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Rubrik: Tagesberichte |
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Abgeschlossen: Forschungsprojekt Greifensee Vernetzung fördern |
Als Ergänzung zu den agrarökologischen Evaluationsprojekten hat das Bundesamt für Landwirtschaft 1999 das Forschungsprojekt Greifensee angeregt. Unter Leitung von ETH und Uni Zürich, Agroscope FAL Reckenholz, Eawag und WSL untersuchten Forscher Wechselwirkungen verschiedener Stoffe auf die Umwelt sowie Szenarien einer agrarökonomischen Neuausrichtung. Von Michael Breu „Die gesellschaftlichen Ansprüche an Kultur- und Naturlandschaft im Schweizerischen Mittelland verändern sich: Arbeit, Wohnen und Freizeit, Natur- und Umweltschutz beanspruchen Raum. Diese Ansprüche überlagern sich und führen zu Nutzungskonflikten“, sagte Urs Gantner, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW), an der Abschlusskonferenz des Forschungsprojektes Greifensee (1) im Audimax der ETH. Fünf Forschungsinstitutionen Das Projekt wurde 1999 vom BLW lanciert mit dem Ziel „entwicklungsbestimmende Faktoren und die bedeutendsten Zusammenhänge“ zwischen Landwirtschaft, Forstwirtschaft und ihrem Umfeld zu erfassen und eine nachhaltige Land- und Landschaftsnutzung zu untersuchen. Unter anderem wurden Stoffflüsse (Stickstoff, Phosphor, Pflanzenschutzmittel) analysiert, eine multifunktionale Waldnutzung skizziert und agrarökonomische Szenarien für das Jahr 2011 durchgespielt. Mit dem Forschungsprojekt betraut wurden die ETH-Institute für Agrarwirtschaft, Pflanzenwissenschaften und terrestrische Ökologie, das Agroscope FAL Reckenholz, die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), die Eawag sowie das Institut für Umweltwissenschaften der Universität Zürich. Politisch brisant sind die Ergebnisse des landwirtschaftlichen Sektormodells, mit dem die mittel- und langfristigen Entwicklungsperspektiven modelliert wurden. Untersucht wurden zwei Szenarien: - die Weiterführung der Agrarpolitik 2007 (AP 2007) bis ins Jahr 2011 ohne darüber hinausgehende Liberalisierungsschritte („Alleingang“) - und die Umsetzung der AP 2007 mit einer zusätzlichen Öffnung gegenüber der Europäischen Union und dem Abbau jeglicher Marktstützung bis 2011. Vier Kernaussagen Vier Kernaussagen lassen sich aus dem Modellen ableiten: - „Wird das heutige Direktzahlungssystem weitergeführt, so ist als Folge der sinkenden Produktpreise und des Strukturwandels in Zukunft gesamthaft mit einer Extensivierung zu rechnen“, kommen Kurt Zgraggen, Christian Flury, Nikolaus Gotsch und Peter Rieder vom ETH-Institut für Agrarwirtschaft in ihrem Synthesebeitrag zum Schluss. Allerdings ist dies nicht gratis: Bei unveränderten Ansätzen steigt der Mittelbedarf für die ökologischen Beiträge um das Dreifache. Da die knappen Finanzmittel des Bundes haushälterisch eingesetzt werden müssen, ist zu prüfen, inwieweit die Ökobeiträge in Zukunft angepasst werden könnten, ohne die umweltverträgliche Flächennutzung zu gefährden oder die Gefahr negativer ökologischer Effekte zu erhöhen“, kommen die Forscher zum Schluss.
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- Zweitens: Der Extensivierungsgrad hänge weiter „stark von den Opportunitätskosten der Betriebsleiter für die eigene Arbeit ab“. Bei tiefen Kosten seien arbeitsintensive Tierhaltungsverfahren (Milchviehhaltung) sowie Ackerkulturen (Kartoffeln) noch konkurrenzfähig; bei hohen Kosten würden hingegen arbeitsextensive Verfahren (Mutterkuhhaltung, Getreide) sowie die Ausdehnung der ökologischen Ausgleichsflächen ansteigen. - Drittens finden die Forscher, dass die Ackerfläche am stärksten von der Szenarienwahl beeinflusst werde. „Bei den Marktfrüchten wird in beiden Zukunftsszenarien gegenüber der Referenzsituation (im Jahr 2000) weniger Brotgetreide, Kartoffeln und Zuckerrüben angebaut“, heisst es im Bericht.“ - Für die Bauern bedeutet dies, dass die Einkommen in den nächsten Jahren bei unveränderten Strukturen stark sinken. Durch eine Reduktion des Arbeitseinsatzes in der Landwirtschaft ist es aber möglich, mittel- und langfristig die heutigen Löhne zu halten. Postitiv für die Umwelt Für die Umwelt sind die Entwicklungen mehrheitlich positiv. So dürften mit einem Rückgang der Ackerflächen zugunsten von ökologischen Ausgleichsflächen auch die Stoffverluste zurückgehen. Trotzdem: Die Vernetzung der naturnahen Lebensräume wird mit dem heutigen Direktzahlungssystem nicht spezifisch gefördert. Die Forscher haben deshalb zwei Massnahmen ausgearbeitet, welche in die Agrarpolitik des Bundes einfliessen sollen. „Werden Beiträge nur noch für extensiv genutzte Wiesen mit grossem Verbundpotential ausgerichtet, kann die Effektivität der Massnahme deutlich verbessert werden“, berichteten sie an der Konferenz. Eine solche Massnahme würde einer Weiterentwicklung der 2001 eingeführten Öko-Qualitätsverordnung entsprechen. Ebenso wird diskutiert, als „Massnahme zur Reduktion der Gefahr von Pestizidverlusten“ offene Ackerflächen auf Risikoflächen einzuschränken. Grundlagen für Politik Die Resultate des Forschungsprojekts Greifensee – veröffentlicht in der Oktober-Ausgabe des Fachmagazins AgrarForschung (2) – soll nun in den Entscheidprozess für die künftige Landwirtschaftspolitik des Bundes einfliessen. „Wenn dieses Projekt dazu beiträgt, dass sich wissenschaftliche Argumente in der Agrar- und Forstpolitik schneller durchsetzen, dann haben wir viel erreicht“, sagte Urs Gantner vom Bundesamt für Landwirtschaft. |
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