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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 10.01.2001 06:00

Transfer-Lunch: "Patente und Lizenzen"
Von der Idee zum Patent

Den genialen Einfall zu haben ist eine Sache. Eine ganz andere ist es, seine Erfindung an den patentrechtlichen Klippen heil vorbeizusteuern. Eine Veranstaltung rund ums Thema Patente und Lizenzen ist unter ETH-Forschenden auf reges Interesse gestossen.

Von Roman Klingler

Wie denn das sei, wenn einem die zündende Idee in der Nacht käme, wollte ein Doktorand der Festkörperphysik halb im Ernst, halb im Spass, wissen. Dies, nachdem Regula Altmann von ETH transfer festgehalten hatte, dass ein Patent grundsätzlich der Arbeitgeberin - lies der ETH - gehöre, wenn der Erfinder/die Erfinderin den Lohn von derselben bezieht.

Das Interesse am Thema Patente und Lizenzen ist jedenfalls vorhanden, dies lässt sich nach dem ersten von insgesamt vier Tansfer-Lunches sagen. Die Veranstalter hatten mit 20 bis 30 Personen gerechnet, gekommen sind gestern deren 75, was kurzerhand eine Verlegung in einen grösseren Hörsaal notwendig machte.

Obwohl man eigentlich erwarten könnte, dass erst nach der Patenterteilung allfällige Verwertungsfragen mit Firmen angegangen werden, zeigt die Praxis, dass Lizenzen oft schon vor der Patenterteilung vergeben werden. Handkehrum winken den Firmen, die Risikokapital zur Verfügung stellen, lukrative Gewinne, wenn sich die Erfindung auf dem Markt verkaufen lässt.

Die Anzahl von Lizenzverträgen, die Firmen mit ETH-Forschern abgeschlossen haben, ist innert dreier Jahre von 10 auf 28 angewachsen. Weiteres Indiz für die steigende Bedeutung des kommerzialisierbaren Wissenstransfers: Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl von Kooperationsverträgen zwischen ETH-Forschern und der Wirtschaft fast verdoppelt.

Sandwich
Erst kommen die Brötchen... gross

Wenn sich eine Erfindung am Markt durchsetzt und Gewinne aus Patenten respektive aus Lizenzen anfallen, dann machen verschiedene Parteien die hohle Hand. Im Falle der ETH schöpft zuerst einmal der Bund 20 Prozent ab, von den restlichen 80 Prozent gehen je ein Drittel an den Erfinder, an das Institut und an die ETH, erläutert Regula Altmann die Praxis. Um das Thema nicht bloss von der rechtlichen Seite her zu beleuchten, lud die Transferstelle der ETH zwei Forscher ein, die aus ihren Erfahrungen mit Patenten berichteten.

Publikum
...und dann die Information. Beides in hohem Masse estimiert von ETH-Forschenden. gross


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Jeffrey Hubbell und Urs Boutellier
Professoren mit einschlägiger Patent-Erfahrung: Jeffrey Hubbell (links im Bild) und Urs Boutellier gross

Teures Lehrgeld

Professor Urs Boutelliers Ausführungen zeigten, wie dornenvoll der Weg von der Idee zum Patent sein kann. Mitte der 90er Jahre, als der Sportphysiologe sein Atmungstrainingsgerät patentieren lassen wollte, habe noch eine sehr rudimentäre Transferberatung existiert. "Ich musste alles selber erarbeiten und habe ein teures Lehrgeld bezahlt", resümiert der Mediziner mit einer Doppelprofessur an der ETH und an der Uni Zürich.

Um gleich anzufügen, dass heute das Klima gegenüber Patenten und Firmengründungen ein ganz anderes sei. Boutellier meldete schliesslich 1996 mit zwei amerikanischen Kollegen sein Patent in den USA an. Am 26. Dezember 2000 - sozusagen als verspätetes Weihnachtsgeschenk - wurde das Patent von der US-Behörde erteilt. Das Atmungstrainingsgerät soll in den nächsten Monaten von einer Firma im Zürcherischen Volketswil auf den Markt gebracht werden.

Gegen Irrglauben

Als amerikanischer Wissenschafter hat Professor Jeffrey Hubbell den Umgang mit Patenten quasi mit der universitären Muttermilch aufgesogen. Hubbell, der seit 1997 dem Institut für Biomedizinische Technik und Medizinische Informatik vorsteht, warnte vor einer Konfusion der Begriffe. Oft melde ein Forscher ein Patent an, ohne auch wirklich der Erfinder zu sein.

Schliesslich gelte es, mit einigen Mythen in den Köpfen von gewissen Forschungskollegen aufzuräumen. Beispielsweise mit dem Irrglauben, dass durch Patente die Forschungsanreize verfälscht würden. "Ich habe noch nie Doktoranden gehabt, die Ihr Forschungsgebiet ausgewählt haben, weil sie sich eher Chancen auf eine Patentierung ausgerechnet hätten."

"Mit den Transfer-Lunches wollen wir die ETH-Forschenden ermutigen, frühzeitig mit uns Kontakt aufzunehmen", erklärte der für die Kommunikation zuständige Mann bei ETH transfer, Matthias Erzinger. Die Veranstaltungen widerspiegeln ein geschärftes Bewusstsein der Schweizer Hochschulen, dass der Wissenstransfer durch eine professionelle Beratung nachhaltig gefördert werden kann und muss. "Es ist schade, wenn gute Diplomarbeiten nach der Publikation in der Schublade verschwinden", meint Claudia Fesch, eine weitere Fachfrau im Transferteam.


Die weiteren Transfer-Lunches
auflistungszeichen 16. Januar: "Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft"
auflistungszeichen 23. Januar: "Start-up Förderung an der ETH Zürich"
auflistungszeichen 30. Januar: "Technologietransfer in GB"




Literaturhinweise:
Powerpoint-Präsentationen zu den Referaten sowie weitere Informationen unter: http://www.transfer.ethz.ch
Techologie- und Patentinformationen unter: http://www.espacenet.ch



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