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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 05.02.2003 06:00

Einweihung des neuen Biochemiegebäudes
Enten, Spindeln und offene Decken

Das neue Biochemie-Gebäude HPM 1 wurde letzten Freitag offiziell eingeweiht. Ein Rückblick auf die Entstehung, ein Rundgang durch das Gebäude und ein Minisymposium, das einen Einblick in die vor Ort betriebene Forschung gab, bildeten den würdigen Rahmen für den Anlass.

Von Christoph Meier

"Die Leute waren scharf darauf, auf den Hönggerberg zu kommen", sagte Rolf Moser bei der offiziellen Einweihung des neu gestalteten Gebäudes HPM1 letzten Freitag auf dem Hönggerberg. Moser brachte während der Planung als Benutzervertreter die Anliegen der Biochemiker ein. Dass es den Benutzern aber auch der Schulleitung im Institut am Ententeich gefällt, das wurde am Festtag offensichtlich. Ari Helenius, Vorsteher des Biochemieinstituts (1) während der Bauphase, war sogar so angetan von der neuen Nachbarschaft zu den Enten, dass er die Wasservögel gleich zum Maskottchen für das Institut erklärte.

Fertig und bezahlt

ETH-Präsident Olaf Kübler wies in seinen Grussworten darauf hin, dass auch globale Wissenschaft eine Lokalität brauche. Ein Rundgang im neuen Gebäude habe ihm gezeigt, dass hier eine moderne Infrastruktur zusammen mit dem nötigen Spirit der Forschenden vorhanden sei. "Ich bin glücklich mit jedem Gebäude, das fertig und bezahlt ist", meinte Gerhard Schmitt, Vizepräsident Planung und Logistik. Er zeigte sich auch überzeugt von der bei diesem Projekt erstmals gewählten Ausschreibung über das Internet und der Auftrags-Vergabe an Werkgruppen. Dadurch blieb die Bauleitung bei der ETH, was zwar einen grösseren Organisationsaufwand für die ETH mit sich brachte, aber zu einer Kostenreduktion führte.

Monument für Rolf Moser

Dass das neue Institut sich in der Zeit seit dem Umzug bewährte, bestätigte Helenius. Eine positive Erfahrung für den Biochemiker war die Zusammenarbeit mit der "ETH-Bürokratie", die sich flexibler gezeigt habe als ihr Ruf. Der spezielle Dank Helenius galt aber Rolf Moser. So stehe das M von HPM für Moser. Der Gelobte schilderte den Gästen die Entstehungsgeschichte des neuen Instituts. Dabei vermittelte er eine Ahnung davon, wie viele Faktoren bei der Gestaltung eines Forschungsinstituts diskutiert werden müssen. Die Nutzer hätten sich zum Beispiel zu Beginn schwer getan mit der Vorstellung einer offenen Decke, bei der alle Leitungen sichtbar sind. Inzwischen wisse man aber den zusätzlichen Raum zu schätzen. Ein Indiz dafür, dass gut geplant wurde, sei auch, dass 99 Prozent der installierten Anschlüsse wirklich funktionieren.

Die offene Decke ist ein Punkt, auf den Rolf Moser (rechts) bei der Führung durch das neue Institut hinweist. gross


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Stolz präsentiert ein Mitglied des Biochemieinstituts den neuen Pipetierroboter. gross

Orientierte Spindeln und desorientierte Zellen

Bei der Einweihung kamen den Nutzern des neuen Gebäudes entsprechend auch die Forschenden zu Wort. Beim Minisymposium präsentierten vor allem die jüngeren Professoren ihre Arbeit. Yves Barall befasste sich mit der Orientierung der Spindel, die bei der Zellteilung für die korrekte Aufteilung der Erbinformation zuständig ist. Teilt sich eine Hefezelle, indem sie eine Knospe bildet, so wachsen von einer Seite der Spindel aus sogenannte Mikrotubuli zur Abschnürungsstelle und verleihen der Spindel somit eine Orientierung. Barall konnte nun aufklären, welche Faktoren diesen Prozess steuern.

Ebenfalls teilenden Zellen widmete sich Matthias Peter. Dabei gilt sein Augenmerk der gestörten Zellvermehrung, wie sie bei Krebserkrankungen auftritt. In seinen Ausführungen ging der Forscher darauf ein, was für eine Rolle der bekannte Eiweissabbau durch Ubiquitinierung bei der korrekten Vermehrung und Aufteilung der Erbinformation spielt.

Schöner Wurm und der Kern des Froscheis

Dass Schönheit auch in der Wissenschaft ein Argument ist, das machte Monica Gotta klar. Denn neben dem kurzen Lebenszyklus, der Durchsichtigkeit und der eng kontrollierten Zellteilung arbeitet die Forscherin auch aufgrund der Schönheit mit dem Fadenwurm Caenorhabditis elegans. Zudem kann bei diesem Modellorganismus auch die Methode der RNA-Interferenz zur Ausschaltung verschiedener Gene einfach angewendet werden (2). Als eines ihrer Forschungsprojekte stellte die Professorin den Einfluss eines speziellen heterotrimeren G-Proteins auf die Spindelorientierung vor.

Porentiefe Analysen präsentierte Ulrike Kutay (3). Die Professorin erläuterte, wie sich die Struktur der Kernpore bei Froscheiern verändern kann. Ihre Befunde legen auch nahe, dass beim Zellkern der Import weniger spezifisch vonstatten geht als der Export. Im weiteren sprechen die Resultate der Forscherin dafür, dass die Umsetzung von RNA in Eiweisse nicht im Zellkern stattfindet.

Weg durch die Zelle und durchs Institut

Einen neuen Weg durch die Zelle präsentierte Ari Helenius (4). Indem Forschende seiner Gruppe den Fluoreszenz-markierten Virus SV 40 verfolgten, stiessen sie auf eine neue Infektionsroute. Dazu gehört auch eine neue Zellorganelle, das Caveosom. Diese Befunde führten den Forscher zu einem ganzen Strauss von Fragen, insbesondere was die normale Funktion von Caveosomen ist. - Helenius war im Anschluss an das Symposium auch ein Mitglied des Instituts, das den Gästen die Räume des neuen Instituts zeigte. Auf dem Rundgang sah man, dass das Institut lebt und auf Hochtouren läuft, was natürlich mit neuen Geräten wie einem Pipetierroboter leichter fällt.


Fussnoten:
(1) Institut für Biochemie: www.bc.biol.ethz.ch/home/home.html
(2) "ETH Life"-Artikel "An der ETH ist der Wurm drin" zu Forschung von Monica Gotta: www.ethlife.ethz.ch/articles/elegansgottasohrmann.html
(3) "ETH Life"-Artikel "Porentief analysiert" zu Forschung von Ulrike Kutay: www.ethlife.ethz.ch/articles/kernporenensslinkutay.html
(4) "ETH Life"-Artikel "Wie eine Zelle geentert wird" ( www.ethlife.ethz.ch/articles/WieeineZellegeenter.html) und "Neuer Pfad durch die Zelle" ( www.ethlife.ethz.ch/articles/InRealTimedurchdieZ.html) zu Forschung von Ari Helenius



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