantons Zürich zusammen. Nationalrat und Zürcher Regierungsratspräsident Alfred Escher, der sich während Jahren für eine nationale Hochschule eingesetzt und auch in der turbulenten Parlamentsdebatte vom Februar die Fäden gezogen hatte, brach eine Lanze für das Polytechnikum. Eine Universität habe leider nicht erreicht werden können, aber die polytechnische Schule sei nicht zu unterschätzen. Dank ihrer reichen Ausstattung würde sie zu einem „Mittelpunkt der industriellen Wissenschaften“ werden. Der Rat liess sich überzeugen und beschloss am 19. April, das eidgenössische Polytechnikum nach Zürich zu holen.

Zürich national unbestritten

Hätte Zürich das Angebot abgelehnt, wäre Basel bereit gestanden. Dies hätte Escher und seine Zürcher Mitstreiter umso mehr geschmerzt, als Zürich auf nationaler Ebene unbestritten erste Wahl für die zu errichtende eidgenössische Hochschule war.


ETH-Geschichte multimedial

In Hinblick auf das 150-Jahr Jubiläum der ETH Zürich hat das Institut für Geschichte im Auftrag der Schulleitung das Projekt "ETHistory 1855-2005" lanciert. Ziel ist es, die lange und reiche Geschichte der Schule zu vergegenwärtigen und zeitgemäss zu präsentieren – die Basis für eine kritische und zukunftsgerichtete Reflexion über die Schule im Jubiläumsjahr 2005. Neben einer historischen Studie zur ETH in Buchform wird eine aufwendige, in Deutsch und Englisch verfügbare Website zur Geschichte der ETH realisiert. Diese wird im Frühjahr 2005 aufgeschaltet. Mehr Infos unter: www.tg.ethz.ch/forschung/




weitermehr

Ansicht des Hauptgebäudes der ETH von 1875: “Nehmen Sie den Palais du Luxembourg, stellen Sie ihn auf den Montmartre, ersetzen Sie Paris durch den See – und Sie haben die Schule von Zürich“ ( Bild: Bildarchiv ETH-Bibliothek, Zürich.) gross

Mit der Hochschule sollte die Limmatstadt 1854 nämlich für die Niederlage entschädigt werden, die sie sechs Jahre früher bei der Ausmarchung um die Hauptstadt erlitten hatte. Zürich bekam die Schule aber nicht frei Haus geliefert. Stadt und Kanton mussten sich verpflichten, der neuen Schule Gebäude zu erstellen, einen Teil der jährlichen Kosten zu tragen sowie ihre wissenschaftlichen Sammlungen und Waldungen zur Verfügung zu stellen.


Bisher erschienen

In der "ETHistory"-Serie von Jubiläums-Rückblicken der Technikgeschichte der ETH im Hinblick sind in "ETH Life" bisher erschienen:

- "Gündungen und Gründe" (von David Gugerli): www.ethlife.ethz.ch/articles/ethistory/ETHistory1.html

- "Die Erste Schule des Landes" (von Daniela Zetti): www.ethlife.ethz.ch/articles/ethistory/ETHistory2.html



Daraus ergab sich eine enge institutionelle Anbindung des Polytechnikums an seine Umgebung. Die Beziehungen der Anstalt zu Stadt und Kanton Zürich, aber auch zur Universität Zürich, mussten in den folgenden 150 Jahren immer wieder neu ausgehandelt werden. Die Entwicklung verlief nicht linear. Waren die Bindungen zu Beginn äusserst eng, wurden die gegenseitigen Verpflichtungen Anfang des letzten Jahrhunderts „ausgesondert“. 1970 wurde der Auszug aus der Stadt auf die grüne Wiese erwogen. In den letzten Jahren hingegen findet unter den Schlagworten „Hochschulplatz Zürich“ und „Science City“ wieder eine Annäherung an Stadt und Universität Zürich statt.

Billig und beschaulich

Die internationale Attraktivität, welche die ETH Zürich über weite Strecken ihrer Geschichte auszeichnete, hatte sicher mit ihrem bald schon erworbenen guten Ruf zu tun, aber auch mit den Lebensbedingungen in Zürich. Die Stadt versprach ein beschauliches Leben und war lange Zeit – heute kaum mehr vorstellbar – verhältnismässig billig. 1879 versuchte ein Franzose seinen Kollegen an der l'École Centrale seine Zürcher Eindrücke wie folgt zu veranschaulichen. „Prenez le Luxembourg, placez-le sur les buttes Montmartre, remplacez Paris par le lac, et vous aurez l'École de Zürich”.




Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!