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Rubrik: Tagesberichte |
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Ausstellung in der Architekturgalerie Aedes Science City im Berliner Baulabor |
Vergangenes Wochenende wurde in der Berliner Galerie Aedes die Ausstellung „Science City ETH Zürich – Hochschulcampus und Stadtquartier für Denkkultur“ eröffnet. Rund 200 Interessierte aus Berlin und der Schweiz besuchten die Vernissage des ersten Ausland-Auftritts der Vision für den neuen ETH-Campus. Von Norbert Staub Die um 1900 gebauten und kürzlich stilsicher renovierten Hackeschen Höfe im Berliner Scheunenviertel nahe beim Alexanderplatz sind derzeit einer der grossen Publikumsmagnete der Stadt. Wo in den bewegten zwanziger Jahren das ZK der Kommunistischen Partei Deutschlands tagte, flanieren heute Touristen durch das acht Innenhöfe umfassende Geflecht. Die Verbindung von Hinterhofcharme und dem Flair der Grossstadt hat Restaurants, Modeboutiquen, ein Programmkino, Theater, Buchläden und Galerien in die Höfe gelockt. Eine davon nennt sich Aedes – lateinisch für „Haus“ oder „Tempel“.
Die Gründer Kristin Freireiss und Hans-Jürgen Commerell haben sich zum Ziel gesetzt, Entwicklungen und Strömungen der Architektur sowohl anhand ihrer bekanntesten als auch mit ihren jüngsten Exponenten zu dokumentieren. Aedes hat sich in den bald 25 Jahren ihres Bestehens zur stark beachteten Adresse für Architekturinteressierte entwickelt. Der „Spiegel“ zum Beispiel umschrieb die Institution mit „Baulabor und Experimentierstudio der internationalen Nachwuchsavantgarde“. Und die „taz“ schrieb: „Alle Stars mussten hier durch“. Wechsel zur ETH als „Ritterschlag“ Nun ist, wie bereits berichtet (1), die Reihe an Science City. An die 200 Interessierte wollten an der Vernissage am vergangenen Freitag die mit Bildern, Plänen, Modellen, Texten und Screens veanschaulichte Vision des Hochschulcampus und Stadtquartiers am Hönggerberg kennen lernen; unter ihnen die Schweizer Gäste Ernst Buschor, ETH-Rats-Vizepräsident, Marcel Knörr, Präsident des Höngger Quartiervereins und des Zürcher Stadtparlaments sowie Emy Lalli, Zürcher Kantonsratspräsidentin. Die ETH habe sich gerade in Deutschland „zum Mythos in der Architektur“ entwickelt, sagte Kristin Freireiss: „Immer wenn Berliner Studenten berichten, sie seien an der ETH angenommen, kommt dies einem Ritterschlag gleich.“ Mit Science City zeichne die ETH einmal mehr einen Weg vor: den der Vernetzung. Universitäten bräuchten künftig mehr intelligente Schnittstellen zu Industrie und Wirtschaft.
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Gerhard Schmitt, ETH-Vizepräsident Planung und „Science City“-Initiator, zeigte, dass der Brainpool Polytechnikum für die junge Schweiz, ein Land ohne Bodenschätze, ein unverzichtbarer geistiger Nährboden auf dem Weg zur Industrienation war. Er skizzierte zudem, wie die bauliche Entwicklung der ETH immer mit den schnell wachsenden und sich wandelnden Ansprüchen Schritt halten musste. Mäzene versus Sponsoren „Science City ist nach ETH Zentrum und Hönggerberg nun die dritte Vision der ETH“, sagte Schmitt. Sie solle in kurzer Zeit, bis 2010, umgesetzt werden. Den nächsten markanten Schritt wird der Spatenstich zum Bau des Gebäudes für Informationswissenschaft darstellen (ab 2005), welches den Namen „Branco Weiss Information Science Lab“ erhalten wird, wie Schmitt sagte. Der ETH-Alumnus und Mäzen Branco Weiss unterstützt den Bau mit 23 Millionen Franken. Er selbst betonte anlässlich der Vernissage, es sei für ihn ein Privileg, die ETH unterstützen zu können. Aber nicht jede Unterstützung geschehe so selbstlos wie diese: Im Zeitalter wachsender Angewiesenheit auf private Mittel müsse man klar unterscheiden zwischen Sponsoren, die etwas für ihren Beitrag haben wollen und Mäzenen, die das nicht tun, so Weiss.
Universitas begrüsst Civitas „Ich bin ein Fan des Poly“, sagte Werner Baumann, Schweizer Botschafter in Berlin, in seiner Grussadresse. „Urgrossvater, Grossvater und Vater waren ETH-Absolventen. In der Achtung meiner Grossmutter bin ich spürbar gesunken, als ich mich den Geisteswissenschaften zuwandte“, so Baumann scherzhaft. Er begrüsse insbesondere, dass die Universitas ETH sich mit der Science-City-Vision der Civitas zuwende. Der amerikanische Architekt Michael Rotondi würdigte Science City als ein Phänomen, das über die Verbindung von Wissenschaft und Architektur hinausweise: „Es geht hier darum, fruchtbare Beziehungen herzustellen, und das ist wohl der Ursprungsgedanke einer jeden Universität“. |
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Literaturhinweise:
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