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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 11.10.2001 06:00

Miniaturisierte Computer und ihre Einsatzmöglichkeiten
"Wearables" machen Leute und - Krieg

Im Rahmen des "International Symposium for Wearable Computer" (ISWC) wurden "intelligente Kleidung", Spielereien und das Zubehör für die "Cyborg-Army" präsentiert. Referate über den technologischen Stand von "personal positioning and orientation systems" verdeutlichten die Pläne bezüglich der zukünftigen Miniaturisierung von Computern.

Brigit Furrer

Wer möchte nicht wissen, ob es denn tatsächlich "intelligente Kleider" gibt? Mit diesem Prädikat präsentiert die finnische Firma Reima ihren "Smarten Handygurt" in Prospekten. An der "Gadget Show", wo auch Newcomer, Tüftler und Künstler, neueste Erfindungen und Spielereien mit Showeinlagen vorführten, wurde das Geheimnis gelüftet.

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Konzipiert wurde dieser "wearable", "Reima Smart 3305", für Outdoor Freaks und Extremsportler. gross

Zieht der Snowboarder an der roten Lasche, kann er seine Kollegen über das eingebaute Mikrofon auf gefährliche Gletscherspalten oder hübsche Schneehäschen aufmerksam machen. Wie das geht? Im Gurt sind Radiosensoren eingebaut, die für die Verbindung zwischen den Handys programmiert werden. Dies ist sehr einfach. Die beteiligten Parteien, das kann eine Gruppe von mehreren Leuten sein, müssen in einem bestimmten zeitlichen Intervall und Radius bevor sie losfahren an der roten Lasche ziehen. Es ist nicht mehr nötig Funkgeräte mitzuschleppen. Praktisch scheint dieser "Smarte Handygurt" tatsächlich zu sein, aber intelligent, das wäre wohl übertrieben.

"In the army now..."

Fun und Freizeit sind aber wohl Bereiche, in denen "wearables" am wenigsten zum Einsatz kommen, da sie dafür noch viel zu teuer sind. Die Hauptabnehmer sind Armee, Anti-Terror-Einheiten, Polizei, Sicherheitsunternehmen und Industrie. Die Aussteller TekGer und Bekintex präsentierten "wearables" die sich besonders für kriegerische Einsätze, polizeiliche Fahndungen oder hochsicherheitstechnische Wartungen eignen.

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Infrarotbrille mit eingebauter Webcam, Tastatur und Prozessor. Aussteller: TekGear. Preis: ca. 12'000 $. gross

Anti-Terror-Einheiten können mit einer solchen Ausrüstung bei Nacht und Nebel terroristische Lager aufzeichnen und bei Befreiungsaktionen von Entführten die Kommandozentrale jederzeit mit Bildern beliefern. Im Gegenzug empfangen sie Anweisungen für den Angriff auf die Terroristen. Mit "wearables" ausgerüstete Soldaten können sich im Schiessgraben mit Satellitenbildern über die momentane Gefechtslage informieren oder mit ihren Liebsten zu Hause kommunizieren. Die "Cyborg-Army" ist in den USA bereits Realität. Das Pentagon rüstet die Soldaten der "Army XXI" mit "wearables" auf.


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iswc
Dieser Besucher verwendet sein "wearable" für friedliche Zwecke. Auch im Dunkel der Nacht kann er mit der Infrarotbrille seine schwarze Katze aufstöbern und per Internet Futter nachbestellen. gross

Human Factors

Schliesslich sollte trotz Effizienz, grösserer Produktivität, angenehmer Spielereien und Fun, nicht vergessen werden, dass der Gebrauch von "wearables" auch Gefahren mit sich bringt. Diesem Thema widmete sich der Workhop "Human Factors" der ETH-Forscher Marino Menozzi und Elke Reuss (1). Im kognitiven Bereich sind dies zum Beispiel verlangsamte Reaktionszeiten durch Augmented Reality (AR)(2). Physiologische Probleme können sich durch eine Dauerbelastung von den zum Teil doch noch etwas schweren Geräte ergeben. Das Gewicht des unten abgebildeten Rechners beträgt 480 Gramm. Bei einem täglichen mehrstündigen Arbeitseinsatz über einen längeren Zeitraum im Bibliotheks- oder Postwesen, könnten beispielsweise körperliche Beschwerden auftreten. Marino Menozzi wies schliesslich auf die Schwierigkeit hin, die angeführten Überlegungen den Entwicklern von Minicomputern bewusst zu machen. Einerseits befänden sich die Technologien in einem steten Wandel, andererseits sei die Fluktuation der Mitarbeiter in den betreffenden Betrieben enorm gross.

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Scanner WSS 1040, Firma: Symbol (Bild: Workshop "Human Factors". Marino Menozzi, Elke Reuss, Applied Vision Research, Institute of Hygiene and Applied Physiology, ETH Zürich) gross


Den Ausgang wiederfinden

Ein japanischer Forscher präsentierte ein "personal positioning and orientation system", mit dem man sich - im Unterschied zum GPS - auch in einem unterirdischen Labyrinth oder einer riesigen Hotelanlage zurechtfinden könnte. Der User führt eine Videokamera mit sich, deren Bilder mit bereits gespeicherten Bildern abgeglichen werden. Clever ist auch die Idee des Referenten, den Benutzern auch virtuelle Orientierungstafeln zukommen zu lassen, so dass diese nicht nur wissen, wo sie sich befinden, sondern auch den Ausgang oder die Toilette finden. Da bei diesem Verfahren enorme Rechenleistungen vollbracht werden, muss der User im Minimum einen Computer von der Grösse eines Laptops umhängen. Dieser muss wiederum die Daten an einen Prozessor mit noch grösserer Kapazität weiterleiten. Der Referent hofft, dass die Miniaturisierung von Computern in dem Tempo fortschreitet wie bisher. Dann dürfte der Prozessor, der für diese Methode notwendig ist, in etwa sechs Jahren "wearable" sein.




Fussnoten:
(1) Arbeitsgruppe für angewandte Sehforschung: www.iha.bepr.ethz.ch/pages/forschung/vision/seh.htm
(2) Vergleiche auch ETH-Life-Artikel "Wearable Computers: Visionen und Realität": www.ethlife.ethz.ch/tages/show/Computer.html



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