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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 21.12.2004 06:00

Jubiläumsprojekt "Perpetuum Mobile"
Die Faszination des Unmöglichen

Das Institut für Robotik und Intelligente Systeme präsentiert sich im Rahmen des ETH-Jubiläums mit einer Ausstellung zum Thema "Perpetuum Mobile". Die Besucherinnen und Besucher nähern sich auf verschiedenen Ebenen dem alten Menschheitstraum und erfahren dabei, warum das physikalisch Unmögliche derart anziehend ist.

Von Felix Würsten

"Hier sieht man das einmalige Perpetumobil, welches erfunden und konstruiert wurde von den beiden berühmten Lokomotivführern Lukas und Jim Knopf. Es kann sich nicht nur durch eigene Kraft fortbewegen, d.h. fahren, fliegen, schwimmen und tauchen, nein, man kann es auch abstellen, wenn man will." So wird im Buch "Jim Knopf und die Wilde 13" die wundersame Lokomotive Emma vorgestellt, mit der Jim Knopf und sein grosser Freund Lukas, der Lokomotivführer, eine abenteuerliche Reise unternehmen.

Eine Maschine zu besitzen, die nicht nur fliegen, fahren und schwimmen kann, sondern auch gänzlich ohne fremde Energiezufuhr funktioniert, davon träumen nicht nur Kinder. Selbst die abgeklärten Ingenieure einer technischen Hochschule können sich der Faszination des physikalisch Unmöglichen offenbar nur schwer entziehen. Jedenfalls wird das Institut für Robotik und Intelligente Systeme unter dem Titel "Perpetuum Mobile " im nächsten April auf dem Platzspitzareal eigens eine Ausstellung zu diesem Thema präsentieren.

Alte und neue Exponate

Die Ausstellung dokumentiert anhand von Exponaten und alten Dokumenten – teilweise aus der Raritätensammlung der ETH – die vergeblichen Bemühungen, ein Perpetuum Mobile zu bauen. Auch die Lokomotive Emma wird zu besichtigen sein. Die Augsburger Puppenkiste, die in den sechziger und siebziger Jahren die Geschichte von Jim Knopf verfilmte, wird den Ausstellungsmachern im nächsten Frühjahr die bekannte Lokomotive ausleihen.

Auch aktuelle Konstruktionen werden zu sehen sein. Mittelschulklassen sind eingeladen, im Rahmen eines Wettbewerbs ein möglichst originelles Perpetuum Mobile zu bauen. Obwohl der Wettbewerb später als geplant ausgeschrieben wurde, rechnet Projektleiter Sascha Stoeter mit einer regen Beteiligung – die Anziehungskraft des Themas dürfte die eine oder andere Klasse zu einem Effort animieren. In einem ersten Schritt werden interessierte Klassen aufgefordert, einen Entwurf einzureichen. Etwa zehn Gruppen erhalten anschliessend Gelegenheit, ihren Vorschlag umzusetzen und in Zürich auszustellen.

Thermodynamik im Alltag

Warum es physikalisch unmöglich ist, ein Perpetuum Mobile zu bauen, wird den Ausstellungsbesuchern in einem kurzen Film erklärt. "Am Beispiel einer Schaukel, einer Billardkugel und einer Dampfmaschine erklären wir auf einfache Weise die Gesetzmässigkeiten der Thermodynamik", erklärt Stoeter.


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Die Lokomotive Emma der Augsburger Puppenkiste: "Viele Erfinder haben sich schon den Kopf zerbrochen, wie man so ein 'Perpetumobil' bauen könnte. Aber sie haben es nicht herausgefunden." (Bild S. Stoeter) gross

Da das Budget für eine professionelle Filmproduktion nicht ausreichte, haben sich die Ausstellungsmacher mit der Hochschule für Gestaltung sowie dem Zürcher Hochschulfernsehen "United Visions" zusammengeschlossen. "Die Aufnahmen lassen sich durchaus sehen", meint Stoeter, "auch wenn es keine aufwändigen Kamerafahrten gibt."

Abgerundet werden soll die Ausstellung mit Hörstationen, bei denen Musikstücke zum Thema Perpetuum Mobile zu hören sind. Johann Strauss, die Comedian Harmonists und die Einstürzenden Neubauten etwa haben sich von den unendlich laufenden Maschinen inspirieren lassen.

Ungewohnte Arbeitsweise

Das Jubiläumsprojekt, so Stoeter, sei relativ gut im Zeitplan. "Die Informationen haben wir zusammen, nun geht es um die konkrete Umsetzung." Für ihn als Ingenieur stellt das ETH-Jubiläum eine ungewohnte Erfahrung dar. "Wir sind uns eine völlig andere Arbeitsweise gewohnt. In der Regel haben wir am Anfang einen Plan, den wir dann schrittweise umsetzen. Beim Jubiläum verläuft hingegen alles viel chaotischer; auch grundlegende Dinge haben sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert."

Daneben musste sich Stoeter auch mit bisher unbekannten organisatorischen Fragen auseinandersetzen. "Man muss bei einem solchen Projekt auf viele Details achten. Zum Beispiel mussten wir bei der Emma abklären, wie die Lokomotive überhaupt nach Zürich kommen wird, wir mussten einen Ausleihvertrag aushandeln, eine Versicherung abschliessen und uns um eine spezielle Einfuhrgenehmigung kümmern. Denn schliesslich handelt es sich beim Perpetumobil ja um ein Kunstobjekt."




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