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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 11.02.2004 06:00

Die Auferstehungssinfonie im KKL
Beflügelter Mahler

Die zweite Sinfonie von Gustav Mahler stand auf dem Programm des Akademischen Orchesters Zürich, das das Stück zusammen mit Irène Friedli, Noëmi Nadelmann, dem Akademischen Chor Zürich und dem Singkreis der Engadiner Kantorei zur Aufführung brachte. Die Interpretation des spätromantischen Monumentalwerkes faszinierte das Publikum in Luzern.

Von Christoph Meier

Die gelungenen Schlüsse, sie fallen immer wieder auf, wenn man das Akademische Orchester Zürich hört. Dem war auch letzten Freitagabend so, als das Akademische Orchesters Zürich unter Leitung von Johannes Schlaefli zusammen mit der Altistin Irène Friedli, der Sopranistin Noëmi Nadelmann, dem Akademischen Chor Zürich und dem Singkreis der Engadiner Kantorei die zweite Sinfonie von Gustav Mahler, die Auferstehungssinfonie, im Kultur- und Kongresszentrum Luzern aufführte.

Manchmal erinnerte die Interpretation an einen musikalischen Steinbruch. Riesige musikalische Blöcke wurden heraufbeschworen. Daneben fanden sich aber auch feine tönende Kristalle aus aufgebrochenen Klüften. Gezielt wurden Explosionen ausgelöst, was manchmal fast bis zur Schmerzgrenze ging. Im Sinne der Dramatik verzichteten die Musizierenden teilweise auch auf Wohlklang, was durchaus den Absichten Mahlers entsprechen dürfte. Entsprechend kamen auch einiger Staub und viele scharfe Kanten zum Vorschein. Hie und da gab es auch unfreiwillige Überraschungen.

Das Bild des musikalischen Steinbruchs versagt aber insofern, als dass das Bemühen der akademischen Musizierenden nicht auf einen Abbau hinauslief sondern auf einen Aufbau – zum Beispiel beim letzten der fünf Sätze der Sinfonie: Hier greift das Orchester bereits im ersten Teil das „O glaube“- und Auferstehungsmotiv auf, bevor Sängerinnen und Chor sie übernehmen und zum grandiosen Schluss mit Glockenschlägen und Orgel führen. Dieser grossartigen Steigerung konnten sich die Zuhörer in Luzern nicht entziehen und die Komposition schien auch die Interpreten zu bannen. So gelang der Choreinsatz trotz der vielen Stimmen beeindruckend transparent, homogen und fein. Ihren Auftritt im Finale gestalteten die Sängerinnen sehr dialogisch mit dem Orchester, wobei Noëmi Nadelmanns dramatisches Vibrato zum „gelitten“ passte, aber bei „O glaube“ gar opernhaft wirkte.


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Nehmen den Aplaus von Orchester, Dirigent und Publikum entgegen: Irène Friedli und Noëmi Nadelmann. gross

Vor dem Schlusssatz sang Irène Friedli mit viel Gespür „Das Urlicht“ und liess den flehenden Charakter des Satzes gekonnt zur Geltung kommen. Bei den vorangehenden zwei Sätzen, „Andante moderato“ und „in ruhiger fliessender Bewegung“, demonstrierte das Orchester sein Können. Der zweite Satz wurde in idealem Tempo angegangen, das aber von den Celli etwas schnell angezogen wurde. Schön gelang der Kontrast zwischen gezupftem und darauf folgendem gestrichenem Teil, ein Auskosten des Geigenschmelzes. Die Musizierenden hatten aber auch Lust an Kräftigerem, was sich im gespielten Rasseln der „col legno“-Passagen des Scherzos zeigte.

Bleibt noch der Anfang des Werks: Der erste Satz ist fast ein Stück für sich, was insofern nicht überrascht, als auch schon Mahler das Allegro maestoso als eigenständige symphonische Dichtung bezeichnet hat. Das akademische Orchester konnte viele Finessen des Satzes aufzeigen, seien es die markanten Dynamikwechsel oder beispielsweise die stimmungsvollen Geigenglissandi. Teilweise hätte man sich gewisse Stellen wie das Aufbäumen vor dem Schluss noch mit schmerzlicherem Ausdruck vorstellen können, denn immerhin bezeichnete der Komponist den Satz einmal als eine Totenfeier. Insgesamt kann man in Anlehnung an den Text im Schlusschor sagen, dass es den akademischen Musizierenden gelungen ist, mit Flügeln, die sie sich errungen, sich Mahlers Musik überzeugend angenähert zu haben.


Literaturhinweise:
Akademisches Orchester Zürich: www.aoz.ethz.ch



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