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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 22.11.2005 06:00

ETH-Projekt "House of Science" in Bamyian, Afghanistan
Bau und Inhalt nehmen Formen an

Dank einem goldenen Herbst hat der Bau des „House of Science“ der ETH in Bamyian gute Fortschritte gemacht. Wenn das schöne Wetter anhält, dann können im Erdgeschoss noch vor dem Winter Fenster eingesetzt werden.

Peter Rüegg

Der Frühling war ungewöhnlich nass in Afghanistan. Das verzögerte den Bau des ETH House of Science in Bamyian. Erst Ende April erfolgte der Spatenstich. Noch im Sommer zweifelten die Bauherrschaft und die Architekten, ob der Bau genügend Fortschritte machen würde, um beruhigt in die Winterpause gehen zu können (1).

Deckel zu vor dem Winter

Ein schöner Herbst hat nun aber viel dazu beigetragen, dass die Arbeiter zügig vorwärts machen konnten. So sind mittlerweile die Stützen gebaut. Dieser Tage wird auch die Decke geschalt und betoniert, und, sofern es weiterhin trocken bleibt, können die Arbeiter Anfang Dezember die Schalung abbrechen und die Fenster einsetzen. Das würde das Gebäude wintersicher machen. Die Fenster sind hoch isolierend und wurden eigens in einem Container aus der Schweiz nach Bamyian verfrachtet. „Wir hoffen, dass das Gebäude bald soweit geschlossen ist, dass man im Dezember auch mit dem Innenausbau beginnen kann“, sagt Bauingenieurprofessor Mario Fontana, der das Projekt begleitet.

Die Idee für ein universitäres Zentrum in Bamyian stammt ursprünglich von den drei Architekturstudenten Wolfgang Rossbauer, Ivica Brnic und Florian Graf. Mit diesem Projekt haben sie den Luftschloss-Wettbewerb gewonnen, den die ETH im Rahmen ihres Jubiläums ausgeschrieben hatte.

Programm nimmt Formen an

Im nächsten März soll dann mit Hochdruck an der Vollendung des universitären Begegnungszentrums gearbeitet werden. Wenn alles planmässig läuft, steht der Einweihung Ende Mai nichts im Weg. „Falls das Wetter aber im Frühjahr wieder schlecht sein soll, dann findet die Eröffnung halt im Sommer statt“, sagt Fontana.

Doch nicht nur auf der Baustelle laufen die Arbeiten auf Hochtouren. Die Professoren Stahel und Fontana haben damit begonnen, einen Beirat und eine Projektorganisation für die Nutzung des House of Science zusammenzustellen. Bau, Geodäsie, Kulturgüterschutz, Geologie, Landwirtschaft und Landwirtschafts-Ökonomie, Pädagogik und Politikwissenschaften sind die Fächer, die dereinst auf den Lehrplan stehen könnten. Auch an Biologie hat die Universität Bamyian Interesse gezeigt.


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Das zukünftige House of Science der ETH in Bamyian, Afghanistan: Die Stützen sind betoniert, bald kommt ein Deckel auf das Erdgeschoss (Bild: A. Stahel) gross

„Es wäre schön, wenn wir dies alles in Bamyian lehren könnten, denn diese Region ist total vernachlässigt“, so Fontana. Zentral sei der Wissenstransfer, der dank des geplanten Internetanschluss via Satellit bewerkstelligt werden könne. „Früher hätte man eine ganze teure Bibliothek dorthin bringen müssen, heute kann man auch mit wenig Geld viel erreichen“, sagt er.

Grosse Akzeptanz

Afghanistan-Kenner Albert A. Stahel, der Bamyian und die Baustelle im Oktober besucht hat, hält diesen Ort für ein universitäres Zentrum sehr geeignet. Europa habe ein kulturelles Interesse an Bamyian; der Buddhismus habe in Afghanistan in der Vergangenheit seine Blüte erlebt. Davon zeugten die zerstörten Buddha-Statuen in Bamyian. Ausserdem sei diese Provinz ruhig und sehr sicher, die Leute seien zuverlässig und hier könne die Schweiz mit relativ wenig Geld viel erreichen. „Die grossen Städte Afghanistans haben bereits Universitäten. Dort würde man selbst mit viel Geld wenig bewirken und kaum Signale nach aussen senden können. „In Bamyian fällt dagegen jeder Beitrag auf“, ist der Strategieexperte überzeugt. Politisch sei der Bau des House of Science sofort akzeptiert gewesen. Wichtig sei, dass man keine leeren Versprechen machen würde, weil man die Glaubwürdigkeit rasch verlieren würde.

Noch ist unklar, wer die afghanischen Studierenden unterrichtet. Fontana und Stahel aber hoffen, dass sie Unterstützung erhalten von der Schulleitung, von aktiven und emeritierten Professoren, vom Mittelbau oder engagierten Studierenden der ETH. Dieses Engagement dürfe aber keinen amtlich geprägten Charakter erhalten. Wer sich für Projekte in Bamyian interessiere, solle sich bei ihnen melden. „Das Projekt Bamyian ist aus studentischer Initiative entstanden, es soll auch studentisch geprägt bleiben“, sagt Fontana. Und Stahel doppelt nach: „Wer sich für einen Einsatz in Bamyian entscheidet, nimmt eine Erfahrung fürs Leben mit“. Die Projekte hätten immer Pioniercharakter.


Fussnoten:
(1) vgl. ETH Life-Bericht Bauen unter schwierigen Bedingungen: www.ethlife.ethz.ch/articles/jubil2005/baufortschritt.html



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