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Rubrik: Tagesberichte |
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Neue Erdbeben-Gefährdungskarte der Schweiz Basel und Wallis bleiben kritisch |
Der Schweizerische Erdbebendienst hat am Montag eine neue Erdbeben-Gefährdungskarte vorgestellt. Die Gefährdung für die beiden kritischen Gebiete Basel und Wallis wird nun etwas grösser eingestuft als früher. Von Felix Würsten Hat die Schweiz ein Erdbebenproblem? Ja durchaus, findet Domenico Giardini, Direktor des Schweizerischen Erdbebendienstes (SED) (1) an der ETH Zürich. Zwar hat die Erde hierzulande in den letzten Jahrzehnten kaum je stark gebebt. Doch in historischer Zeit ereigneten sich immer wieder grössere Beben, die beachtliche Schäden verursachten. Am Montag hat der SED nun eine neue Erdbeben-Gefährdungskarte der Schweiz (2) veröffentlicht. Diese zeigt auf, welche Gebiete wie stark gefährdet sind und wo verstärkte Anstrengungen bei der Vorsorge angezeigt sind. Sieben Jahre Arbeit Angesichts der Tatsache, dass die Schweiz ein dicht besiedeltes Land ist und Erdbeben deshalb weitaus mehr Schäden anrichten können als in früheren Zeiten, müsse die Gefährdung durch diese Naturgefahr genauer untersucht werden, erklärte Giardini. Problematisch ist vor allem, dass die Gebäude in der Schweiz praktisch nur auf vertikale Belastungen ausgelegt sind. Wie sich hingegen horizontale Scherkräfte, die bei Erdbeben abrupt auftreten, auf die Gebäude auswirken, ist jedoch in den meisten Fällen nicht bekannt. Seit Jahren fordern die Erdbebenexperten denn auch, dass in der Schweiz die Erdbebensicherheit der Gebäude dringend verbessert werden müsste (3). Damit die Bauten auch richtig bemessen werden können, braucht es allerdings eine Abschätzung, mit welchen Bodenbewegungen überhaupt zu rechnen ist. Bereits 1978 hat der SED dazu eine erste Gefährdungskarte veröffentlicht. Seither hat man eine Reihe von neuen Erkenntnissen gewonnen, so dass die Karte nun überarbeitet werden konnte. Im Laufe von sieben Jahren haben insgesamt rund 30 Personen an der neuen Karte mitgearbeitet. Neben den Daten des überarbeiteten Erdbebenkatalogs (4) wurden auch die Untersuchungen von Seesedimenten sowie eine Neubewertung der Ausbreitung von Erdbebenwellen im Untergrund in die neue Gefährdungs-Abschätzung einbezogen.
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Bekannte Problemzonen bestätigt Am grundsätzlichen Bild der Erdbebengefährdung ändert sich allerdings nicht viel. Die bekannten Risikogebiete Basel und Wallis bleiben nach wie vor kritische Regionen, in denen innerhalb von 500 Jahren mit starken Erschütterungen gerechnet werden muss. Die Gefährdung für die Region Basel stufen die Experten nun sogar noch etwas höher ein als bei der letzten Beurteilung. Und im Wallis erstreckt sich das Gebiet mit den stärksten Bodenbewegungen nun über eine grössere Region als früher. Die Gefährdung ist im Unterwallis demnach nicht kleiner, sondern gleich gross wie im Oberwallis. Die Gefährdung im nördlichen Alpenraum hingegen sehen die Forscher nun gleichmässiger verteilt als bei der letzten Erhebung. Und für die Region Genf und das Bodenseegebiet weisen sie gar geringere Werte aus als bei der ersten Karte. Dass allerdings auch diese Gebiete von Erschütterungen heimgesucht werden können, demonstrierte ein Beben der Stärke 3, das sich just während der Medienkonferenz im Kanton Schaffhausen ereignete. |
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