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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 18.05.2001 06:00

Das Departement Werkstoff mit dem Materials Day
Die Lösung heisst Leichtbau

"Werkstoffe für Transport und Verkehr" lautet das Thema des heute stattfindenden "Materials Day" des Departements Werkstoffe der ETH Zürich. Im Zentrum steht der Leichtbau, der durch seine Verknüpfung mit Umwelt- und Ressourcenfragen auch über den Werkstoffbereich hinaus von Interesse ist.

Von Christoph Meier

Beim Bau von Automobilen, Schienenfahrzeugen und Flugzeugen steht der Leichtbau im Vordergrund. "Treibende Kraft beim Thema Leichtbau ist vor allem die Automobilindustrie, die aufgrund politischer Vorgaben für ihre Fahrzeugflotten eine Reduktion des Treibstoffverbrauchs anzustreben hat", erklärt Peter Uggowitzer, Professor am Institut für Metallforschung an der ETH (1). Dementsprechend wird ein Teil der Redner am heutigen Materials Day (2) diese Aspekte ansprechen und mögliche Lösungswege, basierend auf werkstoffkundlichen Konzepten, vorstellen. Der Materials Day ist eine Veranstaltung, in der die Forschung am Departement Werkstoffe der Öffentlichkeit präsentiert wird. Erwartet werden für den heutigen Anlass gegen 300 Personen, Fachleute sowie Laien.

Problem Autokäufer, nicht Automobilindustrie

Dort, wo grosse Massen beschleunigt werden und die benötigten Kräfte, der Energieverbrauch und die Emissionen im wesentlichen vom Gewicht abhängen, überrascht es nicht, dass Werkstoffe für den Leichtbau im Mittelpunkt der Entwicklungen stehen. Uggowitzer erläutert in diesem Zusammenhang , dass der Eindruck, dass die Autoindustrie umweltschonende Fahrzeuge nicht besonders fördere, falsch sei. "Die Automobilindustrie unternimmt grosse Anstrengungen, den Umweltauflagen und den politischen Rahmenbedingungen zu entsprechen.

materials day
Aluminium- oder Magnesiumlegierungen werden im halbfesten Zustand zu Bauteilen geformt.Das Bild zeigt einen Ausschnitt des Festphasenkeletts vor der Formgebung. gross

Ferdinand Piëch beispielsweise, seines Zeichens VW-Konzernchef und Ehrendoktor der ETH, hat zwei 3-Literautos in Serie gebracht, den 3l-VW Lupo und den A2 Audi. Leichtbau war dabei der Lösungsweg, unter Verwendung neuer Werkstoffe und neuer Werkstoffkonzepte." Vergleichbare Anstrengungen würden auch von anderen Automobilkonzernen unternommen. "Das Problem sind also nicht die Autohersteller, es sind dies vielmehr die Autokäufer, die protzige Autos und allen technischen Schnickschnack verlangen - und damit werden die Autos schwer und verbrauchen viel."


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materials day
Neu entwickelte Magnesiumlegierungen für den Einsatz im Leichtbau. gross

Wettkampf der Werkstoffklassen

Angesprochen darauf, welche Werkstoffe im Moment das Feld dominieren, antwortet der ETH-Forscher, dass das Auto der Zukunft ein Konglomerat verschiedener Werkstoffklassen sein werde. Während in der Vergangenheit der Stahl vorherrschte, sind heute auch Leichtmetalle wie Aluminium und Magnesium sowie Polymere von grosser Bedeutung. Es sei ein eigentlicher Wettstreit unten den verschiedenen Werkstoffklassen entbrannt. Neu im Rennen ist seit wenigen Jahren der mit 1.7 g pro cm2 leichteste metallische Strukturwerkstoff Magnesium (Aluminium 2.7 g pro cm2, Stahl 7.8 g pro cm2). Dies, weil es durch metallurgische Massnahmen - teilweise entwickelt an der ETH - möglich wurde, Magnesium weniger spröde und weniger korrosionsanfällig zu machen. Gross im Kommen für das neue, leichte, sichere und langlebige Auto sei auch rostfreier Stahl, der besonders mit Stickstoff legiert werde.

Mehr als eine Ziegelstein-Wissenschaft

"Ich finde den Anlass absolut sinnvoll und der Aufhänger ist auch geschickt gewählt, zumal im Verkehrsbereich tatsächlich ungeheure Schritte gemacht werden", schätzt ein ehemaliger ETH-Werkstoffingenieur den Materials Day ein. Doch trotz solchen Anlässen und der Aktualität der Forschung wird das Departement Werkstoffe mit rund 40 Studienanfängern pro Jahr nicht gerade von Studenten überrannt. Ein Teil des Problems der kleinen Studierendenzahlen sieht Uggowitzer darin, dass die Materialwissenschaft und -technik wahrscheinlich darunter leide, dass sie sich nicht leicht eigenständig definieren lasse. Einerseits sei ihr "Nährstoff" zwar Physik, Chemie, Biologie und die klassischen Ingenieurwissenschaften, andererseits sei sie aber mehr als nur ein Patchwork dieser klassischen Disziplinen. Heute hätte die Werkstoffwissenschaft eine grosse Kommunikationshürde zu nehmen, damit die Öffentlichkeit unter "Werkstoff" sich mehr vorstelle als einen "Ziegelstein". Als Argument für ein Werkstoffstudium führt der professorale Werkstöffler an, dass die Studienrichtung eine ideale Gelegenheit biete, sich tatsächlich interdisziplinär auszubilden und dass Werkstoffingenieure in der Schweizer Industrie heute sehr gefragt seien.


Fussnoten:
(1) Institute of Metallurgy: www.met.mat.ethz.ch
(2) Materials Day: www.materialsday.ethz.ch



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